Dortmund. . Sieben Ex-Ärzte des Nationalteams haben einen Wutbrief an das neue Präsidium des Deutschen Handball-Bundes geschrieben. In diesem wird Bernhard Bauer Vetternwirtschaft bei der Umbesetzung der medizinischen Abteilung vorgeworfen. Bauer kontert.

Der deutsche Handball kommt nicht zur Ruhe. Erst verpasste die Nationalmannschaft die Olympischen Spiele 2012, dann vergeigte sie die Qualifikation für die Europameisterschaft 2014. Und ausgerechnet kurz nach der ersten positiven Nachricht mit dem Triumph im Supercup erheben die bisherigen Teamärzte massive Vorwürfe gegen die Führung des Deutschen Handball-Bundes (DHB), die erst seit zwei Monaten im Amt ist.

Auslöser des Konflikts ist die Umbesetzung der medizinischen Abteilung. „Wir wollten nicht länger ständig wechselnde Ärzte, sondern eine klare Verantwortlichkeit“, erklärte der neue DHB-Präsident Bernhard Bauer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Dortmund. Als Mannschaftsarzt wurde Berthold Hallmaier durch Kurt Steuer ersetzt. Daraufhin schrieb Hallmaier einen Wut-Brief an die DHB-Spitze, den sieben bisherige Auswahlärzte unterzeichneten. „Vetternwirtschaft, Selbstdarstellung und Geltungssucht“ werfen sie sowohl Bauer als auch dem DHB-Vizepräsidenten Bob Hanning vor.

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„Wir prüfen alles und behalten das Beste“, verteidigt sich Bauer, „es geht nicht um Personen, sondern nur um die Sache. Es gibt keine Vetternwirtschaft.“ Allerdings räumte Bauer ein, dass es nicht ganz glücklich gewesen sei, nicht früher mit Hallmaier geredet zu haben. 29 Jahre lang war Hallmaier für den DHB tätig gewesen. Die Trennung sei ihm durch Hanning in einem 60-sekündigen Gespräch mitgeteilt worden, sagt er.

Heuberger beklagt die Vorgehensweise

Der 65-jährige Hallmaier vermutet, dass hinter seiner Ablösung mehr steckt: „Alles, was nach Heiner Brand riecht, muss unter der neuen Führung weg.“ Mit dem früheren Bundestrainer und heutigen DHB-Manager Brand hatte Hallmaier den EM-Titel 2004 sowie die WM 2007 gewonnen. „Wir sind froh, dass Heiner Brand für uns arbeitet“, weist Bauer Hallmaiers Behauptung zurück, „er ist ein Aushängeschild. Wir brauchen ihn.“

Martin Heuberger, Brands Nachfolger als Bundestrainer, ist mit der Verschlankung im medizinischen Bereich einverstanden, beklagt allerdings auch die wenig elegante Art, mit der es zu dem Wechsel gekommen ist. Heuberger hat jetzt größere Aufgaben zu lösen. Im Juni 2014 muss er die Playoffs für die WM 2015 bestehen, ansonsten wird er seinen Job verlieren. Nächster Test: das Vier-Länder-Turnier mit den Spielen gegen Österreich (3. Januar, Dortmund), Russland (4. Januar, Krefeld) und Island (5. Januar, Oberhausen). Es wird Zeit für eine neue gute Nachricht aus dem deutschen Handball.