Essen. Zum zweiten Mal startet Damian Wierling bei den Olympischen Spielen. Vergleichbar sind die Starts in Rio und Tokio ist vielen Gründen nicht.

Geduldig erfüllt Damian Wierling alle Wünsche des Fotografen, springt sogar noch ein letztes Mal ins Wasser des Schwimmzentrums in Essen-Rüttenscheid. „Jetzt habe ich dreieinhalb Tage frei. Keine Ahnung, wann ich das zum letzten Mal hatte“, schmunzelt der Schwimmer. Mit der Ruhe ist es aber mittlerweile vorbei, denn schon am Sonntag beginnen für den 25-Jährigen die Olympischen Spiele.

Der Mülheimer ist zum zweiten Mal dabei, erreichte in Rio de Janeiro das Halbfinale über 100 Meter Freistil und wurde mit der Lagenstaffel sogar Siebter. Aber nicht nur sportlich werden die Spiele in Japan kaum mit denen vor fünf Jahren in Brasilien vergleichbar sein.

Weitere Olympia-Nachrichten aus Mülheim

Während der Vorbereitung im Süden von Tokio dürfen die Schwimmer das Hotel nicht verlassen, Spazieren gehen ist nur unter Aufsicht gestattet. Dazu enttäuschte alle die Nachricht, dass nun doch keine Zuschauer erlaubt sein werden. „Das wird schon sehr ruhig werden“, befürchtet Wierling und hofft, dass wenigstens die Schwimmerinnen und Schwimmer, die gerade nicht selbst im Einsatz sind, zum Anfeuern in die Halle dürfen.

Zudem kommt jeden Tag eine Mail mit Formularen und neuen Regelungen. Wenige Tage vor dem Abflug musste Wierling noch im Regen warten, um einen PCR-Test zu machen. „Zum Glück gibt es in der Team-Deutschland-App eine Checkliste, mit allem, was man braucht“, berichtet Wierling.

Zweifel an Olympia ja, am eigenen Start nein

Wenngleich die Uhr im Rüttenscheider Schwimmzentrum nicht mehr stimmt, Damian Wierlings Countdown für die Olympischen Spiele läuft.
Wenngleich die Uhr im Rüttenscheider Schwimmzentrum nicht mehr stimmt, Damian Wierlings Countdown für die Olympischen Spiele läuft. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Ohnehin hat der 25-Jährige den Eindruck, dass die Spiele wohl noch nie so „von vorne bis hinten durchdacht“ waren, wie diesmal. Gab es Zweifel, dass Olympia nach 2020 erneut abgesagt werden könnte? „Ja ich hatte schon Zweifel, es stand ja schon extrem auf der Kippe“, findet Wierling. Nie in Zweifel gezogen hat er allerdings seinen eigenen Start. Es war immer klar: Finden die Spiele statt, ist der Mülheimer dabei.

Die größten Chancen hat der „Gepard“ in den Staffeln. Insbesondere in der Lagenstaffel, deren Finale am letzten Tag der Beckenschwimmwettbewerbe stattfindet. „Die müsste schnell werden, wir haben vor allem gute Rücken- und Brustschwimmer. Da muss ich hinten raus sehr schnell sein“, sagt der Freistilsprinter. Nach den Vorleistungen (sechstbeste Zeit) ist für das deutsche Quartett ein Finalplatz drin. Frankreich, Japan und China lauern aber dahinter.

Freistilstaffel liegt nach den Vorleistungen auf Rang zwölf

In der Freistilstaffel, mit der es an diesem Sonntag losgeht, dürfte der Platz im Finale wohl deutlich schwerer zu erreichen sein. Zieht man die in diesem Jahr abgelieferten Zeiten zurate, liegt das deutsche Team auf Rang zwölf. Acht Mannschaften kommen ins Finale.

Der Endlauf wird im Einzel wohl keine realistische Option für den Mülheimer werden, der versuchen will, sich von Platzierungen frei zu machen. „Es gibt eine Masse an Leuten, die 47er-Zeiten schwimmen können“, weiß Wierling, der selbst eine Zeit von 48,35 Sekunden als Top-Wert stehen hat. Zuletzt legte ein erst 16-jähriger Rumäne bei der Junioren-EM die Weltjahresbestleistung hin.

Im Einzel geht der Blick auf die eigene Leistung

Nach Olympia soll der Schwerpunkt des Schwimmers wieder mehr auf dem Studium liegen.
Nach Olympia soll der Schwerpunkt des Schwimmers wieder mehr auf dem Studium liegen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Ich werde das an meiner eigenen Leistung festmachen und will natürlich versuchen, noch einmal schneller zu sein als bei der Qualifikation“, beschreibt der 25-Jährige seine Zielsetzung. Die Vorbereitung sei aber deutlich besser verlaufen als vor den Ausscheidungsrennen in Berlin.

Nach Olympia wird sich Damian Wierling erst einmal eine zweimonatige Pause gönnen. Anschließend steht noch ein Bundeswehr-Lehrgang an. Danach soll der Schwerpunkt mehr auf dem Studium der Wirtschaftswissenschaften liegen. Wierling liebäugelt mit der Rückkehr auf die 50-Meter-Freistil-Distanz. „Das dürfte vom Trainingspensum besser passen.“

Doch das ist Zukunftsmusik. Die Gegenwart spielt sich in Tokio ab. Am Sonntag geht es um kurz nach 14 Uhr deutscher Zeit los.