Essen. Die Olympischen Spiele 2021 in Tokio sind eröffnet. Für viele Athletinnen und Athleten sind sie eine einmalige Chance. Ein Kommentar.

Pita Taufatofua ist auch wieder dabei. Der 37 Jahre alte Taekwondo-Kämpfer führte seine Heimat Tongo erneut bei Olympischen Spielen als Fahnenträger an. Wie schon in Rio 2016 und bei den Winterspielen 2018 im bitterkalten Pyeongchang – wo er im Skilanglauf antrat – repräsentierte er sein Land bei der Eröffnungsfeier in einem traditionellen Kostüm und mit eingeöltem freien Oberkörper. Der Stolz war ihm auch beim dritten Mal und trotz aller Widrigkeiten dieser Spiele anzusehen.

Olympia wirft Rampenlicht auf Athleten, die im sonst im Schatten stehen

Pita Taufatofua (r.) trägt zum dritten Mal mit eingeöltem Oberkörper und in traditionellem Kostüm und zusammen mit Malia Paseka die Fahne Tongas bei der Olympischen Eröffnungsfeier.
Pita Taufatofua (r.) trägt zum dritten Mal mit eingeöltem Oberkörper und in traditionellem Kostüm und zusammen mit Malia Paseka die Fahne Tongas bei der Olympischen Eröffnungsfeier. © Getty | Unbekannt

Die Zeremonie zum Start der Olympischen Spiele 2021 in Tokio deutete an, worum es bis zur Abschlussfeier am 8. August gehen wird: Jene ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit zu rücken, die sonst in dessen Schatten agieren.

Taufatofua wird in Tokio keine Medaille gewinnen. Für ihn ist dabei sein wirklich alles. Doch schon an diesem Wochenende gibt es erste Medaillen. Für die zweimalige Weltmeisterin Uta Abe aus dem Gastgeberland Japan geht es darum, ihrer Favoritenrolle im Judo-Halbleichtgewicht gerecht zu werden. Einen ähnlichen Druck verspürt Yashaswini Singh Deswal (Indien) mit der Luftpistole oder Gergely Siklosi (Ungarn) im Degenfechten – auch sie sind Favoriten. Dennoch sind es keine Namen, die es bei Sportfans – sofern die nicht der jeweiligen Disziplin verfallen sind – direkt klingeln lassen.

Kampf um Aufmerksamkeit gegen Fußball und US-Sport

Bei Olympia gehört die Bühne nämlich nicht nur den Exoten. Sie gehört auch denjenigen, die in ihrem Fach längst die Besten sind, von deren Können aber selten – so viel Selbsterkenntnis muss als Sportredakteurin sein – die großen Schlagzeilen erzählen. Sie sind die Ungesehenen.

Dabei handelt es sich durchaus um Vertreterinnen und Vertreter von Olympischen Kernsportarten wie etwa dem Fechten oder Ringen. Im Kampf um die Aufmerksamkeit gegen den Fußball, aber auch gegen die US-Glamourligen im Basketball und American Football sind sie weit in die Nische gerückt. 

Olympia ist ihre einzige Bühne

Die Radsportler haben einmal im Jahr ihre Tour de France, die Tennis-Asse haben ihre Grand Slams, und auf die Leichtathletik-Stars schauen Sportfans zumindest bei WM und EM. Alle anderen müssen kämpfen – um Aufmerksamkeit und um damit verbundene Einnahmen. Der Druck bei Olympia, auf der ganz großen Bühne abzuliefern, ist für sie besonders groß.