Aschaffenburg. Schockstarre im Deutschen Handball-Bund. Nach der verpassten Olympia-Teilnahme sind die deutschen Handballer nun auch in der Qualifikation zur Europameisterschaft gescheitert. Ein Sieg zum Abschluss reichte nicht. Nur ein Wunder könnte doch noch helfen.

Nur noch ein Wunder kann die deutschen Handballer vor einem erneuten Debakel retten. Nach der verpassten Teilnahme an den Olympischen Spielen ist die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger auch in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2014 in Dänemark so gut wie gescheitert. Der 38:19 (21:12)-Kantersieg am letzten Spieltag gegen Außenseiter Israel war für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) quasi wertlos - das zweite direkte EM-Ticket der Gruppe 2 sicherte sich Tschechien durch ein 30:25 (16:9) über das bereits zuvor qualifizierte Montenegro.

Bundestrainer Heuberger zeigt sich nach verpasster Quali selbstkritisch

Einzig durch die "Hintertür" als bester Dritter der sieben Gruppen wäre die EM-Teilnahme noch möglich - die dafür nötige Konstellation ist aber äußerst unwahrscheinlich. Die erste Europameisterschaft ohne deutsche Beteiligung ist wohl nach dem Abpfiff der letzten Quali-Spiele am Sonntagabend bittere Realität. Bester deutscher Werfer war Patrick Groetzki mit zehn Treffern.

"Unsere Mannschaft hat heute Charakter bewiesen. Aber es überwiegt das Ding, dass wir uns leider nicht qualifizieren konnten. Mich ärgert, dass die Montenegriner ohne vier Stammspieler nach Tschechien fahren. Das ist unsportlich. Aber wir hatten es selber in der Hand", sagte Heuberger.

Ein besseres Ende des Horror-Szenarios hatte das Heuberger-Team wohl bereits am vergangenen Mittwoch mit der 25:27-Pleite in Montenegro verspielt - an das Wunder von Aschaffenburg und die Schützenhilfe der Montenegriner hatte selbst der umstrittene Heuberger nicht mehr wirklich geglaubt. Der Bundestrainer, seit 2011 im Amt, wird sich in den kommenden Wochen auf weitere, unbequeme Fragen zu seiner Zukunft einstellen müssen.

Trotz der fast ausweglosen Situation begann der WM-Fünfte vor 3785 Zuschauern, darunter auch DHB-Präsident Ulrich Strombach, in der Frankenstolz-Arena äußerst selbstbewusst. Die aggressive 3:2:1-Abwehr Israels löste der starke Rechtsaußen Groetzki mit sechs Toren in der Anfangsphase fast im Alleingang auf, nach 15 Minuten führte der Weltmeister von 2007 absolut verdient mit 11:5.

Auch in der zweiten Spielhälfte war DHB-Auswahl klar überlegen

Bundestrainer Heuberger, der während der Partie nichts vom tschechischen Spielstand wissen wollte, peitschte seine Mannschaft trotz der beruhigenden Führung von der Seitenlinie immer wieder nach vorne - ärgerte sich allerdings auch über vermeidbare Gegentreffer. Die 6:0-Abwehr um Kapitän Oliver Roggisch stand bei schnellen israelischen Angriffen nicht immer sicher.

Dafür gelang auf der Gegenseite (fast) alles. Die DHB-Auswahl, die auf Tim Kneule (Muskelfaserriss im Adduktorenbereich), Tobias Reichmann (Bänderriss im Sprunggelenk), Sven-Sören Christophersen, Steffen Fäth (beide Einriss der Patellasehne), Christoph Theuerkauf (Hüft-Operation), Christian Dissinger (Kreuzbandriss) und Michael Kraus (Abitur-Prüfungen) verzichten musste, spielte sich mühelos zum 21:12-Halbzeitstand. Den Schlusspunkt der ersten Hälfte setzte aber Alexander Sychenko, der den weit herausgeeilten Torwart Silvio Heinevetter düpierte.

Auch in der zweiten Hälfte war die DHB-Auswahl in allen Belangen überlegen, Heuberger nutzte den Spielstand und wechselte munter durch. Mühelos erhöhten Siebenmeterschütze Kevin Schmidt und Johannes Sellin in den ersten fünf Minuten auf 26:13, die schwachen Gäste waren nur ein Trainingspartner. 20 Minuten vor dem Abpfiff führte das DHB-Team bereits mit 16 Toren Vorsprung. Doch der Sieg war wertlos. (sid)