Valencia. Amanal Petros vom TV Wattenscheid verbessert in Valencia seinen Marathon-Rekord. Er sendet eine emotionale Botschaft an seine Familie.
„Ich laufe für dich, MAMA!“ Amanal Petros benutzte Großbuchstaben für diese Botschaft, die er vor dem Marathon von Valencia auf seinem Instagram-Account postete. Dort verbesserte er den bisherigen deutschen Rekord, den er selbst vor einem Jahr an Ort und Stelle aufgestellt hatte. Der in Eritrea geborene 26-Jährige vom TV Wattenscheid 01 lief in Spanien als elfter 2:06:27 Stunden über die klassischen 42,195 Kilometer, war damit gleich 51 Sekunden schneller als im Vorjahr.
Es ist sein zweiter Deutscher Rekord innerhalb weniger Wochen, ebenfalls in Valencia hatte er kürzlich erst eine neue Halbmarathon-Bestmarke abgeliefert.
Amanal Petros: Aus der Heimat geflohen, jetzt bester deutscher Marathonläufer
Vor dem Rennen erinnerte sich Petros öffentlich: „Heute vor einem Jahr saß ich in meinem Hotelzimmer und wusste nicht, wie ich den Marathon am nächsten Tag hinkriegen sollte. Ich hatte seit vier oder fünf Wochen nichts von meiner Mutter gehört.“ Die Unsicherheit, ob seine Familie Essen, Wasser, Geld habe, sei das schlimmste Gefühl, das wünsche er niemanden, meint Petros. Also sei er für seine Familie gelaufen trotz aller Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.
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Petros wurde in Eritrea geboren, er stammt aus der Tigray-Region. Einer der ärmsten Orte der Welt, wo seit Jahren Bürgerkrieg herrscht. Als er zwei Jahre alt war, floh seine Mutter mit ihm nach Äthiopien. 2012 kam Petros nach Deutschland, allein.
Knapp zehn Jahre später ist er der beste deutsche Marathonläufer aller Zeiten. Aber seit mehr als einem Jahr hat er nichts von seiner Familie gehört. „Wie alle Familien aus Tigray sind sie vom Rest der Welt isoliert und vergessen.“ Er wolle für die laufen, die nicht gehört, sondern vergessen werden, auch wenn sie nach Hilfe rufen. Für seine Mama.
Petros trotzt schwierigen Bedingungen, Pfeiffer muss aufgeben
Der Rekord in Valencia war einer mit Ansage, nicht weniger hatte Petros sich vorgenommen, trotz komplizierter Bedingungen. „Das war wieder ein Superding, das Aman hier abgeliefert hat“, sagte sein Trainer Tono Kirschbaum, der seine Athleten vor Ort betreute, „und das, obwohl das heute bestimmt der windigste Tag des Jahres in Valencia gewesen ist. Das erinnerte schon an einen Lauf an der Nordsee.“
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Petros passte seine Strategie an, legte etwas langsamer los, reihte sich ein. „Er ist das alles relaxed und selbstbewusst angegangen“, war Kirschbaum beeindruckt.
Petros’ Teamkollege Hendrik Pfeiffer musste das Rennen abbrechen, hatte aus privaten Gründen keine optimale Vorbereitung hinter sich, wollte es aber zumindest versuchen. Auf Platz 26, als zweitbester Deutscher, kam Tom Gröschel ins Ziel, der zwar für Rostock startet, aber in Wattenscheid gemeinsam mit Petros, Pfeiffer und Nils Voigt in bei Kirschbaum trainiert und seit Jahren in Bochum lebt. Noch besser war Gröschels Zeit: 2:11:03 Stunden, das bedeutete WM-Norm. Der Sieg in Valencia ging an den Kenianer Lawrence Cherono (2:05:12). (mit sid)
- Ein älteres, aber ausführliches Porträt zu Amanal Petros von Thomas Lelgemann lesen Sie hier
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