Dortmund. Lange hat unser Laufblogger nur nach seinem Gefühl trainiert. Peu à peu rüstete er technisch auf – jetzt muss eine Pulsuhr her. Aber welche? Ein Test.

Als ich mit dem Laufsport anfing, war ich mir nicht bewusst, welche technischen Hilfsmittel es gibt und welche sinnvoll sind und welche eher nicht. Ich benutzte mein Handy, um die gelaufenen Kilometer festzuhalten. Auf Facebook postete meine Lauf-App automatisch meine absolvierten Einheiten, allein schon, um den sozialen Druck aufrecht zu erhalten und nach Lob vom Umfeld zu fischen.

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Aber sonst? Ich hatte keine Pulsuhr und keine Ahnung, warum ich eine brauchen sollte. Das änderte sich mit der Zeit. Da das iPhone ohnehin mein ständiger Begleiter beim Laufen ist, kaufte ich einen Pulsgurt mit Bluetooth und hatte fortan alle Daten, die ich zum Auswerten meiner Läufe brauche. Aber dennoch begann ich, mit einer Pulsuhr zu liebäugeln, bzw. mit einer GPS-Pulsuhr, weil es beim Laufen – insbesondere bei schnellen Einheiten – sehr nervig ist, zur Zeitkontrolle das Handy aus der Tasche zu fummeln. Bei einer Uhr reicht ein Blick aufs Handgelenk. Und - Hand aufs Herz: So eine Uhr ist einfach ein weiteres Stück Technik und somit ein klassisches "Habenwill".

Also, Beschluss gefasst: eine GPS-Uhr muss her.

Meine Anforderungen an eine GPS-Puls-Laufuhr:

  • Preis unter 300 Euro
  • einfache Bedienung
  • individuell programmierbare
  • übersichtliche Anzeige
  • alltagstauglich als Uhr
  • hohe Präzision
  • Pulsmessung
  • einfacher Sync mit Rechner (und möglichst auch kompatibel zu Endomondo, das ich seit Urzeiten nutze und auf dem alle meine bisherigen Läufe erfasst sind)
  • automatischer Upload ohne PC

Nach gründlicher Sichtung des Uhren-Angebots haben es zwei Modelle in die engere Auswahl geschafft: die Garmin Vivoactive und die TomTom Runner 2 Cardio + Music. Beide Uhren habe ich beim jeweiligen Hersteller angefragt und Testgeräte zur Verfügung gestellt bekommen.

Test: Garmin Vivoactive vs. TomTom Runner 2 Cardio 

Beide Uhren kamen bei Läufen und im Training zum Einsatz und mussten sich im Alltag als "Schmuckstück" beweisen.

Garmin Vivoactive

Die Uhr ist in Schwarz und Weiß erhältlich. Ich hatte die schwarze Variante, die durchaus edel aussieht. Beim Auspacken die erste große Überraschung: Die Uhr wiegt quasi nichts. 38 Gramm bringt sie laut Hersteller auf die Waage. Das Display erweist sich als deutlich kleiner als es die Präsentation im Web vermuten lässt und enttäuscht so ein bisschen. Dadurch wirkt die Uhr unnötig groß.

Die Garmin Vivoactive besitzt Apps für mehrere Sportarten.
Die Garmin Vivoactive besitzt Apps für mehrere Sportarten. © Garmin

Nach dem Einschalten erklärt sich die Bedienung der Uhr von selbst. Sie hat einen Touchscreen, der am Anfang etwas unpräzise reagiert, aber nach kurzer Eingewöhnung sehr simpel und sicher zu bedienen ist. Die Darstellungsqualität des Displays ist nicht so gut wie es die Bilder im Internet hoffen ließen. Dort ist die Anzeige gestochen scharf und knallig, im echten Leben sind die Farben nicht so knallig und die Auflösung könnte höher sein.

Am Handgelenk stört die Uhr trotz der Größe und der eckigen Form gar nicht. Sie ist kaum zu spüren, was auch am angenehm weichen Armband liegt. Für den Alltag ist dies allemal eine passende Uhr, die in ihrem edlen Schwarz überall eine gute Figur macht.

Die Bedienung

Sehr einfach ist das Koppeln der Uhr mit dem iPhone. Um Bewegungsdaten oder Trainings zum Handy zu überspielen, muss auf dem Telefon die Garmin-App laufen. Die Verbindung erfolgt über Bluetooth. Sobald die Uhr mit dem iPhone verheiratet ist, präsentiert sie sich als Smartwatch. Nachrichten, Facebook-Benachrichtigungen und weitere Mitteilungen laufen auf der Uhr auf, die sich dann stets mit einem sanften, sehr unaufdringlichen Vibrieren meldet. Das kann nerven, lässt sich aber auch ausschalten. Auch Anrufe werden angezeigt und können mit der Uhr abgewiesen oder angenommen werden. Telefonieren kann die Uhr aber nicht – dazu muss man dann schon noch das Handy in die Hand nehmen oder ein Headset angeschlossen haben. Wer beim Laufen das Handy zu Hause lässt, wird ohnehin nicht behelligt.

Sportfunktionen

Es gibt Apps für Laufen, Gehen, Radfahren (jeweils in- und outdoor), Schwimmen und Golf. Die Lauf-App erfasst die nötigen Daten wie Herzfrequenz (mit verbundenem Brustgurt, für den Garmin optional 50 Euro berechnet – es gibt aber auch günstigere von Drittanbietern), Schrittfrequenz (mit verbundenem Sensor), Pace, Entfernung, Dauer, Höhenunterschied. Für normale Laufeinheiten benötigt man auch nicht mehr. Herzfrequenzen lassen sich in Trainingsbereiche unterteilen.

Was fehlt, ist eine Möglichkeit, Intervalltrainings zu programmieren. Unverständlich, weil es sicherlich kein Hexenwerk wäre, diese Funktion in die App zu integrieren. Das ist ein echtes Manko. Garmin will hier wohl erreichen, dass der Sportler zu einem der deutlich teureren Premium-Modelle greift. Vom Selbstverständnis her ist die Vivoactive mehr Smartwatch und FitnessAtmband als reine Sportuhr. Auf Umwegen gibt es die Intervall-Funktion dann doch. Es gibt bloß keinen Menüpunkt, der so benannt ist. Erst in einer Laufgruppe auf Facebook gab mir ein Besitzer der Vivoactive den Tipp, mir ein Youtube-Video anzuschauen, auf dem gezeigt wird, wie sich die Uhr für Intervalle programmieren lässt. Das Video ist jedoch auch kein offizielles Garmin-Video. Hier sollte der Hersteller die Software dringend nachbessern.

Im Alltag dient die Garmin Vivoactive als Uhr mit Extras.
Im Alltag dient die Garmin Vivoactive als Uhr mit Extras. © Garmin

Externe Programmierer können den Funktionsumfang der Garmin noch erweitern und Apps programmieren, die der Uhr noch einige nette Zusatz-Funktionen bescheren, zum Beispiel einen Rechner, der in Echtzeit beim Laufen die Zielzeiten für verschiedene Distanzen prognostiziert.

Im Einsatz

Binnen Sekunden ortet die Vivoactive das GPS-Signal und ist startbereit. Sogar in geschlossenen Räumen funktioniert die Ortung, zumindest manchmal. Beim Laufen wechselt die Anzeige auf dem Display zwischen bis zu drei Ansichten, auf denen man zuvor individuell bestimmen kann, welche Daten angezeigt werden: Gesamt-Distanz, Gesamt-Zeit, Pace, Rundenzeit, Puls, Höhe und so weiter. Die Geschwindigkeit des Wechsels lässt sich in drei Stufen einstellen. Was etwas stört, ist, dass die aktuelle Uhrzeit nicht angezeigt wird. Wenn beim Blick auf die Uhr gerade der Puls angezeigt wird, der Sportler aber gerne seine Pace wissen will, lässt sich der Bildschirm auch manuell per Fingertipp aufs Display umschalten.

Das GPS ist sehr genau. Bei einem Testlauf auf der Bahn zeigte die Uhr exakt auf der Ziellinie 400 Meter an. Bei längeren Strecken kann es schon mal kleinere Ungenauigkeiten geben. Beim Marathon zeigte die Vivoactive plötzlich die einzelnen Kilometerabschnitte rund 300 Meter zu früh an – am Ende bin ich laut Uhr rund 500 Meter mehr gelaufen als die offiziellen 42,195 Kilometer. Das wiederum wird zu einem Gutteil auch daran gelegen haben, dass man auf einer so vollen Strecke selten auf der Ideallinie läuft und so den einen oder anderen zusätzlichen Meter rennt. Aber das GPS ist allemal genauer als das meines iPhones.

Beim Schwimmen erkennt die Uhr Dank des eingebauten Bewegungssensors die Armzüge. Lediglich die Bahnlänge, also ob 25 oder 50 Meter, muss zuvor angegeben werden. Dann zählt die Uhr erstaunlich zuverlässig, wie viele Bahnen der Schwimmer absolviert hat. Auch die Schlagfrequenz wird festgehalten.

Im Alltag dient die Vivoactive als Fitness-Tracker und zählt Schritte. Dabei gibt die Uhr ein Tagesziel vor und feiert dessen Erreichen mit einem kleinen Feuerwerk auf dem Display. Nach längeren Passivphasen macht die Uhr per Vibrationsalarm darauf aufmerksam, dass es wieder Zeit für ein paar Schritte wäre.

Fazit zur Garmin Vivoactive

Die Vivoactive bietet alles, was ich gesucht habe. Sie ist eine gute Mischung aus Alltags-Uhr, Smartwatch und Trainingsbegleiter. Eine vernünftige Funktion für Intervall-Trainings sollte aber dringend nachgebessert werden. Wenn die Uhr nun noch einen Pulsmesser eingebaut hätte, wäre sie perfekt – vielleicht baut Garmin den ja ins Nachfolgemodell ein.

Preis: 249 Euro

TomTom Runner Cardio 2 + Music: 

Nach dem Auspacken wirkt die TomTom zunächst etwas klobig, aber dennoch sportlich und sehr leicht. Der eingebaute Herzfrequenzmesser trägt auf, ist aber sicherlich ein sehr sinnvolles Feature. In dezentem Schwarz taugt die Uhr auch für den Alltag. Das ist auch nötig, da sie auch als Activity Tracker dienen soll und somit auch ohne Sportklamotten herzeigbar sein muss.

Bedienung

Die Bedienung der TomTom erfolgt über einen Multifunktionsbutton, der sich in vier Richtungen kippen lässt. Die Menüführung ist allerdings nicht immer selbsterklärend und wirkt manchmal etwas rätselhaft. Dafür punktet die Uhr beim Funktionsumfang und bietet alles, was das Sportlerherz begehrt. Intervall-Trainings sind frei konfigurierbar, das macht die Uhr zu einem starken Trainingspartner. Wer keinen Gegner hat, kann einfach gegen sich selbst oder gegen die Uhr antreten.

Die TomTom Runner 2 Cardio + Music macht eine gute Figur.
Die TomTom Runner 2 Cardio + Music macht eine gute Figur. © Tom Tom

Durch die Pulsmessung am Handgelenk spart sich der Läufer den Pulsgurt. Im Test erwies sich die Pulsmessung als sehr genau. Auch das GPS ist recht präzise, allerdings sehr träge bei der ersten Ortung. Da kann es sein, dass man als Sportler schon ein paar Minuten im Regen steht, bis die Uhr Kontakt aufgenommen hat. Abhilfe lässt sich schaffen, wenn die Uhr vor dem Laufen per Handy synchronisiert wird.

Im Einsatz

Beim Laufen zeigt die Uhr alle relevanten Daten an: Puls, Pace, Länge, Dauer und, und, und. Leider schaltet die TomTom aber nicht automatisch zwischen den Anzeigen hin und her oder erlaubt es, unliebsame Daten einfach auszublenden. Um das Display umzuschalten ist immer ein Druck auf den Kippschalter vonnöten. Das ist bei schellen Läufen, bei denen bloß ein flüchtiger Blick aufs Handgelenk genügen soll, störend. Hilfreich wäre es gewesen, das Display höher aufzulösen und so mehr Infos auf die Anzeige zu bekommen. Noch schöner wäre es, die Anzeige komplett frei konfigurieren zu können. Wer immer im Flachen läuft, braucht keine Angaben über den Höhenunterschied.

Neben Outdoor-Aktivitäten wie Laufen, Schwimmen und Radfahren besitzt die TomTom auch Programme für Indoor-Sport, wie etwa das Laufen auf dem Laufband.

Die TomTom misst den Puls am Handgelenk und kommt so ohne Brustgurt aus.
Die TomTom misst den Puls am Handgelenk und kommt so ohne Brustgurt aus. © TomTom

Ein großes Highlight ist der integrierte Musik-Player. Am Rechner lässt sich die Uhr mit den gängigen Audio-Programmen koppeln, auch mit iTunes. Sie synchronisiert sogar Songs, die im AAC-Format auf dem Rechner liegen, sodass tatsächliche die gesamte Musik-Datenbank zum Hören infrage kommt. Ein Bluetooth kann ein Headset an die TomTom gekoppelt werden. Wer gerne mit Musik läuft, kann mit der TomTom seinen MP3-Player oder gar das Handy endgültig zu Hause lassen.

Fazit zur TomTom Runner 2 Cardio + Music

Die TomTom ist ein Multitalent und kommt dank des integrierten Pulsmessers ohne den manchmal lästigen Pulsgurt aus. Der Look ist in Ordnung. Die Menüführung ist kompliziert, die Bedienung beim Sport sehr lästig – immer auf den Bedienknopf drücken zu müssen, wenn man die Anzeige umschalten möchte, ist nervig. Der integrierte Musik-Player ist ein echter Pluspunkt.

Update: Inzwischen hat TomTom ein Software-Update veröffentlicht, mit dem die Runner 2 Cardio als Ganztags-Activity-Tracker eingesetzt werden kann. Sie verfolgt alle Aktivitäten und misst dabei den Puls.

Preis: 249 Euro

Endergebnis: Garmin schlägt TomTom

Es sind Nuancen, die den Ausschlag geben. Das Preis-Lesitungs-Verhältnissen ist bei beiden Uhren Spitze. Mit ihrer Mischung aus Design, Funktionalität und individueller Anpassbarkeit hat die Garmin bei mir die Nase vorn, auch wenn der Hersteller nicht alle Hausaufgaben gemacht hat. Die TomTom Runner 2 Cardio + Music wirkt sportlicher und hat den leicht größeren Funktionsumfang. Am Ende zählt für mich aber, wie ich beim Sport und im Alltag mit der Uhr zurecht komme. Und da ist mir die Bedienung der TomTom etwas zu umständlich. Die Garmin habe ich nach meinem Gusto konfiguriert und so eingestellt, dass sie für mich ein zuverlässiger Trainingsbegleiter sein kann. Da nehme ich auch in Kauf, dass ich beim Laufen einen Pulsgurt tragen muss.