Gruselfußball-Rückfall - Es hapert überall beim VfL Bochum
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Bochum. Kapitale Fehler bei den drei Gegentoren begünstigen den verdienten Erfolg der Münchener Löwen. In allen Mannschaftsteilen läuft fast nichts so, wie es laufen soll beim VfL Bochum. Torhüter Andi Luthe wurde sogar von einigen Fans beschimpft.
Sie waren fix und fertig. Die Fans, die ein bisschen mehr in der Birne haben als einen langjährigen Torwart und Kapitän nach einem Fehler aus dem Stadion zu brüllen. Die Spieler des VfL, die sich zwar mühten, denen aber nichts, aber auch gar nichts gelingen wollte.
0:3 gegen den TSV 1860 München. Angereist als Schlusslicht mit drei Niederlagen im Gepäck. „Das ist ein richtiger Nackenschlag, daran werden wir zu knabbern haben“, sagte Innenverteidiger Patrick Fabian. „Zum nächsten Spiel kann ich noch nichts sagen. Ich muss das hier erstmal verarbeiten“, sagte Stürmer Simon Terodde kurz nach dem 0:3 gegen München, fünf Tage vor dem Duell in Kaiserslautern.
Fabian, Terodde und Luthe, der diesmal vorsichtshalber nichts sagte, nachdem ihm offene Worte zuletzt irrsinnigerweise vorgehalten wurden von manchen Anhängern. Drei Führungsspieler, die entscheidend patzten gegen München. Terodde vergab nach rund 15 Minuten, nach Kopfballverlängerung des noch passablen Michael Gregoritsch, das 1:0, als er frei vor Torwart Stephan Ortega verzog. Zu Saisonbeginn, als Terodde traf wie im Schlaf und der VfL noch alle mitriss, hätte der seit Wochen in der Liga glücklose Torjäger den Ball wohl eiskalt eingenetzt. „Heute“, ging Terodde mit sich selbst hart ins Gericht, „hätte ich der Mannschaft sicher sehr geholfen, dann läuft es anders. So gehen wir leider unter.“
Auch, weil Fabian den Österreicher Rubin Okotie zweimal wuchtig köpfen ließ nach Freistoß-Flanken von Daniel Adlung. „Wir haben bei den Gegentoren viel Beistand geleistet, das ist enttäuschend“, kritisierte Trainer Peter Neururer. Und: „Die erfahrenen Spieler haben sich mit ergeben.“ Dass das 0:3 auf die Kappe von Andreas Luthe ging, der Torschütze Adlung den Ball unbedrängt in die Füße passte, steht außer Diskussion.
Verloren haben diese Partie gegen einen lange Zeit ebenfalls stark verunsicherten Gegner, der erst in der zweiten Halbzeit mehr Mut zeigte und dafür prompt belohnt wurde von immer konfuseren Bochumern, aber nicht nur diese drei Führungsspieler, die eigentlich vorangehen müssten. Was sie - und andere potenzielle Leistungsträger - aber nicht taten, wie Neururer bemängelte. Auch nicht, als es noch 0:0 stand.
Es haperte überall, in allen Mannschaftsteilen. Von Beginn an schaffte es der VfL nicht, Struktur ins Spiel zu bekommen. Es mangelte an dem erkennbaren Willen, den Weg nach vorne zu suchen, mit Präsenz und Vehemenz. „Wir konnten von Anfang nicht das umsetzen, was wir trainiert haben“, so der Trainer. Von Spielfreude keine Spur, von Verständnis untereinander auch nicht. Dazu viele leichte Fehler und eine offenbar um sich greifende Angst, die später, nach dem 0:2, in einer Art Schockstarre mündete.
"Ein richtig schlechtes Fußballspiel"
Der nachvollziehbare Versuch von Neururer, den seit Wochen formschwachen Stanislav Sestak mit dem laufstärkeren Michael Gregoritsch zu ersetzen, ging damit letztlich auch schief. „Heute war das einfach ein richtig schlechtes Fußballspiel“, schloss der Coach.
Dass die Stimmung im Stadion nach Wochen der Freudenfeste, die man ja trotz der sechs 1:1 zu feiern wusste an der Castroper, kippte nach dem 0:2, war zu erwarten. Ein zumindest lautstarker Teil der Fans brüllte sich den Frust mit dem üblichen Neururer-Raus-Reflex vom Leib. Ein Umstand, der den erfahrenen Coach weit weniger aufstößt als das unübliche Luthe-Raus-Getöse einiger Bekloppter. Neururer: „Das ist ein Problem der Gesellschaft.“
Die Erwartungshaltung sowohl bei einigen Spielern als auch im Umfeld sei nach dem guten Start zu hoch gewesen, meinte Neururer, man habe mit Rückfällen rechnen müssen. Vor allem, wenn erfahrene Kräfte ausfielen wie zuletzt Jan Simunek und Timo Perthel. „Wir können in dieser Liga mithalten“, so Neururer, „aber wir müssen weiter an unserer Stabilisierung arbeiten.“
Nach sieben Pflichtspielen ohne Sieg ist das: absolute Pflicht.
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