Sprockhövel/Wattenscheid. Wattenscheid verspielt die Chance auf Platz 1. Pfiffe gibt es aber nicht. Der Trainer bleibt ruhig, aber will vom Meisterrennen nichts wissen.
Nach der 1:4-Niederlage bei der TSG Sprockhövel am Donnerstag liefen die Spieler der SG Wattenscheid 09 wie nach jeder Partie zu ihren Fans. Was sie am Rand des Sportplatzes im Baumhof zu hören bekamen, passte aber nicht zum Ergebnis der Partie. Von „durchweg positiver Stimmung“ aufgrund der guten Hinrunde und des erfolgreichen Neustarts berichtete Angreifer Casalino, warum es bei der SG 09 keine Pfiffe für die Klatsche gab.
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Die wären auch unfair gewesen. Die 800 Fans, der lautere und mutmaßlich größere Teil davon im Gästebereich, sahen im Baumhof eine Mannschaft, die tollen Fußball spielte und eine, die tolle Tore schoss. Die erste war Wattenscheid 09, die zweite die TSG Sprockhövel. Das kann man so sagen, ohne die gute Leistung der Siegermannschaft zu schmälern.
„Ich habe selten so eine unverdiente Niederlage gesehen als die unserer Jungs heute“, meinte Trainer Christian Britscho. „Wir haben unsere Tore nicht gemacht, dafür sind wir bestraft worden, vielleicht auch zurecht. Wir lassen uns die so gute bisherige Serie nicht durch dieses Ergebnis kaputt machen.“
Wattenscheid 09 spielt tollen Fußball, trifft aber das Tor nicht
Wattenscheid hatte mehr Chancen, spielte den besseren Fußball und verlor trotzdem deutlich. Nach einem Doppelschlag zu Beginn der ersten Hälfte (Marvin Schurigs Kommentar nach dem 2:0: „Das darf doch nicht wahr sein!“), stemmte sich die SG 09 gegen die Niederlage. Statt einer Aufholjagd wurde es überdeutlich. Die Krönung war das 1:4 in der Nachspielzeit, als Christian Antwi-Adjei (Bruder von VfL-Profi und Ex-TSG-Spieler Christopher) mit einem energischen Sprint durchs Mittelfeld ging und dann das vierte Tor vorbereitete – die dritte und höchste Niederlage der Saison.
„Ein Spiel, das man so nicht verlieren darf“, meinte auch Felix Casalino, der dem Spiel mit seinen Chancen alleine eine andere Wendung hätte geben können (aber bei weitem nicht der einzige war, der große Chancen ausließ). Schon gegen Vreden hatte die SG Wattenscheid 09 das Tor nicht (bzw. erst ganz spät) getroffen, in letzter Minute einen Punkt gesichert. Jetzt ein Ergebnis in Sprockhövel, das sich anfühlte wie verkehrte Welt. In sechs Tagen einen Haufen Chancen und fünf Punkte liegengelassen, die die Tabellenführung bedeutet hätten. Ein Sieg in Sprockhövel hätte immerhin noch den besten Punkteschnitt der Liga bedeutet, was in Corona-Zeiten ja auch ein wichtiger Wert ist.
Wattenscheid 09 spielt tollen Fußball, trifft aber das Tor nicht
Britscho dazu: „Ich stelle mich jetzt nicht hierhin und sage, dass wir mehr Torschusstraining machen müssen. Das haben wir sehr viel gemacht, haben auch gut getroffen, haben beim Aufwärmen auch alles getroffen, was es zu treffen gab. Das ist dann ein Stück weit Spielglück, aber wir haben kein Offensivproblem.“ Fühlt sich die Mannschaft zu sicher? „Das ist eben unsere Art und Weise Fußball zu spielen und sie wird sehr oft belohnt und manchmal wird sie bestraft.“
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Wattenscheid hat in dieser Saison zehn von 14 Spielen gewonnen, steht auf Rang drei. Und dass die Mannschaft von ihren fußballerischen Fähigkeiten mindestens dort hingehört, hat sie gezeigt. Schon früh in der Saison wirkte das Kombinationsspiel flüssig, automatisch; der Auftritt in Sprockhövel war fußballerisch aus einem Guss. Das muss erst einmal ein Oberligist besser machen. Britscho: „Am Ende spricht das Ergebnis gegen uns, und die Art und Weise Fußball zu spielen für uns. Dann verliere ich lieber so, als anders zu gewinnen, da stehe ich zu.“
Direkt ein Topspiel im Aufstiegsrennen
Am 10. Januar geht die Vorbereitung auf die restlichen sechs Hinrundenspiele los, der erste Gegner am 20. Februar ist direkt der FC Gütersloh, Tabellenvierter und Aufstiegsaspirant. Ein Schlüsselspiel im Meister- und Aufstiegsrennen. „Wir beschäftigen uns gar nicht mit der Meisterschaft“, sagt Britscho, aber auch: „Man hat ja heute gesehen, wie viel die Mannschaft zu leisten im Stande ist.“