Bottrop. Fünf Fußballerinnen von BW Fuhlenbrock suchten ihre Chance bei Schalke 04. Eine Entscheidung, die in Bottrop weiter für Probleme sorgt.

„Und zu allem Überfluss, bin ich auch noch Schalke-Fan“, sagt Blau-Weiß Fuhlenbrocks erster Vorsitzender Winfried Junker nachdenklich. Es ist eine Liebe zu den Königsblauen, die aktuell wohl die schwierigste Prüfung in Junkers Leben überstehen muss.

Dabei meint der Bottroper nicht einmal die angespannte Situation der Bundesliga-Profis oder die Eskapaden rund um Ex-Unterstützer Clemens Tönnies. Nein, es geht um viel bodenständigere Dinge, es geht um Kreisliga-Fußball und es geht um die Frauenabteilung der Fuhlenbrocker.

BW Fuhlenbrock klatschte auf dem Boden auf, gab aber nicht auf

Ende Juli 2020 äußerte Mirsada Hoffmann, die Trainerin der damaligen Landesliga-Mannschaft, zum ersten Mal öffentlich ihre Sorge, dass die neugegründete Frauenfußball-Abteilung von Schalke 04 zu Problemen bei etablierten Klubs in der Region führen würde. Sie sagte damals: „Ich denke, der Verein haut nun alles kaputt.“

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Einen Monat später erwies sich diese Aussage nicht als Schwarzmalerei, sondern als Realität. Weil mehrere Spielerinnen zum Probetraining beim Ruhrgebiets-Riesen gingen, in Fuhlenbrock daraufhin die Abmeldungen reinflatterten und so nicht mehr genügend Spielerinnen für eine Mannschaft zur Verfügung standen, musste der Klub das Team aus der Landesliga zurückziehen, es blieb nicht einmal mehr eine Kreisliga-Mannschaft und der so traditionsreiche Frauenfußball im Fuhlenbrocker Trikot stand vor einem Scherbenhaufen.

„Wir waren mit die ersten, die überhaupt Frauenfußball in Bottrop angeboten hatten“, erinnert sich Junker, der in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführerin Christiane Weidemann aber nicht komplett aufgeben wollte.

Fünf Fußballerinnen wechselten zu Schalke 04

Weidemann übernahm die Herkulesaufgabe, den Frauenfußball in Fuhlenbrock zu retten und eine komplett neue Mannschaft aus dem Boden zu stampfen. Denn nicht nur Pia Canibol, Tiffany-Marie Sinner, Fabienne Katzenski, Lena Apitzsch und Celine Lentjes, die allesamt ihre Chance beim FC Schalke 04 suchten und mittlerweile nun auch spielberechtigt sind, verließen den Verein, die gesamte Mannschaft implodierte.

„Fünf von 18 Frauen sind nach Gelsenkirchen gegangen. Die anderen 13 haben sich alle abgemeldet, weil es mit einigen Anfängerinnen in der Landesliga keinen Sinn gemacht hätte. Einige haben ganz aufgehört, eine ist zurück zu einem Essener Verein gewechselt, eine zu Arminia Klosterhardt und fünf zu den Sportfreunden Königshardt“, sagt Weidemann, die nach der Abmeldung bis auf die Bitte der Erteilung der Spielberechtigung nichts mehr von den ehemaligen Vereinsmitgliedern hörte.

Unsicherheit, ob die neuen Spielerinnen zurückkehren

Statt mit erfahrenen Spielerinnen in der Landesliga zu kicken, wollte Fuhlenbrock stattdessen einen Neustart in der Kreisliga wagen. Fünf 19-jährige, zwei 18-jährige, eine 17-jährige und eine 36-jährige Fußballerin konnte sie bis zum zweiten Lockdown für diese Aufgabe begeistern, stand mit ihnen regelmäßig auf dem Feld und arbeitete an technischen, athletischen sowie taktischen Grundlagen, denn die meisten sind blutige Anfängerinnen.

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„Das Entwicklungspotenzial ist da, das sah ich bei jedem Training. Aber es sind einfach zu viele Anfängerinnen, um höherklassig wieder anzufangen. Wir hätten in der Bezirksliga starten dürfen, aber da gehen wir unter, das tue ich den Spielerinnen nicht an. Wenn wir überhaupt genügend zusammenbekommen, sobald es wieder losgeht…“, sagt Weidemann, die mit dieser Sorge nicht alleine ist.

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„Die Entfernung ist durch Corona noch einmal größer geworden. Es ist die Frage, ob die Spielerinnen ihrem Hobby danach weiter frönen werden, oder ob es zum Beispiel auch in Bottrop wieder zu Zusammenschlüssen kommen wird“, befürchtet Junker und Weidemann ergänzt: „Ich habe losen Kontakt zu den Mädels, aber ich weiß nicht, ob die alle wiederkommen, wenn es weitergeht. Es ist alles schwer im Moment.“

Finanzielle Einbußen durch den Team-Verlust

In der kommenden Woche möchten Junker und Weidemann sich zusammensetzen, um einen Fahrplan für das weitere Vorgehen zu entwerfen – auch finanziell. Denn auch hier hat die Abmeldung des Landesliga-Teams einen Effekt auf Fuhlenbrock. Junker: „Wir sind nun unter eine kritische Zahl an Mannschaften gekommen, wodurch wir weniger Geld für die Platzpflege bekommen. Das waren auf der ersten Überweisung des Jahres 141 Euro weniger als zuvor. Auch dafür ein Dank an Schalke.“

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