Mülheim. Seit 1972 haben Mülheimerinnen und Mülheimer immer Edelmetall von den Olympischen Spielen mitgebracht. Diese Tradition wurde fortgesetzt.

Ganz ohne olympische Medaille geht es in Mülheim dann doch nicht. Seit 1972 hat immer mindestens ein Sportler oder eine Sportlerin Edelmetall von den jeweiligen Spielen mitgebracht. Diese Tradition hat Ruderer Jonathan Rommelmann mit dem größten Vergnügen fortgesetzt.

„Ich bin nicht hinterhergekommen, die ganzen Nachrichten zu beantworten“, sagte der 26-Jährige wenige Tage nach dem Gewinn der Silbermedaille. „Es ist überall alles übergequollen – Social Media, Whatsapp, dutzende E-Mails hab ich bekommen.“

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Die Mülheimer Medaillengewinner

1936 Berlin: Hans Keiter und Edgar Reinhardt (Gold im Handball)1956 Melbourne: Wolfgang Nonn, Hugo Dollheiser und Helmut Nonn (Bronze im Feldhockey)1972 München: Peter Hussing (Bronze im Boxen)1976 Montreal: Gabriela Grillo (Gold im Mannschafts-Dressurreiten)1984 Los Angeles: Carsten Fischer und Dirk Brinkmann (Silber im Feldhockey)1988 Seoul: Nicole Uphoff (Gold in der Dressur und in der Mannschaftsdressur), Carsten Fischer, Thomas Brinkmann, Dirk Brinkmann (Silber im Feldhockey), Ralf Lübke (Bronze mit der 4x400-Meter-Staffel)1992 Barcelona: Nicole Uphoff (Gold in der Dressur und in der Mannschaftsdressur), Carsten Fischer, Jan-Peter Tewes, Andreas Becker und Sven Meinhardt (Gold im Feldhockey)1996 Atlanta: Mark Kleinschmidt (Silber im Ruder-Achter), Lars Lürig (Gold über 200 Meter Freistil, Silber über 50 und 100 Meter Freistil im Para-Schwimmen)2000 Sydney: Lars Lürig (Bronze über 200 Meter Freistil im Para-Schwimmen)2004 Athen: Tina Bachmann (Gold im Feldhockey), Timo Weß (Bronze im Feldhockey)2008 Peking: Timo Weß, Benjamin Weß (Gold im Feldhockey)2012 London: Thilo Stralkowski, Jan Philipp Rabente (Gold im Feldhockey)2016 Rio de Janeiro: Timm Herzbruch (Bronze im Feldhockey)2020 Tokio: Jonathan Rommelmann (Silber im Rudern)

Nicht erst zu dem Zeitpunkt ist dem Mülheimer klar geworden, dass es sich um einen speziellen Wettkampf handelt. „Die ganzen Interviews, die wir hinterher hatten, sowas kennen wir im Rudersport gar nicht. Wenn jemand Medieninteresse generiert, dann ist das in erster Linie der Deutschland-Achter oder in letzter Zeit auch mal Oliver Zeidler“, weiß Rommelmann. Nun wurden auch er und Jason Osborne nach der ersten Medaille im männlichen Leichtgewichtsbereich herumgereicht.

Auch im Wettkampf selbst sei „ordentlich Druck auf dem Kessel“ gewesen. Schnell sei ihm bei seiner Olympia-Premiere eines klar geworden: „Wenn man es jetzt vergeigt, kann man es nicht im nächsten Jahr oder beim nächsten Weltcup noch einmal versuchen.“

Mülheimer Ruderer fiel ein Stein vom Herzen

Daher wollte Rommelmann am liebsten auch gar nicht wissen, wie viele Menschen bei seinem Jugendverein WSV Mülheim und bei seinem aktuell Klub, dem Crefelder Ruderclub, in der Nacht mitfieberten. „Natürlich habe ich hinterher mitbekommen, was da überall los war.“

Mit dem Gewinn der Medaille ist dem Mülheimer letztlich ein Stein vom Herzen gefallen. „Natürlich haben wir nicht Gold verloren. Die Iren waren die absoluten Favoriten. Wir haben für jeden ersichtlich alles in die Waagschale geworfen und sie ordentlich ins Schwitzen gebracht“, schildert Rommelmann den Verlauf des Finales. Am Ende trennte die beiden Duos nicht einmal eine Sekunde.

Als Trainerin Sabine Tschäge plötzlich neben Olympiasieger Zverev stand

„Wir waren in Bestform und sind noch nie so schnell gewesen“, resümiert der 26-Jährige. Dies sei auch ein Verdienst der Mülheimer Trainerin Sabine Tschäge. „Sie hat das super gesteuert.“

Auch für die Trainerin war Olympia ein absolut spannendes Erlebnis. „Es ist schon cool, plötzlich neben Alexander Zverev im Aufzug zu stehen. Man ist mit allen sofort per Du und wird gleich gefragt, wie es bei einem selbst gelaufen ist“, berichtet Tschäge aus dem Olympischen Dorf.

Das Fazit der Mülheimer

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Wie es für beide nun weitergeht, ist noch unklar. Tschäge fungiert ja eigentlich als Bundestrainerin der Junioren, für ihren Schützling steht ab November das praktische Jahr seines Medizinstudiums an. Partner Jason Osborne wird Radsportler. „Natürlich ist es verlockend, weil es bis Paris jetzt nur drei Jahre sind“, schmunzelte Jonathan Rommelmann nach dem Empfang beim Wassersportverein. Ausschließen tut er erst einmal gar nichts ...