Fortaleza. Costa Ricas Helden gönnten sich nur einen kurzen Moment, um ihren “historischen Triumph“ zu genießen.

Schon am frühen Morgen nach dem 3:1 (0:1)-Überraschungssieg zum WM-Auftakt gegen Uruguay versammelte Trainer Jorge Luis Pinto seine Spieler wieder auf dem Trainingsplatz und begann mit der Vorbereitung auf die kommenden Aufgaben. "Wir werden gegen Italien nicht viel ändern, unser Spiel nur noch perfektionieren", kündigte er selbstbewusst an und schickte eine Kampfansage an den nächsten Gegner bei der Fußball-WM hinterher: "Wir werden selbstbewusst sein und an unsere Stärke glauben."

Auch Torhüter Keylor Navas richtete den Blick auf das Match gegen den viermaligen Weltmeister am Freitag. "Wir sind sehr stolz, aber wir wissen auch, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben." Denn der krasse Außenseiter will sich nun nicht mehr nur mit der Überraschung gegen den hoch gehandelten WM-Vierten von 2010 zufriedengeben.

Ganz Costa Rica versank nach dem Sensationserfolg im Freudentaumel. "Ein historischer Triumph. Wir widmen ihn unserem Land", schwärmte Pinto. Tausende Menschen feierten in dem kleinen mittelamerikanischen Staat auf den Straßen. "Mit Mumm und viel Verwegenheit. So zeigt Costa Rica der Welt, dass wir nicht klein sind und keine Angst haben", kommentierte die Zeitung "La Nación" am Sonntag voller Stolz.

Im Überschwang der Gefühle wurden auch die Spieler keck. Verteidiger Júnior Díaz vom FSV Mainz 05 meinte: "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in die nächste Runde einziehen, ist gestiegen. Mit allem Respekt: Wir können das schaffen." Die Squadra Azzurra ist jedenfalls gewarnt. "Nur wer keine Ahnung von Fußball hat, kann glauben, dass es schwache Mannschaften bei einer WM gibt", mahnte Trainer Cesare Prandelli. "Costa Rica weiß, wie man spielt, wir müssen alles geben."

Ein besonderes Augenmerk sollte der Vize-Europameister auf den 21 Jahre jungen Joel Campbell legen, der zum "Man of the Match" gewählt wurde. "Das wäre ohne sie nicht möglich gewesen", bedankte er sich bei seinem Team und dem Trainer. Der vom FC Arsenal an Olympiakos Piräus ausgeliehene Stürmer wirbelte die Abwehr der Urus ein ums andere Mal durcheinander und traf zum Ausgleich. "Das war eines seiner besten Spiele im Nationaltrikot", lobte Díaz. Campbell ist einer der wenigen Spieler im Team, die in Europa bereits auf größerer Bühne gespielt haben. Costa Rica lebt vor allem von seiner Geschlossenheit.

Uruguay konnte mit dem Willen und der Disziplin der Ticos nichts anfangen, auch die Führung von Edison Cavani per Foulelfmeter half nicht. "Wir hatten einen Gegner, der gut verteidigt hat. Die waren in der Lage, zu kämpfen. Wir dagegen waren nicht in der Lage, das entscheidende Tor zu erzielen", monierte Trainer Oscar Tabarez nach den entscheidenden Gegentreffern durch Oscar Duarte (57.) und Marcos Ureña (84.). "Das ist ein hartes Ergebnis, das haben wir nicht erwartet. Nicht auf diese Art und Weise." Uruguay steht vor dem Spiel gegen die ebenfalls punktlosen Engländer nun mit dem Rücken zur Wand.

Bundesliga-Profi Díaz will seine Landsleute dagegen erneut in Jubelstimmung versetzen. "Jetzt erwarten sie auch einen weiteren Sieg von uns und träumen von der nächsten Runde. Wir haben vom Sieg im ersten Spiel geträumt und wir haben es gewonnen. Jetzt träumen wir vom Einzug in die nächste Runde - warum soll das nicht klappen?"