Essen. Wilfried Ziegler vom Essener Zweitligisten Assindia Cardinals glaubt nicht, dass die ELF Erfolg hat. Er sieht eine Gefahr für den Football.

Die Idee der European League of Football findet nicht überall begeisterte Anhänger. Wilfried Ziegler, Präsident des Zweitligisten Assindia Cardinals aus Essen und Bundesligasprecher für die GFL 2, ist skeptisch, dass sich die ELF langfristig etabliert.

„Die Intentionen, die die Gründer haben, sind teilweise nachvollziehbar, teilweise aber auch nicht. Da in NRW zunächst kein Team an den Start geht, tangiert uns das in Essen nicht so sehr“, sagt Ziegler mit Blick auf seinen Vereinen.

Sorgen um die Vereine in der German Football League

Wenn er das große Ganze betrachtet, macht er sich allerdings schon mehr Sorgen. „Die werden versuchen, die besten Spieler aus der GFL abzuziehen. Das sorgt natürlich für Unruhe. Und wenn es im kommenden Jahr knallen sollte, wird das auch bei Sponsoren für Unruhe sorgen und auch den Verbandsfootball betreffen. Der geneigte Sportinteressierte wird die Ligen nicht auseinanderhalten können“, vermutet Ziegler.

Wilfried Ziegler, Präsident der Assindia Cardinals, sieht eine Gefahr durch die von Patrick „Coach“ Esume gegründete neue Liga.
Wilfried Ziegler, Präsident der Assindia Cardinals, sieht eine Gefahr durch die von Patrick „Coach“ Esume gegründete neue Liga. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Er befürchtet, dass die ELF die Rechnung ohne den deutschen Staat macht. „Die brauchen etwa 60 Spieler, dazu den Staff. Das sind locker 70 bis 80 Personen insgesamt. Wenn man nur den Mindestlohn zahlt, sind das pro Person 1500 Euro Brutto, plus Nebenkosten im Monat. Da kommt für die Saison schnell eine Summe von 1,5 bis 2 Millionen Euro zusammen. Das wird schwierig, die fangen ja bei null an“, befürchtet Ziegler und betont: „Die haben keine Bälle, keine Trikots und keine Geschäftsstellen. Die stampfen alles blind aus dem Boden. Das kann nicht gut gehen.“

Ziegler glaubt nicht an die Begeisterung der Fans

Zudem glaubt er nicht, dass die Fans, die aktuell die NFL im TV schauen, mit der gleichen Begeisterung die Spiele in Deutschland verfolgen würden. Gerade, weil ja ein Großteil der Spieler, die in der ELF eingesetzt werden sollen, aktuell bereits bei deutschen Vereinen in der GFL unter Vertrag stehen.

„Dann müssten die Vereine jetzt ja auch schon mehr Zuschauer haben. Wenn ich in Essen in der Fußgängerzone einen Fan der New England Patriots anspreche, weiß der gar nicht, dass in Essen Football gespielt wird. Die Leute wollen das Produkt NFL verfolgen“, mahnt Ziegler.

Trainingscamps durch die ELF-Franchises? Nicht in Essen

Gleichzeitig betont er auch, dass er in Essen keine Trainingscamps oder ähnliches der ELF-Teams würde haben wollen. „Ich werde einen Teufel tun und einen Ligakonkurrenten auf den eigenen Platz lassen. Die bequatschen mir nachher meine talentierten Spieler“, so der Cardinals-Präsident.

Vielmehr setzt er darauf, dass die im deutschen Footballverband angestoßenen Reformen helfen, den Sport in Deutschland auf professionellere Beine zu stellen. „Wir orientieren uns am Basketball mit der ProA- und ProB-Liga“, verrät Ziegler. Dabei ist die ELF ein neues Konkurrenzprodukt. Was sich am Ende durchsetzt, wird sich zeigen.

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