Gelsenkirchen. Beim Vivawest-Marathon werden am Sonntag tausende Läufer durchs Revier laufen. Während der Fokus oft auf dem Schnellsten liegt, konzentriert sich Bettina Mecking auf die Langsameren im Feld. Ihre Aufgabe am Sonntag ist es, die Teilnehmer nach 5 Stunden und 30 Minuten ins Ziel zu bringen.
Viele denken, wer für einen Marathon mehr als fünf Stunden braucht, der ist gar keinen echten Marathon gelaufen. „Das stimmt nicht“, widerspricht Bettina Mecking. „Wer so etwas sagt, der denkt nicht darüber nach, wie anstrengend es ist, so lange unterwegs zu sein.“ Marathon sei Marathon. Basta.
Zusammen mit Svenja John wird Bettina Mecking am Sonntag beim Vivawest-Marathon am Ende des Teilnehmerfeldes zu finden sein. Zusammen durchlaufen sie Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck in einem konstanten Tempo, mit dem sie nach 5 Stunden und 30 Minuten ins Ziel kommen werden.
Sie sind die letzten Pacemaker auf der Strecke. Hinter ihnen wird nicht mehr viel kommen – außer dem Besenwagen. „Deswegen sagen uns alle im Vorfeld: Euch wollen wir Sonntag nicht sehen“, sagt Mecking und lacht.
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Denn wer die beiden Läuferinnen mit ihrem 5:30-Ballon sieht, der kann sich sicher sein: Jetzt wird’s knapp, der Besenwagen ist nah. Und jeder Teilnehmer weiß: Wenn der Besenwagen einen eingeholt hat, dann muss man einsteigen, und der Marathon ist vorbei.
Der Vivawest-Marathon ist Ruhrpott pur
Wenn der Startschuss fällt, dann gehören Bettina Mecking und Svenja John zu den Letzten, die die Startlinie überqueren. Anfangs laufen sie wohl eher alleine, im Verlauf des Rennens werden sie aber immer mehr Läufer einsammeln. Dafür sorgt alleine schon die recht wellige und deshalb anspruchsvolle Strecke des Vivawest-Marathons.
Doch auch Abwechslung ist garantiert: „Der Vivawest-Marathon ist einfach so toll, weil er Ruhpott pur ist. Die Leute, die Stimmung, die Kulisse – man sieht und erlebt unheimlich viel auf den Kilometern. Das macht den Lauf abwechslungsreich und kurzweilig“, sagt Mecking, die schon im vergangenen Jahr mitgelaufen ist.
Wer Elend, Qual und Leiden vor Augen hat, wenn er an das Ende des Teilnehmerfeldes eines Marathons denkt, der liegt falsch. „Hinten im Feld ist die Stimmung immer top“, sagt Bettina Mecking. Da wird geredet, gelacht, gefeiert – miteinander und mit dem Publikum.
Wer hingegen einen Marathon auf eine Zielzeit von 3 Stunden läuft, der hat meist keine Luft für so etwas. „Vorne im Feld verständigen sich die Läufer mit Blicken oder einem kurzen Kopfnicken. Wir unterhalten uns hinten immer nett und haben Spaß“, erzählt die 47-Jährige.
Jeder Marathon-Läufer ist ein Held
Und wenn er dann doch kommt, der Mann mit dem Hammer, wenn die Blasen an den Füßen schmerzen, die Beine einen nicht mehr tragen wollen, dann sind sie da, die erfahrenen Läuferinnen. Bettina Mecking, routinierte Ultraläuferin, war schon bei vielen Läufen als Pacemakerin unterwegs. Ihre längste Strecke waren die 230 Kilometer bei der TorTour de Ruhr vor zwei Jahren, die sie am Stück gelaufen ist. Ein Marathon ist für sie nur noch ein Trainingslauf für die Ultralauf-Saison, die jetzt beginnt.
Daher ist die Strecke für sie und ihre Mitläuferin kein Problem und sie können denjenigen, die mit den 42,195 Kilometern kämpfen werden, mit Rat und Tat zur Seite stehen, Tipps zum richtigen Trinken und Essen geben, motivieren, aufbauen, anfeuern und glücklich ins Ziel bringen. Ihr Motto: Jeder, der einen Marathon läuft, ist ein Held und gerade die, die kurz vor Zielschluss über die Ziellinie laufen, sind richtige Kämpfer!