Wattenscheid. Mit 17 Aktiven ist der TV Wattenscheid bei der Leichtathletik-DM in Braunschweig dabei. Mehr als die Hälfte hat Chancen auf das Finale.
Wenn es die Sache schwerer macht, dass man als Favoritin oder Favorit an den Start geht, dann ist das Christina Honsel, Julia Ritter und Amanal Petros gerade nicht anzumerken. Die drei Leichtathleten des TV Wattenscheid 01 sitzen ganz entspannt bei der Pressekonferenz zu den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig. Möglich und verständlich, dass sie vor dem oder im Wettkampf etwas aufgeregter sei werden. Alle drei haben noch nicht endlos viele Deutsche Meisterschaften absolviert.
Honsel, Ritter und Petros sind drei der jungen, richtig guten Aktiven, die beim TV Wattenscheid nachrücken. Alle drei liegen im Ranking, also den Meldergebnissen für die Titelkämpfe ganz vorne. Honsel hat im Hochsprung mit 1,92 Metern das beste Ergebnis, Ritter im Kugelstoßen mit 18,14 Metern, Petros hat die beste Leistung über die 5000 Meter stehen.
Manager Huke bremst die Erwartungen
Michael Huke, der Manager der Leichtathleten des TV Wattenscheid, will verhindern, dass die Erwartungen an diese drei und die 17 Starterinnen und Starter, die der Verein nach Braunschweig schickt, zu groß werden. Mit 17 Sportlerinnen und Sportler fährt Wattenscheid nach Braunschweig, stellt damit hinter Bayer Leverkusen das zweitgrößte Team. Sieben Athleten sind unter den Top-3 gelistet, weitere vier Wattenscheider Athleten haben laut Huke Finalchancen. Damit haben mehr als die Hälfte der Wattenscheider Aktiven Finalchancen. Wie viele Medaillen es dann gibt, weiß Huke in diesem Jahr noch viel weniger zu sagen, als sonst.
Dafür sind die Rahmenbedingungen zu ungewöhnlich. Die Deutschen Meisterschaften an diesem Samstag und Sonntag sind nach der Absage der Olympischen Spiele in Tokio und den Europameisterschaften in Paris der Höhepunkt der Saison. Wegen der Covid-19-Pandemie wird es im Stadion nur eine begrenzte Zahl von Athleten, Zuschauern, Pressevertretern und Offiziellen geben. Die Vorbereitung auch der Athleten des TV Wattenscheid war wegen der besonderen Umstände natürlich nicht immer optimal.
Honsel denkt bereits an Olympia im nächsten Jahr
Huke: „Das sind schon sehr besondere Rahmenbedingungen, die eine besondere Organisation nötig machen. Wir mussten unser Team deutlich reduzieren, trotzdem ist es uns gelungen, dass jeder Athlet von einem eigenen Trainer betreut werden kann. Mein Dank geht aber auch noch mal an den DLV, dass es möglich ist, mit dieser Veranstaltung die einzigen Meisterschaften in einer Individualsportart in Deutschland auf die Beine zu stellen. Wir schaffen damit aber auch Motivation für die Athleten, die noch in diesem Jahr Wettkampfpraxis sammeln können für die auf das nächste Jahr verschobenen Höhepunkte.“
Honsel kann das nur bestätigen. Sie sei gut drauf, wolle das nun bestätigen. „Die größeren Höhen haben sich schon angekündigt, ich bin jetzt Favoritin.“ Sie will ihre persönliche Bestleistung in Angriff nehmen, das wären 1,93 Meter. Das Fehlen der Zuschauer im Stadion störe sie kaum: „Ich habe jetzt schon vier Wettkämpfe ohne Zuschauer gemacht, und es geht auch ohne Klatschen, ich kann mich gut selbst motivieren.“ Im nächsten Jahr hofft sie die 1,96 Metern angreifen zu können. Das wäre dann die Qualifikations-Norm für die Olympischen Spiele.
Ritter hofft auf gute Ergebnisse
An Olympia denkt Julia Ritter noch nicht. Sie ist zunächst einmal froh, dass sie nicht wieder zwischen zwei Wettkämpfen hin und her laufen muss. Im vergangenen Jahr fanden Diskuswurf und Kugelstoßen parallel statt. Diesmal ist das Kugelstoßen am Samstagabend, der Diskuswurf am Sonntagnachmittag. „Jetzt kann ich mich ganz auf nur einen Wettkampf konzentrieren“, sagte Ritter. Ich habe auch nichts dagegen, wenn ich mit der Kugel ganz oben stehe. Im Diskus zählt für mich nur die Weite. Aber gerade mit der Kugel erwarte ich einen harten Konkurrenzkampf. Ich freue mich drauf, zusammen mit Hanna Meinikmann.“ Ritters Vereinskollegin hat ebenfalls Chancen auf das Finale, steht derzeit auf Platz fünf der Meldeliste.
Über 5000 Meter will Amanal Petros seine Bronzemedaille aus dem letzten Jahr bestätigen. Im vergangenen Jahr legte er seinen Fokus erfolgreich auf den Marathon und den Halbmarathon. Im Marathon holte er sich die Olympianorm. Für die DM hat er sein Training umgestellt: „Ich habe erst mal pausiert und mich ohne Trainingsplan fit gehalten, wir alle mussten unsere Körper ja schützen. Zuletzt habe ich mich mehr auf meine Schnelligkeit konzentriert, auch wenn es auf die Ausdauer geht. Aber ich bin sehr froh, dass es jetzt wieder losgeht.“
Dutkiewicz absolviert ihren ersten Wettkampf
Gute Chancen auf Siege, Medaillen und Finalteilnahmen haben dazu wie immer Robin Erewa über die 200 Meter, der in diesem Jahr bisher der schnellste Deutsche über diese Strecke war. Über 110 Meter Hürden ist mit Routinier Erik Balnuweit zu rechnen, der in diesem Jahr mit 13,67 Sekunden die zweitschnellste Zeit stehen hat. Im Diskuswurf der Männer ist auch Daniel Jasinski dabei, der zwar erst einen Wettkampf in diesem Jahr absolviert hat, dennoch laut Manager Huke „gut drauf ist und alle Beschwerden der letzten Monate überwunden hat“.
Auch Pamela Dutkiewicz wird ihren ersten Wettkampf über die 100 Meter Hürden der Frauen bestreiten, und das gleich als Favoritin im Feld, nachdem ihre Hauptkonkurrentin um den Titel, Cindy Rohleder, Mutter wird.
Das Feld der Wattenscheider Starter komplettieren Johanna Bechthold, Philipp Trutenat und Robert Hering über die 100 Meter, Noel Fiener und Synthia Oguama über die 200, Florian Colon-Marti über die 400 Meter und Sebastian Dietl im Diskuswurf.