Bochum. Die Fans des VfL Bochum hatten bei der 0:3-Heimpleite gegen 1860 München allen Grund, richtig bedient zu sein. Am Ende aber schossen sie übers Ziel hinaus. Kapitän Andi Luthe wurde nach seinem groben Patzer vor dem 0:3 mit “Luthe raus“-Rufen bedacht. Und das hat er nicht verdient. Ein Kommentar.
Sollte es irgendwo auf der Welt einen Fan des VfL Bochum gegeben haben, der am Sonntagnachmittag nach dem 0:3 gegen die Münchener Löwen keinen dicken Hals hatte, dann war es wohl einer, an dem Bochums erste Heimpleite der Saison völlig vorbeigegangen war. Alle anderen dürften - zu Recht - restlos bedient gewesen sein.
Zu sehr erinnerte diese Leistung an die gruseligen letzten Jahre. Kaum Torchancen, keine spielerische Klasse, das siebte Pflichtspiel ohne Sieg, eine Niederlage gegen den Tabellenletzten - genug gute Gründe, um sich den letzten Rest Aufbruchsstimmung ob des guten Saisonstarts aus dem Kopf zu schlagen.
Die vereinzelten Pfiffe beim Pausenpfiff nach trost- und torlosen 45 Minuten - akzeptabel, berechtigt, angemessen. Vermehrte "Neururer raus"-Rufe, als die Partie den Bach runterging - nun ja, sie gehören in Bochum irgendwie dazu, wenn der Trainer des VfL Neururer heißt und es nicht läuft. Aber in einem Punkt schoss ein Teil der blauweißen Anhängerschaft entschieden über das Ziel hinaus.
Nach dem Patzer von Andreas Luthe vor dem 0:3 wurde der VfL-Kapitän mit "Luthe raus"-Rufen bedacht. Zugegeben: Luthes Fehler gehört in die Kategorie "Vollkatastrophe". Zugegeben: Luthe steht nicht im Verdacht, mit dem Ball am Fuß Wunderdringe vollbringen zu können. Aber ist es ein Grund, einen einzelnen Spieler niederzuschreien in einem Spiel, in dem alle, wirklich alle Bochumer neben sich standen? Ist es ein Grund, die Verdienste eines Spielers zu vergessen, der seit der Jugend für Bochum spielt, der sich in der tristen Vergangenheit oft vor die Mannschaft und in die Öffentlichkeit stellte, der nach bitteren Niederlagen zumeist als Erster den Weg zu den Fans suchte, zu den Fans, die er in aller Regelmäßigkeit über die Maßen lobt, der noch beim letzten Heimspiel für seinen Assist vor dem Last-Minute-Ausgleich abgefeiert wurde und der noch wenige Minuten zuvor mit zwei Glanzparaden gegen Vallori und Okotie dafür sorgte, dass der VfL gegen München nicht schon viel früher in Rückstand geriet? Nein. Wirklich nicht.
So schnelllebig sollte und darf noch nicht einmal der Fußball sein.
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