Duisburg. Elf frühere Spielerinnen des FCR 2001 und des MSV Duisburg sind bei der EM in England am Ball. Viele sind Leistungsträgerinnen ihrer Teams.
Im Tor: Gaëlle Thalmann. Die Abwehrkette: Carole da Silva Costa, Rahel Kiwic, Marina Hegering, Virginia Kirchberger. Das Mittelfeld: Barbara Dunst, Jackie Groenen, Dolores Silva. Ganz vorn: Lieke Martens, Alexandra Popp, Lisa Makas. Eine Formation, die in der Fußball-Bundesliga ganz oben mitspielen dürfte. Zwei Dinge haben diese elf Kickerinnen gemeinsam: Sie sind aktuell bei der Europameisterschaft in England am Ball – und sie haben eine Duisburger Vergangenheit. Während der MSV als Fahrstuhlmannschaft zwischen Erst- und Zweitklassigkeit aktuell eher gedämpfte Begeisterung entfacht, kommen hiesige Fans mit nostalgischer Veranlagung bei den Live-Übertragungen vom Kontinentalturnier zweifellos auf ihre Kosten.
Bei manchen von ihnen liegt die Duisburger Zeit noch gar nicht so lang zurück, andere haben nicht einmal mehr das Trikot mit den Zebrastreifen, sondern nur jenes mit dem Logo des FCR 2001 Duisburg getragen – allen voran die deutschen Nationalspielerinnen Marina Hegering (von 2007 bis 2011) und Alexandra Popp (von 2008 bis 2012). Beide gehörten, natürlich noch ganz jung, zum Team, das 2009 unter der jetzigen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg den Uefa-Cup gewann und den furiosen 7:0-Endspielsieg im DFB-Pokal gegen Turbine Potsdam verbuchte. Popp (31), seit 2012 beim VfL Wolfsburg und inzwischen Kapitänin der DFB-Auswahl, spielt nach zwei verletzungsbedingt verpassten Endrundenteilnahmen ihr erstes EM-Turnier und setzte beim 4:0-Auftaktsieg gegen Dänemark den Schlusspunkt. Die 32-jährige Marina Hegering läuft nach zwei Saisons beim FC Bayern München demnächst ebenfalls für Meister und Pokalsieger Wolfsburg auf.
Nie für den MSV aufgelaufen sind auch die Niederländerinnen Jackie Groenen und Lieke Martens – obwohl sie bis zur Insolvenz von dessen Vorgängerklub FCR 2001 zu den Stammkräften zählten. Martens machte den Vereinsübertritt Ende 2013 gar nicht erst mit, Groenen löste ihren Vertrag wenig später auf und wechselte zum FC Chelsea. Inzwischen kickt die 27-Jährige bei Manchester United, während Martens (29), im Jahr 2017 sogar Weltfußballerin des Jahres, für den Champions-League-Sieger FC Barcelona stürmt. Zum Auftakt musste sich der Titelverteidiger mit einem 1:1 gegen Schweden begnügen.
Kiwic traf natürlich per Kopf
Im Parallelspiel dieser Gruppe gab es ein Aufeinandertreffen von gleich vier früheren Duisburgerinnen. Eine von ihnen ist schon fast vergessen: Gaëlle Thalmann hütete in der Abstiegssaison 2014/15 acht Spiele lang das MSV-Tor, ehe sie einen Kreuzbandriss erlitt. Nach ihrer Genesung kam sie nur noch in der Reserve zum Einsatz. Heute steht die 36-Jährige bei Betis Sevilla unter Vertrag und ist immer noch unumstrittene Nummer eins in der „Nati“. Dort führt auch kein Weg an Abwehrchefin Rahel Kiwic (31) vorbei, die von 2014 bis 2017 das Zentralmassiv in der MSV-Deckung darstellte. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zum FC Zürich zurückgekehrt; beim 2:2-Auftakt gegen Portugal traf sie – natürlich per Kopf nach einem Standard – zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung.
Gegner Portugal, durch den Ausschluss Russlands ins Turnier gerutscht, kann in der Abwehr ebenfalls auf eine Ex-Duisburgerin bauen: Carole da Silva Costa (32), von 2013 bis 2015 erst für den FCR und dann für den MSV am Ball, jetzt beim Traditionsverein Benfica Lissabon aktiv. Dolores Silva (30), von 2011 bis 2015 ebenfalls bei beiden hiesigen Klubs beschäftigt, trägt derweil die Farben des SC Braga.
Geschichten aus gemeinsamen Duisburger Zeiten kann sich im österreichischen Kader gleich ein Trio erzählen. Barbara Dunst (2017 bis 2019), Virginia Kirchberger (2014 bis 2015, 2016 bis 2018) und Lisa Makas (2016 bis 2020) waren allesamt Leistungsträgerinnen beim MSV. Dunst (24) wechselte nach zwei eigentlich starken Jahren mit allerdings etwas gering ausgeprägter Wertschätzung 2019 zum 1. FFC Frankfurt und ist bei dessen Nachfolgeverein, der Eintracht, immer noch eindeutige Stammkraft. Dort ist inzwischen auch „Gini“ Kirchberger (29) gelandet. Lisa Makas (30), beim MSV ebenso oft Unterschiedsspielerin im Angriff wie verletzt außen vor, wechselt in diesem Sommer vom SKN St. Pölten zu Austria Wien.