Aarhus. . Der Rückraumschütze prägt auch bei der Europameisterschaft in Dänemark das Spiel der französischen Handball-Nationalmannschaft. Dabei laufen unterdessen weiter die Ermittlungen gegen ihn wegen angeblichen Wettbetruges. Karabatic lässt sich aber währen der EM davon nichts anmerken.
Er ist, als ob sich diese eine Geschichte nie ereignet hätte. Nikola Karabatic spielt bei der laufenden Handball-Europameisterschaft in Dänemark, wie er immer spielt. Dominant und selbstbewusst wie bei den Olympiasiegen (2008, 2012), den WM-Triumphen (2009, 2011) und EM-Titeln (2006, 2010) steuert der Rückraumstar das Spiel der französischen Equipe tricolore; beim souveränen Auftaktsieg gegen Russland (35:28) traf der Welthandballer des Jahres 2007 sechsmal in sechs Versuchen. „Wie immer werde ich versuchen, mit dem Team auch dieses Turnier zu gewinnen“, sagt der Rechtshänder mit dem gepanzerten Körper.
Bisher kaum Konsequenzen
Karabatic behauptet, er blende diese Geschichte einfach aus. Sie belaste ihn nicht. Er denke einfach nicht daran. Dabei ist diese Geschichte mitnichten zu Ende erzählt: Immer noch ermitteln französische Staatsanwälte gegen den 29-jährigen Star wegen des Verdachts des Wettbetruges und Spielmanipulation. Gemeinsam mit sechs anderen Profis soll Karabatic am 12. Mai 2012 für das Spiel Montpellier gegen Cesson-Rennes (28:31) auf eine Niederlage beziehungsweise einen Rückstand zur Halbzeit gewettet und damit über 200 000 Euro Gewinn kassiert haben. Mit Abwehrspezialist Luka Karabatic (Nikolas Bruder) und Flügelflitzer Samuel Honrubia müssen sich zwei weitere Profis aus dem EM-Kader mit den Vorwürfen auseinandersetzen.
Als diese Vorwürfe Ende September 2012 bekannt wurden, hatte dies das Ausmaß einer Staatsaffäre. Die französischen Handballer sind ein Heiligtum in ihrer Heimat: Kurz bevor der Skandal publik wurde, waren sie vom Staatspräsidenten geehrt worden. So heftig die Schlagzeilen waren, hielten sich die Konsequenzen für den Heros des französischen Handballs doch seither in Grenzen: Die Sperre von sechs Spielen, die gegen die Beschuldigten verhängt worden war, hob der Verband wieder auf.
Während die Folgen für Montpellier verheerend waren (der Serienmeister verlor Sponsoren), musste Karabatic den Klub zwar verlassen – er wechselte mit seinem Bruder zunächst nach Aix-en-Provence. Seit dem Sommer 2013 aber läuft er für den FC Barcelona auf, den erfolgreichsten Klub der Handballgeschichte. Die Bezahlung dürfte weiter fürstlich sein, sie soll bei über 300 000 Euro netto Jahresgehalt liegen. Aber Karabatic habe, berichteten französische Medien, eine Vertragsklausel hinnehmen müssen, wonach ihm gekündigt werden kann, wenn es zu einer Anklage kommt.
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Karabatic beteuert beharrlich, das besagte Spiel nicht manipuliert zu haben. Dass es zu einem Prozess kommt, ist dennoch recht wahrscheinlich. Denn drei der Beschuldigten haben inzwischen eingeräumt, Wetten getätigt zu haben – der Serbe Mladen Bojinovic, Sasmuel Honrubia und auch der slowenische Keeper Primoz Prost, der inzwischen in Göppingen unter Vertrag ist. Zudem gab die Freundin von Luka Karabatic sofort zu, im Auftrag des Profis auf das in Rede stehende Spiel gewettet zu haben. Auch Nikola Karabatic hat inzwischen erklärt, er habe gewettet. Er bestreitet aber Manipulation.
Kritik von anderen Profis
Vor diesem Hintergrund wirkt es bizarr, dass Karabatic weiter die Abwehrreihen zerbröselt, als wäre nichts geschehen. Der französische Verband weist stoisch auf die Unschuldsvermutung hin. Während einige Profis und Ex-Profis kritisierten, dass Karabatic mit diesem Skandal das vorher tadellose Image des Handballs befleckt habe, stärkte Frankreichs Trainer Claude Onesta dem Star immer den Rücken.
Rein sportlich betrachten sich Frankreichs Profis als Außenseiter in Dänemark, sie haben viele Verletzte. Man müsse die Vorrunde abwarten, um zu sehen, was man auf dem Konto habe, hat Karabatic zur Frage nach den Chancen gesagt. Um an die großen Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen, braucht Frankreich Karabatic. Mit oder ohne diese Geschichte.