Essen. Essener Rückraumspieler trifft gegen Hannover-Burgdorf mit der Schlusssirene zum 26:26. Klarer Rückstand kann Moral der Gastgeber nicht brechen.


Da platzte eine Menge Jubel aus den Herzen der Essener: Der Tusem ringt dem TSV Hannover-Burgdorf ein 26:26 (12:14)-Unentschieden ab, dank des Treffers in letzter Sekunde von Lucas Firnhaber.
Während die Gäste diesen Treffer im Anschluss beim Schiedsrichter-Duo anzweifelten, jubelte der Aufsteiger, als hätte er gewonnen.

„Das ist überwältigend, einfach geil“, brachte der Torschütze kurz nach der Partie seine Gefühle auf den Punkt. Und auch sein Trainer Jamal Naji war überglücklich: „Eigentlich ist es gar nicht mein Wesen, dass ich so emotional bin. Aber als ich gesehen hatte, dass die Schiedsrichter das Tor gaben, bin ich einfach zu den Jungs gerannt und habe gejubelt.“

Tusem Essen muss früh einem Rückstand hinterherlaufen


Für die Gäste aus der niedersächsischen Landeshauptstadt war die Begegnung in Essen die erste nach zwei Wochen Corona-Zwangspause. Nach den Länderspielen musste die gesamte Mannschaft in Quarantäne, wollte deswegen nun mit einem Sieg in die Spur zurückfinden. Vor allem Torwart Domenico Ebner hatte diesen Willen verinnerlicht, zerstörte in der Anfangsphase einen Tusem-Angriff nach dem nächsten. Der Torwart kam in der ersten Halbzeit insgesamt auf zehn Paraden.
Dies lag aber nicht nur daran, dass der 26-Jährige gut eingestellt war, sondern die Gastgeber zu ungenau im Angriff agierten.
Unter anderem verwarf der sonst so sichere Noah Beyer zwei Siebenmeter.

Trainer Jamal Naji von Tusem Essen
Trainer Jamal Naji von Tusem Essen © Unbekannt | Michael Gohl


Der Tusem musste daher schnell einem deutlichen Rückstand hinterherlaufen. Dabei war die Abwehr in vielen Situationen voll auf der Höhe. Auch Alfred Jönsson hatte sie weitestgehend im Griff, der Dreh- und Angelpunkt der Hannoveraner musste ganz schön kreativ werden. Immer wieder schnappten die Essener ihren Gästen die Bälle weg oder Torwart Bliß parierte.

Emotionen bei den Gastgebern steigert sich im Laufe des Spiels

Einzig die Chancenverwertung war das große Manko des Aufsteigers in der ersten Halbzeit. Doch im Duell dieser zwei jungen Mannschaften legte der Tusem kurz vor der Pause zu. Die Abwehr hielt weiter recht dicht – und nun war auch mehr Tempo im Angriffsspiel. Mit mehr Konsequenz und Präzision schafften es die Jungs von Trainer Jamal Naji, den zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Rückstand bis zur Halbzeitpause auf zwei zu reduzieren. Je mehr sich die Essener in diese Partie hineinarbeiteten, desto größer wurden die Emotionen bei den Gastgebern.

Die „Recken“, die ohne ihren verletzten Nationalspieler Fabian Böhm (Wadenprobleme) angetreten waren, wussten um die Schwere der Aufgabe in der zweiten Spielhälfte.

Trainer Carlos Ortega hielt es kaum auf seinem Sitzplatz, wirkte teilweise nachdenklich. Doch die zweite Hälfte begann wie die erste, Ebner war die Endstation vieler Tusem-Angriffe. Schnell war der Vorsprung für Hannover wieder angewachsen und nun schien der Favorit davonzueilen.

Emotionalste Mannschaft der Liga


„Aber wir haben uns vor der Saison vorgenommen, die emotionalste Mannschaft der Liga zu sein“, sagte Lucas Firnhaber im Anschluss an die Partie.
Und der Rückraumspieler und seine Kollegen bewiesen das, kämpften sich zurück. Es war viel Arbeit für die Essener, sie mussten viel Aufwand aufbringen, um zu Torerfolgen zu kommen. Und das sollte belohnt werden.


Der coole Felix Klinger im Angriff steuerte wichtige Tore bei und in der Defensive war Bliß ein starker Rückhalt. Die Partie war auf einmal wieder völlig offen und an Spannung kaum zu überbieten. Hannovers Martin Hanne hielt die Gäste lange in Front. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass der Tusem mit Selbstbewusstsein zu seinem letzten Angriff aufbrach. Zielstrebig wie die unzähligen Zugvögel über der Stadt an diesem Sonntag zogen die Hausherren ihren letzten Versuch erfolgreich durch.
Firnhaber fackelte nicht lange und traf mit der Schlusssirene zum Ausgleich.

Fraglich bleibt, ob der Ball noch vor Ablauf der Zeit im Tor einschlug, oder erst nach Spielende. Hannover jedenfalls schob Frust, wollte die Entscheidung der Schiedsrichter nicht wahrhaben. Torschütze Lucas Firnhaber war es letztendlich „scheißegal“.