Bochum. Die Mitgliederversammlung des VfL Bochum endete aus Sicht der Vereinsführung mit einem unerfreulichen Ergebnis: Die Trennung von den Fußball-Frauen bleibt aus - zumindest vorerst. Denn angesichts der miserablen Finanzlage wird das Thema bald wieder auf den Tisch kommen.
Die Zahlen sind gruselig, aber die Haltung war vorbildlich: Wie Aufsichtsrat und Vorstand des VfL Bochum am Montagabend - wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen - eine schwierige Mitgliederversammlung mit für sie unbefriedigendem Ausgang zu Ende brachten, nötigt Respekt ab. Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis hätte sich zwar gewünscht, dass die Versammlung dem Kompromissvorschlag der Führung gefolgt wäre und die Trennung von den Fußball-Frauen zum Sommer 2016 festgeschrieben hätte, aber er blieb gefasst und souverän, als stattdessen Gerd Kirchhoffs Änderungsantrag zu später Stunde eine knappe Mehrheit fand.
Somit ist der Trennungsbeschluss „ausgesetzt“, was nur bedeutet, dass man beim VfL Bochum dieses Thema wieder auf den Tisch bekommen wird, wohl schon in einem Jahr. Weil sich bis dahin die wirtschaftlich miserablen Rahmenbedingungen (Finanzvorstand Wilken Engelbracht: „Wir haben ein so hohes Ausmaß an Bankkrediten, dass wir keine weiteren Bankkredite bekommen“) des Klubs nicht grundlegend geändert haben dürften, werden die Frauen und Mädchen vermutlich erneut mit dem Rücken zur Wand stehen - dann aber ohne das aktuelle Empörungspotenzial im Rücken, das ja vor allem durch die nun auf Grund gelaufene „Basta“- und Überraschungs-Politik der Führung Nahrung erhalten hatte.
Engelbracht, der zwar jede Menge schwarze Wolken und rote Zahlen am Himmel vorbeiziehen ließ, aber dabei ohne schrille Töne und Kraftmeierei auskam und der für seine offenen und deutlichen Worte freundlichen Applaus von den mehr als 600 Teilnehmern bekam, ließ keinen Zweifel daran, dass er seinen Job weiter zu tun gedenke.
Uwe Tigges in Aufsichtsrat gewählt
„Der Verein hat noch nicht wirklich an seinen Kosten gearbeitet“, sagte der neue Herr der Zahlen beim VfL. Selbst die Aussicht auf einen Jahresüberschuss von 1,9 Millionen Euro am Ende der laufenden Spielzeit macht nicht wirklich froh. „Das heißt gar nichts, wir müssen im Gegenteil wieder Gelder vorziehen“, sagte Engelbracht. Vorgezogene Sponsorengelder und offene Verbindlichkeiten würden verhindern, den Überschuss für den Schuldenabbau zu nutzen. 7,5 Millionen Euro, unter anderem auch private Anleihen, haben sich da inzwischen aufgetürmt.
Mitgliederversammlung beim VfL
Der Frust bei den beiden Vorständen über das Votum der Mitglieder ist vor dem Hintergrund der dramatischen, aber so erst jetzt veröffentlichten Zahlen nachvollziehbar, auch Sportvorstand Christian Hochstätter, dessen Transferpolitik in diesem Jahr höchsten Ansprüchen genügt, fühlt sich „eingeengt“, so als ob man ihm in den Arm gefallen wäre.
VfL-Frauen eignen sich nicht als Blaupause
Die Befürchtung aber, nun dauernd dem Korrektiv der Mitglieder ausgesetzt zu sein, ist reine Polemik. Auch eignet sich der Fall der VfL-Frauen nicht als Blaupause für andere. Eine vergleichbar große und damit Aufsehen erregende Gruppe stellt innerhalb des Klubs nur noch die Jugendabteilung - und die ist ja wohl unverzichtbar.
5400 Mitglieder hat der VfL Bochum inzwischen, aber es müssten längst mehr sein - wenn man sogar im Dissens so - ganz ohne Krawall - miteinander umzugehen versteht.
