Tokio. Die Spiele in Tokio beginnen. Die Wattenscheiderin. Müller-Rottgardt ist zum vierten Mal dabei, aber auch für sie wird diesmal einiges neu sein.

„Natürlich werden es ganz andere Spiele als bisher“, sagt Katrin Müller-Rottgardt – und wer könnte das besser beurteilen als die 39-jährige Leichtathletin vom TV Wattenscheid? 2004 war sie in Athen erstmals dabei, 2008 in Peking auch. 2016 in Rio de Janeiro holte sie Bronze über die 100 Meter. Und wenn heute in Tokio mit einem Jahr Verspätung die Paralympics 2020 eröffnet werden, dann ist Müller-Rottgardt zum vierten Mal in ihrer Karriere dabei. Ebenfalls in Tokio dabei ist der Bochumer Tischtennis-Spieler Valentin Baus, der für Borussia Düsseldorf im Verein spielt und 2016 in Rio Silber im Einzel gewann.

Aber auch wenn aufgrund der Corona-Vorkehrungen keine Fans in den Wettkampfstätten erlaubt sind, hat Katrin Müller-Rottgardt sich „mit großer Vorfreude“ auf die Spiele vorbereitet, wie sie im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur sagte – und „mit der Hoffnung, auf dem Podest zu landen“. Die sehbehinderte Sprinterin startet gemeinsam mit ihrem Guide Noel Fiener über die 100, 200 und 400 Meter sowie in der deutschen 4x100-Meter-Staffel.

Wenn das Zusammenspiel zwischen der Para-Athletin und ihrem Guide klappt, dann kann sie am Ende wieder mit paralympischem Edelmetall nach Wattenscheid zurückkehren, so wie vor fünf Jahren. Die Qualifikation für die Spiele schaffte Müller-Rottgardt souverän, schaffte erst im Mai mit der Staffel die Norm und unterbot dann auch die 100-Meter-Norm um sechs Hundertstel in 12,10 Sekunden.

Katrin Müller Rottgardt: Gute Vorbereitung in Wattenscheid

Auch interessant

Ihre Bestleistung steht bei 11,99 Sekunden, die lief sie unter anderem im Finale von Rio. Und die nimmt sie auch als Maßstab für Tokio – sie will wieder in den Bereich um 12 Sekunden laufen: „Für mich ist wichtig, dass die eigene Leistung gut ist – dann kann ich auch mit einem fünften Platz zufrieden sein. Schlimmer ist ein fünfter Platz mit einer schlechten Leistung, bei der man weiß: Wenn die eigene Leistung besser gewesen wäre, hätte man eine Medaille gehabt.“

Was in Tokio drin ist, sei aber gerade durch die Corona-Vorbereitung schwer vorherzusehen: „Man muss vor Ort gucken, wer tatsächlich am Start ist. Man weiß nicht, wer in welchem Land wie trainieren konnte in der Corona-Zeit, von daher ist es ganz schwer abzuschätzen, wer zu welchen Leistungen im Stande ist.“

Darin könnte für die dreifache Europa- und zweifache Weltmeisterin sogar ein Vorteil liegen – sie musste aufgrund der Pandemie zwar auf Trainingslager verzichten, konnte aber fast die ganze Corona-Zeit in am Olympia-Stützpunkt Wattenscheid trainieren. „Dadurch war unser Training nicht viel anders als sonst“, sagt sie über ihre Vorbereitung, „der einzige Unterschied war, dass wir nicht in die Trainingslager in die Wärme fliegen konnten, wie wir das sonst normalerweise machen.“

Vor knapp einer Woche reiste das deutsche Team aus Frankfurt nach Tokio, am heutigen Dienstag steigt die Eröffnungsfeier.

Auch interessant

Erster Start für Möller-Rottgardt am nächsten Montag

An den Start geht Müller-Rottgardt erst in der kommenden Woche: Am Montag und Dienstag werden die 400-Meter-Rennen ausgetragen, am Mittwoch und Donnerstag die 100 Meter, am Freitag und Samstag dann die 200 Meter und die Staffel.

Bis dahin wird sie auch ein Gefühl für die Spiele ohne Zuschauer bekommen haben. Wobei Müller Rottgardt bei diesem Thema Optimismus versprüht: „Es wird natürlich von der Stimmung her komplett anders sein, ohne Zuschauer. Aber wenn die eigenen Teammitglieder Stimmung machen, dann werden wir es uns schon so schön wie möglich machen.“ (phz/dpa)