Essen. Bundestrainer Joachim Löw hat die Mannschaft zum Weltmeister-Titel geführt und fast nebenbei mit dem 7:1-Triumph im Halbfinale gegen Brasilien für eins der wunderbarsten Spiele der gesamten WM-Geschichte gesorgt. Damit hat Löw seinen Auftrag erfüllt. Ein Kommentar.

Acht Jahre lang hat Bundestrainer Joachim Löw auf einen Titel hingearbeitet. Bei WM und EM stand er in diesem Zeitraum bereits mehrfach kurz vor dem Ziel, scheiterte dann aber jeweils.

Der 54-Jährige hatte ein großes Problem: Hätte er im Finale von Brasilien mit seiner Mannschaft auch die bislang wohl beste Chance auf einen Titel vergeben, wäre er als der Unvollendete in die deutsche Fußballgeschichte eingegangen.

Team und Trainer stehen in einer Reihe mit den Helden von 1954, 1974 und 1990

Aber „hätte“ und „wäre“ sind vorbei: Löw und seine Mannschaft sind nach dem dramatischen 1:0-Sieg in der Verlängerung gegen Argentinien Weltmeister. Damit stehen Team und Trainer in einer Reihe mit den deutschen Fußball-Helden von 1954, 1974 und 1990.

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Auf dem Weg zu diesem Platz in der Ahnengalerie bewies Löw diesmal im Gegensatz zu anderen Turnieren ein glückliches Händchen. Als beim Aufwärmen Sami Khedira mit Wadenproblemen ausfiel, entschied er sich für den unerfahrenen Gladbacher Christoph Kramer als Ersatz im defensiven Mittelfeld.

Den Mutigen wie Joachim Löw gehört die Welt

Als Kramer nach einem Zusammenprall mit einer Gehirnerschütterung vom Rasen musste, setzte Löw ein offensives Signal und wechselte Andre Schürrle ein. Später erzielte sein Joker Mario Götze das Tor des Tages. Den Mutigen gehört die Welt.

Der taktische Zug des Trainers ist aufgegangen. Bleibt allerdings die Frage, warum Löw die Abwehrspieler wie Erik Durm, Kevin Großkreutz oder Matthias Ginter überhaupt mit nach Brasilien genommen hat, wenn er ihnen nicht vertraut.

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Aber dies wäre wieder eine Frage aus der Abteilung „hätte“ und „wäre“. Löw hat die Mannschaft zum Weltmeister-Titel geführt und fast nebenbei mit dem 7:1-Triumph im Halbfinale gegen Brasilien für eins der wunderbarsten Spiele der gesamten WM-Geschichte gesorgt. Damit hat Löw seinen Auftrag erfüllt und auf dem Weg dorthin unterm Strich alles richtig gemacht.

Der Erfolg hat natürlich Auswirkungen. Das Produkt Bundesliga, das seit Jahren immer wieder neue Zuschauer- und Umsatz-Rekorde einspielt, wird noch einen weiteren Schub erhalten. Die Bundesliga wird dadurch auch für die Topstars aus dem Ausland noch interessanter.

Vierter WM-Titel in der DFB-Geschichte

Wenn der Star-Faktor steigt, steigt auch die Qualität und die Attraktivität der Liga. Die deutschen Fußball-Fans haben also doppelten Grund zur Freude. Zum einen natürlich über den vierten WM-Titel in der DFB-Geschichte. Zum anderen aber steigt die Vorfreude auf die kommende Saison, die in sechs Wochen schon wieder beginnen wird.