Mülheim. Nach dem Saisonabbruch des HVN haben die Handballer Gewissheit. Aber nicht jeder ist mit dem Ablauf der Entscheidung einverstanden.

Mit der Verlängerung des Lockdowns ist nun auch die Saison im Handballverband Niederrhein (HVN) offiziell beendet. Bei den Mülheimer Vereinen trifft diese Entscheidung auf viel Verständnis, ein Großteil sieht sie sogar als alternativlos an.

Dennoch gibt auch kritische Stimmen. Verbandsligist HSV Dümpten hätte sich etwa mehr Teilhabe bei der Entscheidungsfindung gewünscht. Insbesondere, weil für die Dümptener alternative Szenarien denkbar gewesen wären.

HSV Dümptens Kevin Michalski hätte sich eine Teilnahme der Vereine gewünscht

"Ich verstehe nicht, wieso der Verband die Vereine nicht miteinbezogen hat", sagt HSV-Geschäftsführer Kevin Michalski. Seiner Meinung nach hätte der HVN zu denen von ihm anberaumten Telefonkonferenzen auch Vereinsvertreter einladen sollen, um "abzuholen, wie die Situation in den Mannschaften ist".

Andere Verbände, wie etwa der Handballverband Westfalen, hätten dagegen gezeigt, wie es funktionieren kann. Anders als am Niederrhein sieht der HV Westfalen zum Beispiel für Vereine, die in ihren Ligen aufsteigen wollen, eine Aufstiegsrunde vor. Zudem sollen alle anderen Vereine die Möglichkeit erhalten, sich auf freiwilliger Basis für eine Art Ligapokal zu melden, wenn es das Infektionsgeschehen wieder zulässt.

"Ich kann es nicht nachvollziehen, dass der HVN nicht auch solche Szenarien in Betracht gezogen hat", kritisiert Michalski. Stattdessen sei der Verband mit dem Saisonabbruch den "leichtesten Weg" gegangen. Dass der HVN in einer solchen Ausnahmesituation wie der aktuellen Coronapandemie nicht bereit sei, neue Wege zu gehen, sei für ihn enttäuschend.

SV Heißens Jens Doleys hatte auf eine verkürzte Sommerpause spekuliert

Auch Jens Doleys, Trainer der Verbandsligafrauen des SV Heißen, hätte sich einen spätere Re-Start in die Saison - zum Beispiel mit einer verkürzten Sommerpause - vorstellen können. Dennoch kommt für ihn die Entscheidung zugunsten eines Abbruchs nicht überraschend. "Wer vom HVN etwas anderes erwartet hat, der kennt ihn nicht", findet er deutliche Worte.

Bei den Dümptenern sei nun die Stimmung in der Mannschaft merklich getrübt, berichtet Michalski. Die Spieler bei Laune zu halten, wird in der immer länger andauernden Handballpause zusehends schwieriger. Das gemeinsame Gucken der Handball-WM über Videochats sei nur ein schwacher Trost gewesen. Viel mehr als Laufeinheiten sind aktuell nicht möglich, um sich fit zu halten. "Aber wir sind eben keine Läufer", so Michalski.

VfR Saarn hält sich mit amüsanten Wettbewerben über Wasser

Der VfR Saarn hat deswegen in der Zwangspause eine ganz eigene Variante eines Laufwettkampfs entwickelt. Dieser koppelt individuelle und vom Trainer vorgegebene Laufziele mit kleinen Spielchen. Beispielweise die sogenannten "Bottleflip-Challenge", bei der eine zu einem Drittel gefüllte Wasserflasche an der Öffnung gehalten und nach vorne geworfen wird, sodass die Flasche nach einer ganzen Drehung mit der Unterseite auf dem Boden landet.

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Die kleinen Aufgaben werden zur Belustigung aller während einer Zoom-Einheit vor dem Bildschirm ausgeführt. Für erfolgreiche Challenges sammeln die Spieler Punkte. Wer am Ende die wenigsten hat, muss im Anschluss bestimmte "Strafaufgaben" erfüllen, wie zum Beispiel, wenn es wieder geht, ein Jugendtraining übernehmen. Der interne Wettkampf läuft noch bis Ende des Monats, wie er die lange Zeit bis zum Saisonstart im September füllen wird, weiß Saarns Trainer Carsten Quass noch nicht.

Dennoch bezeichnet er die Entscheidung des HVN als "korrekt", vor allem vor dem Hintergrund der weitreichenden Konsequenzen und Beschneidungen in anderen Lebensbereichen durch den Lockdown. "Das müssen wir jetzt einfach in den sauren Apfel beißen", sagt Quass. Zumindest könne man nun frühzeitig den Blick auf die kommende Saison richten.

DJK Styrum befürwortet den Saisonabbruch

Auch die DJK Styrum 06 kann nun schon für die nächste Saison in der Verbandsliga planen. Wäre die Saison zu Ende gespielt worden, hätte es für die Styrumer dagegen eng werden können. Dementsprechend positiv haben die "06er" den Saisonabbruch aufgenommen.

"Ich kann das nur befürworten", so Trainer Stephan Schmidt. Auch für Dümptens Damentrainer Oliver Scholz war der Abbruch gleichsam erwartbar und richtig. "Wir kommen auch wegen der Mutationen und der schlechten Impfsituation wohl so schnell nicht mehr in die Halle", meint Scholz. Für die Handballer wird es eine verdammt lange Zeit bis zur neuen Saison.

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