Bochum. In einer Woche schließt der Transfermarkt. Vitaly Janelt dürfte den VfL Bochum verlassen, weitere Wechsel aber sind derzeit nicht in Sicht.

Auf Gerrit Holtmann kommt eine „Spende für die Mannschaft“ zu. So drückt es Trainer Thomas Reis aus. Ein sattes Frühstück für alle Teamkollegen zum Beispiel könnte so eine Spende sein. Denn die inklusive der drei eingewechselten Spieler 13 Mann, die in Karlsruhe die 1:0-Führung „mit allen Mitteln“ verteidigten, mussten ja für ihn mitrennen nach seiner kuriosen, unnötigen Gelb-Roten Karte wegen Zeitspiels. Holtmann hatte bei seiner Auswechslung den langen Weg zur Seitenauslinie gewählt und sah dafür erst Gelb und dann Gelb-Rot. Eine Ampelkarte bei der Auswechslung „habe ich noch nicht erlebt“, sagt Reis und schiebt hinterher: „Das darf auch nicht noch einmal passieren.“

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25 Minuten musste seine Mannschaft in Unterzahl überstehen. Immer ginge das nicht gut, mahnt Reis, und auch in Karlsruhe benötigte der VfL „das nötige Quäntchen Glück“ dazu. Der Trainer zog aber auch einen positiven Aspekt aus dem Platzverweis: „Jeder hat für den anderen gefightet, die Einstellung war top.“ Diese Mentalität, diese vor einem Jahr doch noch so vermisste Geschlossenheit gebe ihm ein gutes Gefühl auch für die kommenden Wochen.

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Das hat Bochums Trainer Thomas Reis in Karlsruhe nicht gefallen

Die fußballerisch schmale Leistung schönreden will Reis freilich nicht. Gegen St. Pauli (2:2) hat der VfL nach 80 starken Minuten zwei Punkte verschenkt, jetzt in Karlsruhe war es umgekehrt, minimal betrachtet. „Wir müssen uns für den Sieg nicht entschuldigen. Aber wir hätten auch verlieren können“, räumt der Coach ein. Warum? „Karlsruhe hat uns sehr unter Druck gesetzt, wir haben dem Gegner zu viel Platz gelassen, haben zu viele Zweikämpfe verloren“, moniert der Trainer. Und im Spielaufbau sei der erste Ball vom starken Manuel Riemann, dem Garant des Erfolges beim KSC, oft genug angekommen. In der Spielfortsetzung aber haperte es gewaltig.

Bochums Sportchef Schindzielorz spricht von einer „Willensleistung“

„Es war eine Willensleistung. Wir können uns jetzt kurz schütteln, dann geht es gegen Osnabrück schon am Freitag weiter“, blickte Sebastian Schindzielorz, der Sport-Geschäftsführer, kurz und knapp zurück und nach vorn. Letztlich hat der VfL vier Punkte geholt, er ist im Soll und hat nun gegen den punkt- und torgleichen VfL Osnabrück die Chance, sich vor der Länderspielpause oben festzusetzen.

Beim Heimspiel am kommenden Freitag (18.30 Uhr) vor maximal 4395 Fans – der Vorverkauf für Mitglieder und Dauerkarten-Inhaber der Vorsaison startet am Montag, 18 Uhr – dürfte Milos Pantovic als Holtmann-Ersatz die Nase vorn haben. Er konkurriert mit Danny Blum. Pantovic ist defensivstärker, Blum ist nach seiner langen Verletzungs- und Quarantäne-Pause zudem noch nicht bei 100 Prozent.

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Danilo Soares soll gegen Osnabrück wieder dabei sein

Wieder dabei sein soll auch Danilo Soares. Der Linksverteidiger bekam im Spiel in Karlsruhe einen Schlag im Kniebereich ab. Reis rechnet aber damit, dass der Leistungsträger am Dienstag, spätestens Mittwoch wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Wie wichtig das ist, zeigte sich in Karlsruhe: Maxim Leitsch musste von innen nach außen rücken, Armel Bella-Kotchap gab sein Saisondebüt als Innenverteidiger. Mit Erfolg, auch wenn ihm ein Fehler unterlief, der sich hätte rächen können. Aber das hatte der 18-Jährige am Sonntag ja nicht exklusiv.

Im Defensivbereich bleibt es wohl bei wenigen Alternativen

Maxim Leitsch, hier im Zweikampf mit Karlsruhes Gueye, spielte in Karlsruhe erst innen und dann als Linksverteidiger.
Maxim Leitsch, hier im Zweikampf mit Karlsruhes Gueye, spielte in Karlsruhe erst innen und dann als Linksverteidiger. © dpa | Uli Deck

Mit seiner Einwechslung war das Defensiv-Potenzial aber auch ausgeschöpft, vom Not-Rechtsverteidiger Lars Holtkamp, der eigentlich im Mittelfeld zu Hause ist, mal abgesehen. Saulo Decarli (innen) und Herbert Bockhhorn (rechts) sind verletzt. Moritz Römling (links) muss sich im Training erst noch heranarbeiten, war ebenso nicht im Kader wie Stelios Kokovas (links/innen). Stand jetzt sieht es aber nicht danach aus, dass der VfL im Defensivbereich noch einmal zuschlägt auf dem Transfermarkt, sofern es keine Abgänge mehr gibt. Auch wenn sich Schindzielorz wie gewohnt in alle Richtungen alles offen hält, auch wenn der Markt national und international sicherlich noch einmal gehörig an Fahrt aufnehmen wird im Sommerschluss-Verkauf. Bis zum kommenden Montag, 5. Oktober, ist das Transferfenster noch geöffnet.

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Janelt vor Wechsel: Der Mittelfeldspieler nimmt nicht mehr am Mannschaftstraining teil

Bis dahin wird sicherlich Vitaly Janelt bei einem neuen Klub trainieren, der 22-Jährige steht wie berichtet vor einem Wechsel. Daher war er bereits gegen den KSC nicht im Kader. Auch am Mannschaftstraining nimmt er nicht mehr teil, bis alles geklärt ist. Laut „Bild“ wechselt Janelt zum FC Brentford in die 2. englische Liga. Der Club aus der Championship ist auch nach WAZ-Informationen der erste Anwärter auf Janelts Dienste. Es soll allerdings noch weitere Interessenten geben, auch aus dem Inland.

Vitaly Janelt, hier im Testspiel gegen Borussia Dortmund, wird den VfL Bochum wohl verlassen.
Vitaly Janelt, hier im Testspiel gegen Borussia Dortmund, wird den VfL Bochum wohl verlassen. © Ralf Ibing /firo Sportphoto

Fakt ist: Janelts Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, dann wäre er ablösefrei. Wechselt er jetzt, kassiert Bochum eine Summe im mittlereren sechsstelligen Bereich.

Janelt hat den Durchbruch beim VfL Bochum nicht geschafft

Janelt spielt seit dreieinhalb Jahren beim VfL, schaffte es in die U21-Nationalmannschaft. Starken Auftritten wie vor der Corona-Krise in Dresden folgten aber immer wieder schwächere Leistungen. Auch im Training agierte er nicht konstant, den Durchbruch zur Stammkraft schaffte er beim VfL nie. Thomas Reis setzte in den letzten Monaten auf Robert Tesche und Anthony Losilla, zudem ist mit Raman Chibsah ein potenzieller Stammspieler hinzugekommen. Auch Talent Lars Holtkamp und Thomas Eisfeld können auf Janelts Position spielen.

Blieb in den zwei Zweitliga-Spielen bisher noch ohne Treffer: Silvere Ganvoula. Ein Wechsel scheint derzeit unwahrscheinlich zu sein.
Blieb in den zwei Zweitliga-Spielen bisher noch ohne Treffer: Silvere Ganvoula. Ein Wechsel scheint derzeit unwahrscheinlich zu sein. © dpa | Uli Deck

Weiteren Ersatz für das Mittelfeldzentrum zu holen nach dem absehbaren Wechsel von Janelt ist nicht geplant. Weitere Abgänge sind derzeit auch eher unwahrscheinlich. Von Interessenten für Tom Weilandt oder Sebastian Maier, denen der VfL bei einem Wechselwunsch keine Steine in den Weg legen würde, ist nichts bekannt. Um Torjäger Silvere Ganvoula ist es ruhig geworden, die hohe Ablösesumme (vier bis fünf Milionen Euro) dürfte niemand bereit sein zu zahlen.

Ausleihen der jungen Spieler sind aktuell nicht absehbar

Auch Ausleihen der jungen Spieler stehen aktuell nicht im Fokus. Dies auch vor dem Hintergrund einer Saison mit vielen Spielen ohne Winterpause mitten in der ja längst nicht besiegten Corona-Pandemie. „Es ist sicher nicht verkehrt, wenn man eine gewisse Kaderstärke hat“, sagt Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Derzeit umfasst das VfL-Aufgebot 29 Profis, ohne Janelt sind es noch 28.