Duisburg. Aufsteiger MSV steht zur Saisonhalbzeit auf Platz neun. Die Analyse zeigt, wer die Leistungsträgerinnen sind – und wer noch Luft nach oben hat.
- Die Schweizerin fehlte den Zebras nur einmal wegen einer Gelbsperre, ist aber ansonsten die beständigste Spielerin
- Virginia Kirchberger, Yvonne Zielinski und Kathleen Radtke standen in allen elf Hinrundenspielen in der Startelf
- Die letztjährige Top-Torjägerin Sofia Nati war neunmal dabei, spielte aber noch nicht die kompletten 90 Minuten durch
Elf Spiele, drei Siege, sieben erzielte Tore (darunter ein Eigentor des Gegners), neun Punkte, neunter Tabellenplatz: So sieht die Zwischenbilanz zum Jahreswechsel für die Fußballfrauen des MSV Duisburg aus. Das ist fraglos immer noch weit von allem entfernt, was der Vorgängerverein FCR 2001 Duisburg jemals erzielt hat – doch wenn es auch nach 22 Spieltagen bei Rang neun bliebe, wären Trainerin Inka Grings und ihr Team wohl rundum mit dem Erreichten zufrieden. Die Einzelbilanz der Sportredaktion zeigt aber, dass bei manchen Kickerinnen noch eine Menge Luft nach oben ist.
Die Anführerin
Rahel Kiwic (10 Spiele, 5 Gelbe Karten) ist die uneingeschränkte Führungsspielerin in dieser Saison. Im Gegensatz zu ihrer ersten Bundesligaspielzeit mit dem MSV, die mit dem Abstieg endete, hat die Schweizerin konditionell zugelegt, ohne dabei physisch abzubauen. Das zeigte sich vor allem beim 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach, als sie in der Sturmspitze auflief. Ihre Spielweise bringt aber auch erhöhte Aufmerksamkeit der Schiedsrichterinnen mit sich, weshalb sie zum Hinrundenende in Potsdam schon eine Gelbsperre absitzen musste.
Die Zuverlässigen
Drei Spielerinnen standen in allen elf Hinrundenpartien in der Startelf. Virginia Kirchberger (einmal ausgewechselt, 1 Tor) agiert nach ihrer Rückkehr vom 1. FC Köln in der Regel in der Innenverteidigung neben Rahel Kiwic, als wäre sie nie weg gewesen: zuverlässig, unspektakulär. Das sind auch Attribute, die auf die mit ihr aus der Domstadt gekommene Außenverteidigerin Yvonne Zielinski (einmal ausgewechselt) ebenso zutreffen wie auf die seit Jahresbeginn für die Zebras spielende Defensiv-Allroundein Kathleen Radtke (zweimal ausgewechselt). Lee Falkon (10 Spiele, dreimal ausgewechselt) fehlte nur einmal, nachdem sie sich bei ihrer Versetzung vom rechten Mittelfeld auf die Rechtsverteidigerposition im Spiel gegen Hoffenheim die gelb-rote Karte eingehandelt hatte.
Zsófia Rácz (11 Spiele, zweimal eingewechselt) war nach zwei Joker-Einsätzen zu Saisonbeginn stets von Beginn an dabei. Die Torgefährlichkeit der vergangenen Halbserie geht der Ungarin allerdings noch völlig ab. Lena Nuding (8 Spiele) rückte nach der schweren Verletzung von Meike Kämper zwischen die Pfosten, nachdem die Ex-Kölnerin vorher den Zweikampf um den Stammplatz verloren hatte. Trotz kleiner Wackler und etwas unorthodoxer Aktionen rechtfertigt sie das nun – gezwungenermaßen – in sie gesetzte Vertrauen.
Die Nachgerückten
Dass Alice Hellfeier (10 Spiele, dreimal ein- und einmal ausgewechselt, zwei gelbe Karten) und Julia Debitzki (10 Spiele, einmal ein- und dreimal ausgewechselt, eine gelbe Karte) nach der Hinrunde auf eine zweistellige Anzahl von Einsätzen kommen würden, war im Sommer eher unwahrscheinlich. Die verletzungsbedingten Ausfälle brachten ihnen aber einen Quasi-Stammplatz ein. In manchen Situationen wird deutlich, dass die Bundesliga bisweilen noch immer eine Nummer zu groß für sie ist; grundsätzlich machen beide aber einen guten Job.
Die Teilzeitkräfte
Dass Sofia Nati (9 Spiele, dreimal ein- und sechsmal ausgewechselt, 2 Tore) zu dieser Rubrik gehört, ist für die Top-Torjägerin der Vorsaison ein ziemlich bitterer Umstand. Ähnlich wie schon vor zwei Jahren, als sie sogar komplett ohne Treffer blieb, hat die griechische Nationalspielerin mit dem raueren Klima in Liga eins arg zu kämpfen. Auch Lara Heß (11 Spiele, sechsmal ein- und fünfmal ausgewechselt, 2 Tore) und Sandra Betschart (7 Spiele, dreimal ein- und viermal ausgewechselt, eine gelbe Karte) bringen es auf keinen Einsatz über 90 Minuten. Das ist bei Eigengewächs Heß weniger eine Enttäuschung als bei der im vergangenen Winter gekommenen Schweizer Nationalspielerin, die die in sie gesetzten Erwartungen nach wie vor nicht voll erfüllt. Anna-Sophie Fliege (10 Spiele, fünfmal ein- und viermal ausgewechselt, zwei gelbe Karten) ist auf einem guten Weg, sich in der 1. Liga zu etablieren. Scarlet Hellfeier (1 Spiel) rutschte beim 0:6 in Sand für die verletzte Lena Nuding zwischen die Pfosten und war dabei beste Spielerin ihrer Mannschaft.
Die Ergänzungsspielerinnen
Nicole Munzert (5 Spiele, viermal ein- und einmal ausgewechselt) war in der Vorsaison mit neun Toren drittbeste Schützin ihres Teams, hat aber den Sprung in die Erstklassigkeit bislang nicht geschafft. Den traute man Eigengewächs Isabel Schenk (2 Spiele, zweimal eingewechselt) schon vor Jahren zu, doch die 21-Jährige scheint in ihrer Entwicklung stehengeblieben zu sein. Selina Boveleth (ohne Einsatz) kam in der vergangenen Winterpause als großes Talent aus Leverkusen, braucht aber offenbar noch Zeit. Als ihr Bundesliga-Debüt näherrückte, disqualifizierte sie sich durch eine Rote Karte bei der Reserve.
Die Verletzten
Danica Wu (8 Spiele) war bis kurz vor Ende der Hinrunde eine von den Unverzichtbaren – bis auch bei ihr das Verletzungspech mit einem Innenbandriss im rechten Knie zuschlug. Die Kanadierin agierte zwar erwartungsgemäß nicht mehr so dominant wie noch eine Klasse tiefer, hielt aber ein ansehnliches Niveau. Kapitänin Linda Bresonik (3 Spiele, 1 Tor) hinterließ – wenig verwunderlich – die größte Lücke. Gegen Jena führte sie ihr Team noch zum wichtigen ersten Saisonsieg, dann musste sie sich einem Eingriff an der Achillessehne unterziehen, der sie noch bis in die Rückrunde zum Zusehen zwingen wird. Steffi Weichelt (ohne Spiel) verletzte sich im Trainingslager vor der Saison so schwer, dass die Zebras bislang komplett auf ihre Torgefährlichkeit verzichten mussten. Stammkeeperin Meike Kämper (2 Spiele) erlitt beim Training mit der Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss, der das frühe Saisonaus bedeutete. Lisa Makas (2 Spiele, zweimal eingewechselt) kam verletzt als Perspektivspielerin und feierte kurz vor dem Jahresende ihr Debüt. Darauf wartet Jülide Mirvan (ohne Spiel) nach langer Verletzungspause noch.