Bochum. Rückschlag für den VfL: Nach einer 2:0-Führung gegen St. Pauli schockte Daniel Kofi Kyereh die Bochumer mit einem Doppelpack kurz vor Schluss.

5000 Fans waren zugelassen, 3421 kamen ins Stadion. Es ist also noch Luft nach oben, dennoch war dies der Zweitliga-Topwert am ersten Spieltag und für Ilja Kaenzig, den Sprecher der Geschäftsführung des VfL, „ein toller Anfang“, sagte er der WAZ vor dem Spiel. „Es ist für den Verein und auch für die Fans Neuland, wir gehen lieber in kleinen Schritten vor, vorsichtig.“

Schon bei der Vereinshymne vor dem Einlauf jedenfalls sorgten die Anhänger für eine ganz andere Stimmung als bei den tristen Geisterspielen, für das erhoffte Stückchen Normalität. Sie erhoben sich von ihren Sitzplätzen, sangen mit, zeigten ihre Schals und rückten dabei teils auch mal enger zusammen. Unterm Strich verhielten sich die Fans diszipliniert – und feuerten ihr Team immer wieder lautstark an. Forderten Elfmeter, pfiffen auf den Schiedsrichter, klatschten nach gewonnenen Zweikämpfen, fassten sich nach vergebenen Chancen an den Kopf. Sprangen auf zum Torjubel.

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„Fußball lebt von Emotionen“, so hatte es sich Bochums Trainer Thomas Reis ja gewünscht, und seine Mannschaft begann beim ersten Spiel vor Fans seit über sechs Monaten engagiert, couragiert, bissig. Reis vertraute der gleichen Startelf wie beim 3:0-Sieg im Pokal gegen Fünftligist FV Engers, St. Paulis Coach Timo Schultz setzte nach der 2:4-Pokalblamage in Elversberg auf vier Neue. Bochum gab den Takt an, Pauli hielt in der sofort intensiven Partie dagegen.

Linksaußen Gerrit Holtmann, der einzige VfL-Neuzugang in der Startelf, vergab die erste etwas bessere Chance, der Distanzlupfer von Kapitän Anthony Losilla strich knapp neben das Tor, ehe Robert Zulj zum Freistoß antrat vom linken Strafraumrand. Scharf brachte der Gestalter des VfL, der beste Techniker auf dem Feld, den Ball nach innen. Kein Kopf, kein Bein wollte ihn berühren, bis der Ball im rechten Netz zappelte. Pauli-Torwart Robin Himmelmann war am Ende machtlos. 1:0 für Bochum, die verdiente Führung nach 26 Minuten. Zulj war schon in der erfolgreichen Endphase der Vorsaison ein Schlüsselspieler des VfL. Einer, der den Unterschied ausmacht.

VfL Bochum zeigt gute spielerische Ansätze

Ein Offensivfeuerwerk fackelte Bochum zwar nicht ab, ließ defensiv aber fast nichts anbrennen, präsentierte sich als stabile Einheit, zeigte ein gutes Pressing, setzte mit Tempo Nadelstiche über die Außen – das ist die Marschroute, mit der sich die eingespielten Bochumer bereits zum „Corona-Meister“ schossen nach dem Re-Start in der Vorsaison.

Zu großen Chancen kam der Gast bis zur Pause nicht. Bochum zeigte einige gute spielerische Ansätze, der letzte Pass allerdings fehlte auch beim VfL, bei dem sich Torjäger Silvere Ganvoula zunächst nicht für höherklassige Aufgaben empfehlen konnte.

Gleich nach Wiederanpfiff bediente der Stürmer dann seinen Kollegen Simon Zoller, der das beruhigende 2:0 verpasste, sein Volley flog deutlich über das Tor. Der VfL blieb die bessere Mannschaft, war aktiver und gefährlich bei Standards. St. Pauli kam lange nicht entscheidend zum Zug, die VfL-Defensive um U21-Nationalspieler Maxim Leitsch und den griechischen Nationalspieler Vasileios Lampropoulos war meist hellwach.

Turbulente Schlussphase in Bochum

Torchancen blieben hüben wie drüben Mangelware, ehe Holtmann den Ball nach Hackenvorlage von Ganvoula ans Außennetz setzte und den VfL-Fans kurz der Atem stockte. Pauli spielte sich erstmals gefährlich durch, doch Daniel Kofi Kyereh verzog knapp nach 70 Minuten. Kraft und Konzentration schienen zu schwinden beim VfL, als er sein Potenzial eindrucksvoll demonstrierte. Holtmann schickte Ganvoula, der mustergültig zurücklegte auf Zoller, der den Ball aus kurzer Distanz nur über die Linie schieben musste. 2:0 – aber nicht die Entscheidung. Lampropoulos Rückgabe per Brust geriet zu kurz, Kyereh verkürzte in Minute 84 und legte nur zwei Minuten später noch einen Treffer drauf. Das 2:2 feierte St. Pauli wie einen Sieg.