Essen. . Letzter in der Handball-Bundesliga, nur Niederlagen auf dem Konto. Beim Traditionsklub Tusem Essen läuft es nach dem Schwungvollen Aufstieg nicht rund. Als Konsequenz hat Handball-Bundesligist Tusem Essen nun Trainer Maik Handschke entlassen.
Es sollte das etwas andere Modell werden. Tusem Essen wollte den Versuch starten, mit einer unerfahrenen, vergleichsweise kostengünstigen Mannschaft in der Handball-Bundesliga mitzuspielen. Der erfrischende Schwung der Aufstiegssaison sollte den Traditionsklub, der sich in den 80er- und 90er-Jahren in der Handballszene ganz Europas einen Namen gemacht hatte, Kraft und Durchhaltevermögen für die höhere Spielklasse geben. Alle wussten, dass dies ein Abenteuer werden würde. Doch nun, nach zwölf Spieltagen, ist der Tusem aus allen schönen Träumen erwacht. Er klebt im Keller fest, als Achtzehnter, mit nicht einem einzigen Punkt. Und er versucht das Problem auf nicht gerade originelle Weise zu lösen: mit einer Trainerentlassung.
Maik Handschke, der seit 2010 bei dem früheren Europacupsieger unter Vertrag stand, überraschte die Entscheidung. „Schon allein, weil aufgrund der Verletzungen, mit denen wir zurzeit zu kämpfen haben, nicht mehr Potenzial in der Mannschaft steckt“, sagt der 46-Jährige. „Beim Tusem hat man offenbar aber andere Vorstellungen. So ist das Geschäft.“
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Der Nachfolger steht schon fest: Es ist Christian Prokop, der zuletzt den Post SV Schwerin trainiert hatte und nach der Insolvenz des Zweitligisten ohne Job war. Er leitete schon am Montag die erste Einheit mit seinem neuen Team.
Zwölf Niederlagen in zwölf Spielen bedeuteten die Trennung von Tusem und Handschke
„Es waren gute und erfolgreiche Jahre“, ließ der Verein zur Trennung von Handschke wissen, Handschke habe in dieser Zeit „sehr gute Arbeit geleistet“, die Mannschaft habe sich in den ersten beiden Jahren unter seiner Führung kontinuierlich verbessert. Doch die Geduld zur Vertragserfüllung bis zum Sommer 2013 brachte der Verein dann doch nicht auf.
Die nackten Zahlen sind in der Tat desaströs. Zwölf Niederlagen in zwölf Spielen, darunter erschreckend hohe, aber auch besonders empfindliche wie das 20:28 am vergangenen Freitag beim direkten Konkurrenten TV Großwallstadt führten zu der Vermutung, dass ein Trainerwechsel die Lösung sein könnte. Die Mannschaft spiele „trotz allem unter ihren Möglichkeiten“, erklärte Niels Ellwanger, einer der drei Geschäftsführer.
Auch ihm wird klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit hoch bleibt, dass sich der Aufsteiger nicht ins Mittelfeld absetzen wird. „Der Abstand ist aber noch nicht unaufholbar“, meint Ellwanger. Derzeit sind es sechs Punkte, die den Tusem von einem Nichtabstiegsplatz trennen.
2005 gingen für Tusem nach glorreichen Jahren die Bundesliga-Lichter aus
Handball-Nostalgikern muss diese neue Entwicklung eines so ruhmreichen Klubs Tränen in die Augen treiben. Tusem Essen – der Name stand für internationale Potenz, das Team von der Margaretenhöhe war 1986, 1987 und 1989 Deutscher Meister, gewann 1989 den Europapokal der Pokalsieger, 1994 den Euro-City-Cup und 2005 den EHF-Pokal – doch unmittelbar nach diesem letzten großen Triumph erwischte es die Essener schwer. Weil ein obskurer griechischer Hauptsponsor die zugesicherten Gelder nicht zahlte, bekam der Tusem für die Saison 2005/2006 keine Lizenz mehr für die Bundesliga, der er 26 Jahre lang ununterbrochen angehört hatte.
Maik Handschke hatte vor dem Start in diese Saison betont, dass es selbst dann kein verlorenes Jahr wäre, wenn es mit dem Klassenerhalt nicht klappen würde. Für diese Meinung fand er offenbar intern keine Mehrheit. Der Neue steht nun vor einer Herkulesaufgabe.