Tokio. Der Deutschland-Achter, in dem vier Bochumer und ein Essener sitzen, hat sich für das Finale qualifiziert. Ein Mitfavorit ist gestrauchelt.
Der Deutschland-Achter zeigt Stärke und zieht ins olympische Finale von Tokio ein: Nur wenige Stunden nachdem das olympische Feuer bei der Eröffnungsfeier entzündet wurde, fackelte das deutsche Flaggschiff auf dem Sea Forest Waterway ein ruderisches Feuerwerk ab.
Im Vorlauf siegte die Crew um Schlagmann Hannes Ocik, zu der mit Steuermann Martin Sauer, Malte Jakschik, Jakob Schneider, der für den Ruderklub am Baldeneysee in Essen startet, und Johannes Weißenfeld gleich vier Bochumer und der Essener Jakob Schneider gehören, mit einer halben Bootslänge vor den US-Amerikanern, die lange Zeit in Führung lagen. Auf dem letzten Streckenabschnitt aber schob sich der Deutschland-Achter vorbei und überquerte die Ziellinie mit einem Vorsprung von eineinhalb Sekunden.
Bundestrainer mit dem ersten Rennen zufrieden
„Wir sind gefühlt ein gutes Rennen gefahren. Ich sehe uns fürs Finale gut aufstellt“, sagte Ocik. Auch Bundestrainer Uwe Bender war sehr zufrieden mit dem ersten Auftritt in Tokio: „Man muss auf einem sehr hohen Niveau sein, um so ein Ding abzufackeln, wie wir es heute gemacht haben. Das war eine sehr gute Leistung.“
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Schon die äußeren Umstände – 33 Grad Celsius, knallige Sonne und ein leicht seitlich hereinwehender Gegenwind – waren eine besondere Herausforderung. Dazu kam im Vorlauf eine unbekannte Größe: das Boot aus den USA.
Der Rekord-Olympiasieger, seit zwei Jahren nicht zu sehen, ging das Rennen extrem schnell an und lag lange Zeit mit einem Vorsprung von einem Luftkasten vorn. Es entwickelte sich ein packender Zweikampf, während die beiden anderen Gegner auf den Mittelbahnen, Rumänien und Australien, abgeschlagen hinterherfuhren.
Deutschland-Achter zieht den Spurt an
Auf dem zweiten Streckenabschnitt gab Steuermann Martin Sauer etwas früher als geplant das Signal zum Endspurt und die Taktik ging auf: Aus einem knappen Rückstand wurde ein letztlich klarer Sieg. „Es war gut, dass wir reagieren konnten und noch genug Kraft im Köcher hatten. Das gibt Selbstvertrauen, aber die Amerikaner waren schon stark auf den ersten 1000 Metern“, meinte Richard Schmidt
Johannes Weißenfeld ergänzte: „Der Schlüssel zum Sieg war, dass wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen haben und die Nerven behalten haben, auch wenn die Amerikaner ein paar Meter weggefahren waren.“
Briten müssen überraschend in den Hoffnungslauf
Neben dem Deutschland-Achter sicherte sich die Niederlande auf direktem Weg das Ticket fürs Finale am Freitag (10.25 Uhr Ortszeit/3.25 Uhr MESZ). Die Holländer setzten sich überraschend im zweiten Vorlauf gegen Neuseeland und Großbritannien durch.
Die im Saisonverlauf bislang so starken Europameister von der britischen Insel erwischten keinen guten Tag. Der Dauerrivale der vergangenen Jahre wurde nur Dritter und muss mit dem Hoffnungslauf am Mittwoch eine Extrarunde drehen.
„Für uns ist es bei dem Klima ein großer Vorteil, dass wir uns den Hoffnungslauf sparen können. Das zusätzliche Rennen ist für die anderen großen Nationen aber auch kein großer Nachteil. Mit Großbritannien ist immer zu rechnen. Sie sind physisch so fit, dass sie an einem Hoffnungslauf wachsen und sich noch mal verbessern können“, sagte Ocik und weiß: Abhaken darf man den Rio-Sieger noch lange nicht.
Weitere Stimmen zum Vorlauf des Deutschland-Achters
Hannes Ocik: „Das Rennen war ein Schuss ins Blaue. Jetzt können wir as Ganze schon ein bisschen besser einschätzen. Die Amerikaner etwa sind die ersten 1000 Meter losgefahren wie die Feuerwehr. Wenn man das weiß, dann kann man darauf auch besser reagieren und die Taktik vielleicht anpassen. Jetzt gilt es, weiterhin einen kühlen Kopf zu behalten, sich von dem ganzen Trubel nicht beeinflussen zu lassen und vor allem gesund zu bleiben, was ja besonders in diesen Tagen ganz entscheidend ist. Wir müssen uns auf das eine Rennen, das noch vor uns liegt, konzentrieren. Diese Aufgabe ist groß genug für die nächsten Tage. Ich versuche, mich nur noch auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das ist am Riemen ziehen, meinen Körper fit zu halten, gut zu essen und zu schlafen. Als Team sind wir an der Herausforderung Corona gewachsen.“
Uwe Bender: „Wir haben den Vorlauf gewonnen, darüber sind wir froh. Aber bis 1000 Meter waren alle Boote gleich auf. Das wird eine ganz enge Kiste im Finale. Ruderisch haben wir bei den Bedingungen mit Wind, Welle und der Hitze noch ein klein bisschen Luft nach oben. Aber wir fühlen uns im Hinblick aufs Finale gut vorbereitet. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie sehr gut mit der Umstellung durch die Rennverschiebung zurechtkam. Die Briten mussten sehen, dass die eigene Taktik heute nicht aufging und die anderen schneller waren, aber sie werden sich fürs Finale schon was einfallen lassen.“
Richard Schmidt: „Wir sind froh, dass wir uns jetzt auf das Finale am Freitag vorbereiten und uns den Hoffnungslauf gelassen anschauen können. Wir sind auf einem guten Weg, aber am Freitag startet alles wieder bei null. Dann wird richtig scharf geschossen. Abschreiben würde ich die Briten überhaupt nicht. Schon in der Vergangenheit hatten sie immer mal einen schwächeren Vorlauf, aber zu den Finalrennen waren sie immer stark. Manchmal brauchen sie einfach das zusätzliche Rennen, um ins Turnier reinzukommen.“