Bochum. Fünf ehemalige Profis des VfL Bochum spielen beim Hamburger SV, dem Zweitliga-Gegner am Sonntag. Nicht alle zählen zur ersten Wahl.

Da waren es nur noch zwei. Jan Gyamerah , der Rechtsverteidiger. Und Simon Terodde , der beste Torjäger der eingleisigen 2. Liga aller Zeiten. Zwei der fünf ehemaligen Profis des VfL Bochum , die beim Hamburger SV unter Vertrag stehen, zählten zur Startelf des Zweitliga-Spitzenreiters beim jüngsten 1:1 in Kiel. Es waren schon mal mehr. Ein Überblick vor dem Wiedersehen beim Liga-Duell zwischen dem HSV und dem VfL am kommenden Sonntag (13.30 Uhr/live bei Sky).

Die Hamburger sind mit dem herben Pokal-Aus in Dresden (1:4), in der 2. Liga aber dann mit fünf Siegen in die Saison gestartet. Das Team des neuen, vor Saisonbeginn von Osnabrück losgeeisten Trainers Daniel Thioune , der bei dem in den vergangenen Jahren von viel Unruhe begleiteten Klub für seine unaufgeregte, souveräne Art geschätzt wird, gewann daheim gegen Düsseldorf (2:1), Aue (3:0) und Würzburg (3:1) sowie auswärts in Paderborn (4:3) und Fürth (1:0). Zuletzt gab es zwei Remis gegen St. Pauli (2:2) und in Kiel (1:1).

Kein starres System: Trainer Thioune setzt beim HSV auf Flexibilität

Dabei variiert Thioune das System auch je nach Gegner, spielt mal mit Dreier-, mal mit Viererkette. Offensiv setzte er bis auf eine Ausnahme auf zwei Flügelstürmer und Terodde im Sturmzentrum. Nur in Fürth entschied sich Thioune für eine „klassische“ Doppelspitze in einem 4-1-3-2. In Kiel, als Holstein spät zum Ausgleich traf, vertraute er einem 4-2-3-1 – einer Grundordnung, mit der wohl auch der VfL Bochum in Hamburg antreten wird.

Der ewige Rekordtorschütze: Simon Terodde schlägt auch beim HSV ein

Im Angriff gesetzt ist selbstredlich Simon Terodde. Der 32-Jährige wechselte nach Stationen beim 1. FC Köln, Union Berlin, VfL Bochum, VfB Stuttgart und erneut 1. FC Köln im Sommer zu den Hanseaten. Und trifft wie eh und je. Mit acht Toren ist Terodde mit Abstand bester Torschütze der 2. Liga . Insgesamt hat es der Strafraum-Spezialist nun auf 126 Tore in der 2. Liga gebracht, 66 davon erzielte er für den VfL von 2014 bis 2016. Der gebürtige Bocholter löste damit einen 20 Jahre alten Rekord ab. Sven Demandt brachte es in der 2. Liga auf 121 Treffer, Terodde ist nun Rekordschütze der eingleisigen 2. Liga. Gefüttert wird er von starken Außenstürmern wie Khaled Narey, Sonny Kittel oder auch Manuel Wintzheimer.

Wintzheimer spielt in Hamburg auf verschiedenen Positionen

Stammkraft in Hamburg: Rechtsverteidiger Jan Gyamerah, hier beim 3:0-Sieg gegen Aue.
Stammkraft in Hamburg: Rechtsverteidiger Jan Gyamerah, hier beim 3:0-Sieg gegen Aue. © Getty Images | Martin Rose

Wintzheimer, in der Vorsaison als Leihspieler beim VfL Bochum am Ball, zeigt unter Thioune Flexibilität, zählte in den ersten sieben Pflichtspielen zur Startelf. Er spielte offensiv außen, ganz vorne in einer Doppelspitze und zweimal auch als Achter. In Kiel wurde er erstmals „nur“ eingewechselt, für ihn lief Kittel von Beginn an auf. Zwei Tore und vier Torvorlagen hat der 21-Jährige bereits gesammelt – eine Bilanz, die ihm nach einer Saison in Bochum, in der er meist im Schatten von Silvere Ganvoula stand, nicht jeder zugetraut hat.

Jan Gyamerah ist hinten rechts gesetzt

Keine Zweifel indes gibt es seit jeher an der Klasse von Jan Gyamerah. Zum Liga-Start sammelte der 25-Jährige noch Spielpraxis in der zweiten Mannschaft, in den folgenden sechs Partien war der Rechtsverteidiger gesetzt. Genau wie in seiner ersten HSV-Saison nach seinem ablösefreien Wechsel vom VfL Bochum zum Zweitliga-Krösus. Doch das Verletzungspech holte Gyamerah wieder ein: Ein Wadenbeinbruch und danach noch eine Hüftverletzung kostete ihn nach fünf Partien fast die komplette Saison, erst am Ende schnupperte er wieder Zweitliga-Luft.

In Bochum , wo er von 2011 bis 2019 in der Jugend und bei den Profis spielte, hatte das große Talent mehr als zwei Jahre mit einer hartnäckigen Schambeinentzündung und Adduktorenproblemen zu kämpfen, weitere kleinere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Der Verein hielt zu ihm, und Gyamerah erkämpfte sich immer wieder einen Stammplatz. Mit Hamburg wollte und will er den Sprung in die 1. Bundesliga schaffen.

Für Lukas Hinterseer ist im Angriff kein Platz mehr

Dieses Ziel hatte auch Lukas Hinterseer , als er zusammen mit Gyamerah im Sommer 2019 ebenfalls ablösefrei zum Aufstiegsfavoriten wechselte. Der Stürmer aber schlug nicht so ein wie erhofft: In der Vorsaison gelang ihm zwar eines seiner neun Tore ausgerechnet beim 1:0-Sieg gegen den VfL (Rückspiel: 3:1 für Hamburg). Doch seit März bereits hat er keinen Einsatz von Beginn an mehr. Aktuell gilt der Österreicher in der hochkarätig besetzten Offensive des HSV nur noch als (Stoß-)Stürmer Nummer vier hinter Terodde, Wintzheimer und Bobby Wood , weshalb es bereits im vergangenen Transferherbst etliche Wechselgerüchte gab. Im nächsten Sommer läuft sein Vertrag in Hamburg aus, dann wäre Hinterseer wieder ablösefrei auf dem Markt.

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Hinterseer kommt in dieser Spielzeit erst auf drei Kurzeinsätze in der 2. Liga, in den letzten drei Partien saß er komplett auf der Bank. Auch gegen seinen Ex-Klub, bei dem der 29-Jährige mit 32 Zweitliga-Toren und 15 Torvorlagen in zwei Jahren absoluter Leistungsträger war, wird er wohl nicht auflaufen. Im Testspiel in der Länderspielpause, beim 1:3 gegen den dänischen Zweitligisten Viborg , konnte sich Hinterseer nicht empfehlen. „Die Spieler haben mir meinen Auftrag nicht erschwert, dass ich mich in den nächsten Wochen für andere entscheiden werde“, erklärte Thioune laut „kicker“ nach der Pleite der bisherigen Reservisten.

Sven Ulreich löst Heuer Fernandes als Nummer eins im Tor ab

Seinen Stammplatz verloren hat auch Daniel Heuer Fernandes (28), der in der Bochumer Jugend ausgebildet wurde und 2013 nach Osnabrück wechselte. Über Paderborn und Darmstadt heuerte er 2019 beim HSV an, war 28 Spieltage lang die Nummer eins, ehe ihn Julian Pollersbeck verdrängte. Zum Saisonstart holte sich Heuer Fernandes nach Pollersbecks Wechsel zu Olympique Lyon seinen Platz zurück – er spielte aber auf Bewährung. Der HSV verpflichtete dann mit Sven Ulreich vom FC Bayern München eine neue Nummer eins. Seit dem dritten Spieltag ist Ulreich im Tor der Hamburger.

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