Bochum. Markus Gellhaus geht in seine 21. Profi-Saison. Er ist Co-Trainer beim VfL Bochum. Mit drei Vereinen schaffte er bereits den Erstliga-Aufstieg

Irgendwann musste dieses Gespräch an diesen Punkt kommen. Jens Fricke, der Pressesprecher des VfL Bochum, muss quasi qua Amt auf diese Geschichte hinweisen. Sie verbindet Markus Gellhaus (50) mit dem VfL Bochum auf besondere Art und Weise. Gellhaus ist seit dieser Saison Co-Trainer von VfL-Cheftrainer Thomas Reis. In der Saison 2010/2011 war Gellhaus Co-Trainer von Jos Luhukay beim FC Augsburg in der 2. Bundesliga. Hertha BSC Berlin wurde schließlich Meister und stieg auf, Augsburg folgte als Zweiter, Bochum blieb Platz drei und die Relegation gegen Borussia Mönchengladbach.

Die Erinnerungen an die Relegationsspiele wecken bei VfL-Fans keine guten Erinnerungen. Das Hinspiel gewann Mönchengladbach mit 1:0, im Rückspiel gab es ein 1:1. Mönchengladbach blieb in der 1. Liga. Ob er ein schlechtes Gewissen haben müsse, fragt Gellhaus daher beim Interviewtermin in Richtung Fricke. Müsse er nicht, antwortet Fricke, verweist dann aber zumindest darauf, dass die Augsburger seitdem ununterbrochen in der 1. Liga spielen, die Bochumer seitdem in der 2. Liga feststecken. Mit Gellhaus haben sie aber nun einen Co-Trainer, der mit drei verschiedenen Mannschaften den Aufstieg in die 1. Liga geschafft hat.

Cheftrainer beim SC Paderborn

Dass die Bochumer damit nun den Aufstieg verpflichtet haben, dass er ja wisse, wie Aufstieg geht, will Gellhaus so nicht stehen lassen. „Für so einen Aufstieg muss viel passen. Spieler müssen gesund bleiben, das Spielglück muss dazu kommen.“ Planbar sei ein Aufstieg nicht. Jeder aber wisse, was möglich sei. „Eine Prognose gebe ich nicht ab. Wir haben eine sehr ordentliche Mannschaft mit einer guten Struktur. Ich bin optimistisch, dass wir eine gute Runde spielen. Wenn alles passt.“

Gellhaus will, Gellhaus soll dazu beitragen. Er geht in seine inzwischen 21. Profi-Saison, als Trainer, beziehungsweise fast ausschließlich als Co-Trainer. „Einmal habe ich mich verleiten lassen, als Cheftrainer zu arbeiten“, sagt Gellhaus. „Die Überzeugung hatte ich nicht.“ Zur Saison 2015/16 kehrte er als Nachfolger des zum FC Schalke 04 gewechselten André Breitenreiter erstmals in seiner Laufbahn als Cheftrainer zum Bundesligaabsteiger SC Paderborn 07 zurück. Früh in der Saison wurde Gellhaus entlassen.

Drei völlig unterschiedliche Aufstiege

Davor und danach war er Co-Trainer beim SC Paderborn, bei Borussia Mönchengladbach, beim FC Augsburg, Hertha BSC Berlin, Hannover 96, die vergangenen drei Spielzeiten beim FC St. Pauli. Mit Augsburg, Mönchengladbach und Berlin schaffte er den Aufstieg. Mit Mönchengladbach und Berlin klappte das sofort im ersten Jahr, mit Augsburg im dritten.

Alle drei Aufstiege seien völlig verschieden gewesen. „In erster Linie, weil die Voraussetzungen immer verschiedene waren. „Berlin hatte damals eine überdurchschnittliche Mannschaft. Augsburg wäre zunächst fast aus der 2. Liga abgestiegen, dann haben wir es in die Relegation geschafft, im Jahr drauf sind wir durchaus überraschend aufgestiegen. Bei Mönchengladbach waren Spieler im Team, die haben vorgelebt, dass sie für die 2. Bundesliga zu gut sind.“

Hohes Maß an Wertschätzung

Seit August ist er nun beim VfL Bochum. Die Bochumer reagierten seinerzeit darauf, dass Co-Trainer Matthias Lust nach Würzburg wechselte und Co-Trainer Heiko Butscher daraufhin die Bochumer U19 übernahm. Thomas Reis stellt ihm nach dieser kurzen Zeit ein mehr als gutes Zeugnis aus. „Er ist genau die Person, die wir gesucht haben. Er bringt ganz viel Erfahrung mit, kann mir viele wichtige Hinweise geben. Der Austausch mit ihm funktioniert gut, wir sind auf einer Wellenlänge. Unser Vertrauensverhältnis ist in dieser kurzen Zeit bereits so gewachsen, dass es sich anfühlt, als würden wir schon deutlich länger zusammenarbeiten.“

Gellhaus kann die Komplimente nur zurückgeben. „Ich erfahre ein hohes Maß an Wertschätzung. Die Zusammenarbeit mit Thomas Reis ist sehr, sehr positiv.“

Das Duo Reis/Gellhaus ist noch ungeschlagen

Die Zusammenarbeit ist bislang auch schon erfolgreich. Das Trainerduo Reis/Gellhaus ist noch ungeschlagen. „Wir haben zwei gute Heimspiele gespielt“, sagt Gellhaus. „Wir haben aber trotzdem nur zwei Punkte aus diesen Spielen geholt.“ Er sieht sich seit seiner Ankunft in seinen Beobachtungen aus den Vorjahren bestätigt. „Auch als ich Co-Trainer bei Gegnern des VfL war, hatte ich den Eindruck, dass Bochum eine gute Mannschaft hat.“

Nun bereitet er sie vor, macht sie fit. „Die Arbeit als Co-Trainer ist eine grundlegend andere als die eines Cheftrainers. Ich mache die Trainingssteuerung und Planung. Und ja, ich bin durchaus enger dran an der Mannschaft, arbeite auch individuell mit den Spielern, versuche ihre Flanken oder Kopfbälle zu verbessern. Ich muss aber auch nicht die harten Entscheidungen treffen. Der Cheftrainer stellt die Mannschaft auf, sagt, wer spielt und wer eben nicht. Aber ich trage diese Entscheidungen mit.“

>>>DAS IST MARKUS GELLHAUS>>>

Markus Gellhaus wurde am 9. Juni 1970 in Detmold geboren. Er spielte bei SV Steinheim, TuS Paderborn Neuhaus, TBV Lemgo und BV Bad Lippspringe. Er hat Sport studiert und seit 2005 darf er sich Fußballlehrer nennen. Er absolvierte seinerzeit erfolgreich den 50. DFB-Lehrgang an der Sporthochschule Köln.

Bevor er zum VfL Bochum wechselte war er beim SC Paderborn, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC Berlin, Hannover 96 und St. Pauli Co-Trainer.

Er ist verheiratet, hat einen Sohn (19) und lebt mit seiner Familie in Bad Lippspringe.