Wattenscheid. . Der SG Wattenscheid 09 droht das Aus. Es fehlen 350 000 Euro. Über ein Crowdfunding soll das Geld kommen - binnen vier Wochen.
Diese Worte schneiden ins Mark. Vom „endgültigen Aus“ ist die Rede. Der Spielbetrieb könne eingestellt werden. Noch bevor der Traditionsverein sein 110-jähriges Bestehen feiern kann. Eine Drohkulisse, die sich schon seit Beginn der neuerlichen finanziellen Diskrepanzen im September immer wieder unausgesprochen vor dem Fußball-Regionalligisten aufbaute.
Doch mit einer Drohung ist es offenbar vorbei. Denn die Pressemitteilung, die die SG Wattenscheid 09 am frühen Montagnachmittag herausgab, liest sich schon wie eine Bankrott-Erklärung. Der Klub benötigt nach eigenen Angaben in den kommenden vier Wochen mindestens 350.000 Euro, um die laufende Saison zu Ende spielen zu können.
Kein Geldgeber ist in Sicht
Ein Geldgeber? Ist derzeit nicht in Sicht. Jetzt soll es das Umfeld richten. Gemeinsam. In 28 Tagen soll über ein eigens dafür eingerichtetes Crowdfunding die benötigte Summe eingesammelt werden. Über die Seite „fairplaid.org/wirsindsgwattenscheid09“ können potenzielle Unterstützer spenden. Kommen bis zum 14. Januar 2019 keine 350.000 Euro zustande, erhält der potenzielle Spender sein Geld zurück, heißt es auf der Seite im Netz.
Wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Hilferufes, am Montag um 18.30 Uhr, stand die Summe bei rund 13.000 Euro von 92 Unterstützern, die zunächst anonym bleiben.
Das Konzept ist nicht neu
Solch ein Konzept ist nicht neu – häufig werden Projekte oder Unternehmen auf diesem Weg finanziert. Doch im Falle der SGW hängt nicht nur eine pfiffige Idee am Erfolg dieser Finanzierung, sondern: die Zukunft.
Angeblich, so steht es in der Mitteilung des Vereins, sei bei ausbleibendem Erfolg ein Weitermachen oder ein Neustart in einer unteren Liga nicht möglich. „Die Bedrohung, dass die SG Wattenscheid 09, eine bedeutende Institution im Revier, bald endgültig Geschichte ist, wird damit leider greifbar“, schreiben die Verantwortlichen des Klubs. Denkbar, dass dann ein Neustart unter einem neuen Namen angepackt würde.
Doch wie wahrscheinlich ist es, dass das Crowdfunding zu einem rettenden Ergebnis führt?
Sponsoren wenden sich ab
Nach dem Aus der geplanten Kooperation mit dem Hamburger Technologie-Start-Up Haalo verabschiedeten sich mit Ausnahme des Aufsichtsratsvorsitzenden Oguzhan Can alle Mitglieder aus dem höchsten Gremium des Vereins. Nach Informationen dieser Redaktion sollen zahlreiche Sponsoren von dieser Entwicklung abgeschreckt worden sein.
Can, der nach eigenen Angaben über eine Million Euro in den Klub investiert haben will und zuletzt größter Geldgeber war, hatte im Oktober im Gespräch mit der WAZ zugegeben, dass die Verhandlungen mit kleineren Sponsoren „bei Null“ anfangen würde. Offenbar ist der Stand bis heute unverändert.
Hohe Verbindlichkeiten
Woher also soll diese Summe kommen? Und so schnell?
Klar ist: Der Klub hat hohe Verbindlichkeiten – allein Cans Unternehmen, das Sport- und Fitnesszentrum WTC, hat der SG Wattenscheid eine hohe Summe geliehen. Dass es einen Darlehensvertrag gibt, hatte der Geschäftsmann im Gespräch mit dieser Zeitung eingeräumt. Nach WAZ-Informationen steht die SG 09 mit rund 750.000 Euro in der Kreide.
Auch Bongartz und Co. werben für den Klub
Um das Umfeld zu mobilisieren, hat der Verein einen großen Aufwand betrieben. Neben dem eingerichteten Crowdfunding haben die Mitarbeiter der Medienabteilung ein Video angefertigt, zu sehen bei youtube (https://youtube/aCx-x5sWFzw). Darin melden sich auch zahlreiche Aktive und Ehemalige sowie prominente Wegbegleiter des Vereins zu Wort.
Zum Beispiel Mike Terranova, Trainer des Liga-Konkurrenten Rot-Weiß Oberhausen, der sagt: „So etwas wie hier habe ich noch nirgendwo anders erlebt. Allein die Kabinen und das Stadion – es wäre schön, wenn der Verein erhalten bliebe.“ Und Wattenscheids Jahrhunderttrainer Hannes Bongartz betont, wie wichtig es sei, dass die wirtschaftliche Situation wieder in Ordnung kommt: „Sonst werden ganz, ganz dunkle Wolken über dem Verein aufziehen.“