Dortmund. Er ist schwer zu finden, doch wenn man ihn erst einmal hat, ist er treu und geht durch dick und dünn: der Laufpartner. Eine Liebeserklärung.

Als Läufer bin ich gerne allein. Als einsamer Wolf streife ich durch mein Laufrevier, bin eins mit mir, der Natur und dem Asphalt. Ich denke an das, was mir gerade durch den Kopf schießt - oder einfach an nichts. Ich bin mal ganz bei mir und mal ganz weit weg. Wie ein eingefleischter Junggeselle genieße ich meine Freiheit.

Doch in manchen Stunden sehne ich mich nach trauter Zweisamkeit. Nach jemandem, der mir Halt und Unterstützung bietet. Nach jemandem, der meine Interessen teilt, mit dem ich über Läuferthemen sprechen kann, über Schuhe und Schmerzen. Nach einem motivierenden "Beweg deinen faulen Arsch", wenn mir der Weg zu weit, der Regen zu nass oder der Berg zu steil ist. Kurzum: nach einem Laufpartner.

Laufpartner hilft bei harten Trainingseinheiten

In der Vorbereitung auf den Berlin-Marathon habe ich eine Intervall-Einheit mit einem Laufpartner absolviert. Das war das beste Intervall-Trainig aller Zeiten. Ich weiß genau, dass ich nach dem zweiten schnellen 2000-Meter-Abschnitt aufgegeben oder heimlich - es merkt ja niemand - mein Tempo gedrosselt hätte, wenn ich alleine gewesen wäre. Aber an meiner Seite lief ein Motivator. Schneller als ich, ausdauernder als ich und somit jederzeit in der Lage, meinen Ehrgeiz im nötigen Maße zu kitzeln.

Eigentlich behagt es mir nicht, in einer Gruppe zu laufen. Beim von mir sehr geschätzten Ruhrklippenlauf zum Beispiel fühle ich mich in der Gruppe zwar gut aufgehoben, spüre aber auch immer einen Druck, nicht abreißen lassen zu dürfen. Außerdem finde ich es ernüchternd, anderen Läufern andauernd bei Gesprächen über Gebrechen, Schmerzen und Operationen zu lauschen. Allerdings glaube ich, dass mich am meisten stört, dass mich der Ruhrklippenlauf so fordert, dass ich auf mehr als der Hälfte der Strecke gar nicht in der Lage bin, mich zu unterhalten. Nein, Laufrudel sind nicht so ganz meine Welt. Sie bieten zwar einen sehr guten Schutz vor Hunden, aber sie bedeuten auch zu viele Gespräche, zu viel Rücksichtnahme, zu viel Fremdbestimmtheit. Liebe Laufgruppen, es liegt nicht an euch, es liegt an mir. Echt.

Im Freundeskreis nach Laufpartnern gesucht

Daher laufe ich am liebsten - wenn ich nicht alleine laufe - in der kleinstmöglichen Gruppe: zu zweit. Als ich zu laufen anfing, hatte ich eine Laufpartnerin, der ich jedoch alsbald im wahrsten Sinne des Wortes davon lief. Ich wurde zu schnell. Als Ersatz piesackte ich daheim die Gattin so lange, bis sie sich ein Paar Laufschuhe besorgte und zaghaft begann, erste Kilometer im Park zu absolvieren. Keine gute Idee. Das konnte nicht passen, weil mein Vorsprung einfach zu riesig war. Ich bot Freunden an, sie zu trainieren. Ich argumentierte mit all den gesundheitlichen Aspekten. Aber auch das hätte niemals funktioniert. Mit anderen Läufern im Freundeskreis hat es bislang nur in Ausnahmefällen geklappt, weil die Terminkalender meist nicht kompatibel waren. Da werde ich dennoch dranbleiben und hartnäckig nachfragen.

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Nach der ausgelaufenen Partnerschaft hatte ich ein paar flüchtige Beziehungen. Namenlose Quickies, die meist nur wenige Kilometer hielten, weil zwei Menschen gerade zufällig in einem ähnlichen Tempo unterwegs waren. Doch dafür bin ich nicht gestrickt. Was blieb, waren die unzähligen virtuellen Laufkumpels auf Facebook oder in der Lauf-App. Doch auf lange Sicht sind diese Cyber-Laufpartner zwar gute Motivatoren, können aber einen echten Bruder im Schweiße nicht ersetzen.

Laufpartner müssen zu einander passen. Sie müssen Willens und fähig sein, sich auf das Tempo und den Rhythmus des Anderen einzulassen. Sie müssen damit leben können, dass sie von dem Menschen an ihrer Seite mal mit einem Redeschwall eingedeckt werden, beim nächsten Mal aber lediglich ein erschöpftes Keuchen zu hören bekommen. Der Laufpartner muss ein bisschen wie ein Spiegel sein, in dem man sich wiedererkennt.

Nicht klammern, nicht eifersüchtig sein

Ich möchte einen treuen Trainingspartner, der mich am Berg oder auf der Tartanbahn mit Wut in den Augen anbrüllt, der mir Zwischenzeiten zuruft und gleich ein "Da geht noch mehr" hinterher schickt. Jemanden, der weiß, wie es sich anfühlt, wenn einem das Herz vor Anstrengung bis zum Hals schlägt und die Lunge auf links gekrempelt wurde. Ich brauche etwas Festes. Feierlich gelobe ich, dass ich nicht klammern werde. Weiterhin werde ich genussvoll alleine meiner Wege laufen. Ich werde auch nicht eifersüchtig auf andere Laufpartner sein, so wie ich mir das Recht vorbehalten werde, mit wechselnden Trainingspartnern zu laufen, damit die Beziehung nicht eintönig wird.

Momentan bahnt sich da etwas an. Es könnte etwas Festes werden. Ich bin da guter Dinge. Wir haben beide das Ziel, unseren nächsten Marathon in unter vier Stunden zu laufen und wohnen im selben Vorort. Ich bin optimistisch. Da könnte wirklich etwas gehen, äh, laufen.