Essen/Rio de Janeiro. Eigentlich sollte man in der finalen Einzelkritik jedem DFB-Spieler vier Sterne geben. Wir haben uns aber für die klassische Notenvergabe entschieden: Mario Götze ist selbstredend der Held beim 1:0-Endspielsieg gegen Argentinien.

Noten von 1,5 bis 4: Diskutieren Sie mit uns die Leistung der deutschen Mannschaft im WM-Finale gegen Argentinien.

Note 1 für Boateng - Die Noten in der Übersicht 

Manuel Neuer: Der beste Torwart des Turniers hatte im Finale mehr zu tun, als ihm wohl lieb war. Deutschlands Schlussmann musste in etlichen Situationen all seine Klasse beweisen und sein komplette Repertoire abrufen. Und auch die harte Kiste öffnen, als er Higuain am Strafraumrand abräumte (56.). Insgesamt: Weltklasse. Note: 1,5

Philipp Lahm: Weil sich die Argentinier entschieden hatten, kaum über die linke Seite anzugreifen, konnte es sich Deutschlands Kapitän in der Offensive bequem machen. Lahm lieferte kluge Pässe ab, schlug gute Flanken, verbuchte aber letztlich defensiv im ersten Abschnitt nur 25% der Zweikämpfe. Auch nach dem Seitenwechsel der Motor des deutschen Spiels. Note: 2,5

Jerome Boateng: Der Münchener Innenverteidiger war der beste Mann in Deutschlands Abwehr. Er klärte humorlos gegen Messi, sprang für den geschlagenen Hummels in die Bresche und kratzte den Ball von der Linie (40.) Nur direkt nach dem Seitenwechsel ließ er Argentiniens Star einmal aus den Augen (47.). In der Schlussphase und der Verlängerung mit fast 90 Prozent gewonnener Zweikämpfe Deutschlands Fels in der Brandung. Note: 1,5

Mats Hummels: Schwerstarbeit für Mats Hummels. Deutschlands Innenverteidiger fand sich häufig im direkten Duell gegen Messi wieder und war in diesen Situationen brutal unterlegen (4., 9., 40.). Der Dortmunder spielte zum Teil mit großem Risiko, fand erst spät teilweise zu seiner Sicherheit. Hummels fehlten in der Verlängerung die Körner, verschätzte sich gegen Palacio (97.). Ausgerechnet im Finale zeigte der Borusse seine schwächste Leistung. Note: 4

Benedikt Höwedes: Argentinien hatte offenbar eine Schwachstelle ausgemacht. Defensiv hatte der Schalker große Probleme, seine Seite zuzumachen. Höwedes kam kaum in Zweikämpfe, holte sich nach einer halben Stunde eine Gelbe Karte ab. Offensiv aber hatte der Verteidiger die größte Chance der DFB-Elf. Sein wuchtiger Kopfball ließ den Pfosten wackeln. Da fehlten nur Zentimeter. Auch bei seiner Möglichkeit in der 80. Minute im Strafraum. Verrückt. Wurde im zweiten Abschnitt defensiv besser. Note: 3

Bastian Schweinsteiger: Eine Statistik beschreibt die Leistung von Bastian Schweinsteiger in der ersten Hälfte. Mit 57 Pässen, den meisten aller Feldspieler, gab er den General. Und das ballsicher und mit viel Übersicht. Der Münchener gab den defensiveren Part neben dem Startelf-Neuling Kramer und musste sich wenig später umstellen, als Kroos auf die Doppelsechs rückte. Dennoch: Schweinsteiger war überall zu finden und auch in der Verlängerung bärenstark. Note: 2

Christoph Kramer (bis 30.): Was eine Geschichte. Das erste Länderspiel von Beginn an - im WM-Finale! Zehn Minuten vor Anpfiff musste der Gladbacher für Sami Khedira einspringen und spielte eine halbe Stunde astrein: ball- und passsicher, laufstark und robust. Bis zum harten Check von Garaj. Musste nach 30 Minuten sichtlich angeschlagen aufgeben. Note: 2,5

Thomas Müller: Deutschlands treffsicherster Mann bei dieser WM musste in der Anfangsphase viel einstecken und bekam viel auf den Schlappen. Müller kämpfte sich aber mit einer "Jetzt-erst-recht-"Einstellung in die Partie und sorgte mit guten Flanken für die ersten Chancen des DFB-Teams. Hatte insgesamt aber einen harten Job gegen kompakt stehende Südamerikaner. Note: 3,5

Toni Kroos: Von Johan Cruyff wurde Toni Kroos für seine Präzisionspässe geadelt, im WM-Finale sorgte er für einen kritischen Moment, als er Higuain den Ball in den Fuß köpfte. Diese Situation war bezeichnend für den Noch-Bayern, der blass blieb und nur durch Standardsituationen auf sich aufmerksam machte. Kroos musste für Kramer auf die Sechs rücken und verlor noch mehr den Spielfaden. Note: 4

Mesut Özil: Einige Deutschland-Fans mussten sich die Augen reiben: Mesut Özil erkämpfte sich die Bälle, machte weite Wege und suchte Zweikämpfe. Alleine seine Offensive litt etwas unter diesem Einsatz. Özil wechselte nach einer halben Stunde auf die Zehn in offensive Zentrum. Dort konnte sich der Dribbelkünstler nur zweimal in Szene setzen. Immerhin: die Laufleistung und der Einsatz stimmte. Note: 4

Miroslav Klose (bis 88.): In seinem zweiten WM-Finale hatte Miroslav Klose einen schweren Stand gegen die hoch gewachsenen Innenverteidiger der Argentinier. Der WM-Rekordtorschütze hatte nur eine Chance mit seinem Kopfball in der 59. Minute, rieb sich ansonsten für die Mannschaft auf und versuchte, Räume zu reißen. Note: 3

André Schürrle (ab 30.): Der Top-Joker im DFB-Team kam für Kramer ins Spiel in meldete sich gleich mit dem ersten Torschuss der deutschen Mannschaft an (37.). Der Londoner brachte Schwung ins DFB-Spiel, war immer unterwegs in Richtung Torraum, bleib in der Verlängerung glücklos im Abschluss, bereitete aber das 1:0 von Götze erstklassig vor. Note: 2,5

Mario Götze (ab 88.): Der Joker schießt Deutschland zum Titel! Mario Götze kam kurz vor der Verlängerung für Klose, fand erst kaum Bindung zum Spiel und erzielte dann ein Traumtor zum Weltmeistertitel. Note: 1

Per Mertesacker (ab 120.): Er kam für Mesut Özil. Ohne Note