Essen. . Der ehemalige Torjäger und Nationalspieler Ulf Kirsten hat Spaß an Risiko im Strafraum – aber nicht an falschen Neunern. “Früher undenkbar“, sagt er im Interview mit Blick auf Löws WM-Nominierungen. Am Sonntag trifft er mit Deutschland auf Portugal - zwei Alt-Star-Teams treffen aufeinander.

Man darf Ulf Kirsten glauben, dass er weiß, wovon er spricht. Einhundertzweiundachtzig Bundesliga-Tore hat er geschossen, dazu 34 in 100 Länderspielen: Der „Schwatte“, wie Kirsten genannt wurde, wusste, wo das Tor steht. Am Sonntag will er das in Essen beim „Jahrhundertspiel“ zwischen deutschen und portugiesischen Alt-Stars noch einmal beweisen. Aber Kirsten, inzwischen 48 Jahre alt, macht sich auch seine Gedanken zur WM 2104.

Herr Kirsten, am Sonntag stehen Sie mit Kollegen wie Lothar Matthäus und Guido Buchwald in Essen auf dem Platz, um gegen Portugals Alt-Stars zu spielen. Reicht die Luft?

Ulf Kirsten: Ich bin schon in einem Alter, in dem ich etwas für meine Fitness tun muss. Vor dem Spiel bin ich ein paar Tage auf einem Kreuzfahrtschiff, das macht es sicherlich härter. Aber für eine Halbzeit wird’s schon reichen.

Sie waren in der DFB-Elf der klassische Knipser. Die sind inzwischen fast ausgestorben. Schlimm?

Kirsten: Schlimm oder nicht schlimm, das ist nicht die Frage. Der Fußball entwickelt und verändert sich eben. Jahrelang haben alle, auch in der Nationalelf, sich am FC Barcelona orientiert und von diesem Spielstil geschwärmt.

Sie nicht?

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Kirsten: Doch, auch. Das hat ja auch was, dieses schnelle Passspiel. Aber ganz ehrlich: Irgendwann hat mir das beim Zusehen keinen Spaß mehr gemacht. Falsche Neun? Mir fehlen die Flanken vors Tor, ich will ganz vorne Aktion sehen, auch mal einen Flugkopfball. Man muss im Strafraum das Risiko suchen.

Nun hat Joachim Löw außer Miroslav Klose keinen gelernten Stürmer im Kader. . .

Kirsten: Ja, wir fahren wenn man so will mit eineinhalb Angreifern nach Brasilien. Früher undenkbar. Es ist wie immer, wenn’s am Ende gut geht, war alles richtig. Ich kann doch auch nachvollziehen, warum die Nationalelf spielt, wie sie spielt. Aber mir ist ein Stürmer eigentlich zu wenig.

Reicht’s so für den WM-Titel?

Kirsten: Tagesform, Glück, es muss alles passen. Aber ich sage, wir schaffen das.