Brasilia. Für Ottmar Hitzfeld ist der erste Teil seiner letzten Dienstreise absolviert: Mit der Schweizer Nationalmannschaft gab es gegen Ecuador einen 2:1-Sieg. Nach der ersten Halbzeit hatten die Schweizer noch zurückgelegen - doch kurz vor dem Schlusspfiff hatten sie die Partie gedreht.
Ottmar Hitzfelds Joker haben gestochen! Der vom deutschen Trainer-Routinier eingewechselte Admir Mehmedi (48.) leitete am Sonntag die Wende zum Schweizer 2:1 (0:1)-Auftaktsieg gegen Ecuador ein. Der Freiburger Bundesliga-Profi glich nach nur drei Minuten in seinem ersten WM-Spiel aus, anschließend traf Haris Seferovic in der Nachspielzeit zum Sieg. Enner Valencia (22.) hatte die südamerikanischen Fußballer nach einem Patzer von HSV-Profi Johan Djourou vor 68 351 Zuschauern in Führung gebracht. Zuvor hatte die Schweiz bei ihren sieben WM-Partien 2006 und 2010 nur ein Gegentor kassiert.
Hitzfeld, der mit Borussia Dortmund und Bayern München die Champions League gewann und nach der Weltmeisterschaft in Rente geht, konnte in der ersten Halbzeit nicht zufrieden sein. Doch seine Einwechslungen brachten die Wende. Die Eidgenossen spielen in der Vorrundengruppe E am Freitag gegen Frankreich, Ecuador trifft am Samstag auf Honduras.
Der 65-jährige Hitzfeld setzte wie erwartet auf einen "deutschen" Block, gleich sechs Bundesligaprofis standen in der Startelf. Etwas überraschend spielte Johan Djourou vom Hamburger SV in der Innenverteidigung. Der Einsatz von Torwart Diego Benaglio, Ricardo Rodriguez (beide Wolfsburg), Josip Drmic (Nürnberg) Granit Xhaka (Mönchengladbach) und Xherdan Shaqiri (Bayern München) war hingegen erwartet worden. Für Ecuador begann der 19-jährige Carlos Gruezo, seit der Winterpause beim VfB Stuttgart unter Vertrag.
Schweizer Offensivspiel blieb Stückwerk
Die Eidgenossen taten von Beginn an schwer. Zwar prüften Drmic und Shaqiri Ecuadors teils unsicheren Torwart Alexander Domínguez, der für Maximo Banguera zwischen den Pfosten stand. Spielerisch zeigte der Weltranglisten-Sechste gegen den 26. allerdings zu wenig. Die Schweiz, um Ballkontrolle und Sicherheit bemüht, trat mit einem Durchschnittsalter von knapp 27 Jahren mit ihrer jüngsten WM-Formation seit 80 Jahren an. Flott nach vorne spielte die Nati allerdings zu selten, Fehlpässe und Ungenauigkeiten häuften sich. Besser machte es Ecuador: Die präzise Freistoßflanke von Walter Ayovi köpfte Valencia völlig unbedrängt von Djourou ins Tor. Auch Benaglio agierte im Fünfmeterraum zu passiv.
Vieles im Schweizer Offensivspiel blieb Stückwerk. Allein Einzelaktionen oder Standards brachten Gefahr. Vor allem nach dem Gegentreffer wurde das Aufbauspiel der Schweizer immer fahriger. Etliche Fehlpässe verhinderten, dass Hitzfelds Elf trotz mehr Ballbesitz in die Nähe des Strafraums kam. Der Trainer pfiff öfter auf den Fingern und gab Anweisungen, doch seine Mannschaft vermochte das nicht umzusetzen. Xhaka, vom Coach auf die Spielmacher-Position beordert, konnte keine Akzente setzen. Und Shaqiri blieb bei seinen Vorstößen über rechts meist hängen oder spielte Pässe in den leeren Raum.
Hitzfelds glückliche Hand
Unter den Augen von Fifa-Präsident Joseph Blatter, der mit Buhrufen im Estadio Nacional empfangen wurde, bewies Hitzfeld dann eine glückliche Hand. Der eingewechselte Freiburger Mehmedi köpfte eine Ecke von Wolfsburgs Rodriguez sein erstes WM-Tor. Gruezo sah nur zu und auch Torhüter Dominguez sah nicht gut aus.
Danach bekam die Schweiz das Spiel immer besser in den Griff. Der Treffer von Drmic wurde wegen Abseits zu Unrecht aberkannt (70.), auch Shaqiri hatte kurz darauf eine gute Chance. Auf der Gegenseite machte Djourou seinen Fehler vom Gegentor wett und rettete für Benaglio vor dem leeren Tor. Kurz vor Schluss musste Steve von Bergen für Benaglio einen abgefälschten Weitschuss klären. Dann aber traf der eingewechselte Seferovic zum Schweizer Happy End. (dpa)