Bochum. Winterpause für die U19 und U17, darunter geht es weiter: So stehen die Bochumer Fußballvereine zur FLVW-Regelung im Nachwuchsbereich.

Schwammig allemal, bisweilen auch chaotisch muten die aktuellen Regeln für den Jugendfußball in Westfalen an: Alle Mannschaften bis zur C-Jugend dürfen weiterspielen. Die Saison der B- sowie A-Junioren wurde unterbrochen – darf allerdings fortgesetzt werden, wenn sich zwei Vereine explizit darauf einigen, ein Liga-Spiel unter 2G-Bedingungen durchführen zu können. Zwei Liga-Spieltage sind in diesem Kalenderjahr davon betroffen.

Diese Regelung richtet sich nach der gültigen Corona-Schutzverordnung in NRW und sorgt bei den Bochumer Vereinen für offene Fragen, aber auch für Verständnis. „Ich finde sie sehr gut“, sagt beispielsweise Ingo Michels, Jugendleiter beim TuS Hordel. Dabei hätte der TuS kein Problem, weiterzuspielen: Ein sehr hoher Anteil der B- sowie A-Junioren sei geimpft, erzählt Michels. Die Teams trainieren deshalb wie gehabt weiter. Das Schlimmste, meint Michels, wäre, wenn die Kinder überhaupt keine Möglichkeit zum Spielen mehr hätten.

2G im Jugendfußball: Bochumer Vereine sorgen sich, Spieler zu verlieren

Das sieht auch Marvin Rehder, sportlicher Leiter bei der Jugend des FC Altenbochum, so. Eine große Sorge für Vereine sei, dass die Jugendfußballer bei einer langen Unterbrechung, wie es sie in Lockdown-Phasen der Pandemie schon gegeben hatte, nicht mehr zurückkommen. „Es geht darum, dass wir nicht viele Kinder verlieren. Wir achten darauf“, so Rehder. Online-Meetings finden für die Mannschaften statt, Trainer veranstalten Lauf-Challenges. „Es ist ein Kraftakt, die Jugendlichen bei der Stange zu halten, aber wir kriegen das aktuell ganz ordentlich hin.“

Brennpunkt im Amateursport: 3G und 2G

Mit den betroffenen Mannschaften habe sich der FCA abgesprochen: Das Gros der U17- und U19-Teams trainiert weiter. Die Saison-Unterbrechung ist für Rehder „einleuchtend“: „Jetzt haben Ungeimpfte die Chance, ihre Impfung bis zur Fortsetzung im Januar nachzuholen.“

Peter Kaysers von Concordia Wiemelhausen dagegen hält diese Regelung für „völlig überzogen“: „Bei uns sind alle in der A- und B-Jugend komplett durchgeimpft, auch die Trainer.“ Also hätte der Spielbetrieb fortgesetzt werden können. Bei den Liga-Gegnern fragte Wiemelhausen dennoch nicht an, ob die Spieler eigenständig unter 2G stattfinden könnten. „Dort sind viele nicht geimpft, das wäre für uns keine Option. Da wollten wir kein Fass aufmachen“, so der Jugendvorstand.

2G im Jugendfußball: „Stadt Bochum lässt uns im Stich“

Für die zwei höchsten Altersstufen geht’s nicht weiter, unterhalb der U17 schon. Auch das könne Kaysers nicht verstehen. Kinder bis zur B-Jugend würden zwar in Schulen getestet werden, das allerdings biete keine volle Sicherheit. Risiken bleiben. Vielmehr hätte sich der Concorde eine Lösung für alle Altersklassen gewünscht. Doch hierbei sind dem FLVW teilweise die Hände gebunden: Der Verband kann sich lediglich nach den Maßgaben der Landesregierung, der Corona-Schutzverordnung, richten. Und die gibt nun einmal klare Richtlinien vor.

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Stichwort Politik: Von ihr hätte sich Kaysers mehr erwartet. „Die Stadt Bochum lässt uns im Stich“, sagt er und führt ein Beispiel aus dem Sommer an: Der erste Jugendspieltag sei am 28. August gewesen, am 27. August sei die städtische Anordnung gekommen, dass die Vereine kontrollieren müssten. „Es ist ein Unding, dass einen Nachmittag davor noch Regeln für den Sportplatz aufgestellt werden“, ärgert sich Kaysers.

Diese städtische Regel sei noch immer in Kraft – obwohl in der Zwischenzeit bereits mehrere andere vom FLVW, vom Landessportbund und Co. gekommen seien. „Dass man als Ehrenamtler zwei, drei Stunden täglich braucht, um die Regeln zu lernen, ist ein Armutszeugnis“, übt er Kritik.

Corona im Amateurfußball: Immenser Mehraufwand für Bochumer Klubs

Tim Krickhahn kennt ihn, diesen Aufwand für Ehrenamtler. Der Sportliche Leiter der Jugendabteilung der SG Wattenscheid 09 sagt, dass die Corona-Regelungen im Nachwuchs „seit Wochen für ein Riesendurcheinander“ sorgen würden. Einzelspieler-Quarantäne oder Ausfall einer ganzen Mannschaft? Kaum ein Tag vergehe, an dem man sich um solche Fragen nicht mindestens eineinhalb Stunden Gedanken machen müsse. „Das kostet Nerven und führt zu Verunsicherung“, so Krickhahn.

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Über die Sinnhaftigkeit der Alterseinschränkungen im Spielbetrieb erlaube sich der SGW-Funktionär kein Urteil. Sicher ist für ihn: Mit einer einheitlichen Lösung wäre vieles einfacher. Die gültige Verordnung könne nämlich zu einer Verzerrung im Wettbewerb führen. Einigen sich zum Beispiel zwei U19-Teams, unter 2G zu spielen, ergibt sich ein anderes, verfälschtes Tabellenbild. Wie soll das eingefangen werden? Zumal die SG Wattenscheid mit ihrer U17 und U19 derzeit sehr gut da stehe. „Aber das ist zweitrangig“, schiebt Krickhahn nach. An allererster Stelle stehe, betont der Wattenscheider, die Gesundheit der Spieler.