Bochum. 150.000 Euro, berichtet Finanzvorstand Wilken Engelbracht, spart der VfL Bochum ohne seine Frauen- und Mädchenmannschaften. Das aber sei nur der Anfang. Um perspektivisch zurückkehren zu können in die 1. Bundesliga, müsse noch wesentlich mehr gespart werden.
Ob man beim VfL Bochum mit diesem Gegenwind gerechnet hat? Wohl kaum. Die einseitig angekündigte Trennung vom Frauen- und Mädchenfußball zum Saisonende, von einer selbstständigen Abteilung kann keine Rede sein, weil die Frauen Bestandteil der Nachwuchsabteilung sind, hat zu Protesten geführt - nicht nur von Seiten der Betroffenen. Die wollen sich „auf keinen Fall“, so Koordinator Willi Wernick, „abschieben lassen“.
Bei einem Treffen der Trainer und Betreuer war am Schluss das eindeutige Votum, so Wernick: „Wir machen hier weiter, unsere Zukunft wird beim VfL Bochum liegen. Bei unseren Frauen läuft ganz viel mit Herz für den VfL ab.“ Wernick, der ab 2008 den Übergang vom TuS Harpen zum VfL Bochum mit eingefädelt und immer für den VfL geworben hatte, sieht sich jetzt teilweise Vorwürfen von Eltern ausgesetzt. Einen Tag bevor die anstehende Trennung verkündet worden war, hatte er noch die U13 „total eingeschworen auf das Leitbild des VfL“. Dann kam die schlimme Nachricht. Wernick: „Das kann nicht die Art eines Revierklubs sein.“
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Der Bochumer Frauenfußball, hat die Trainerin der Zweitligamannschaft, Sabrina Gesell, gesagt, sei eine „Marke mit positivem Image“. Wohl wahr - keine Skandale, keine Ungereimtheiten, keine Querelen. Und dazu fünf Aufstiege in drei Jahren: Das darf man wohl unter dem Oberbegriff erfolgreiche Arbeit zusammen fassen und würdigen.
Nur eine Maßnahme von vielen
Allein, es ist zu teuer. Sagt Wilken Engelbracht, Finanzvorstand des VfL. Er spricht von 150.000 Euro jährlich, die fehlen, wenn „wir perspektivisch an der Rückkehr in die Bundesliga arbeiten wollen. Dieser Schritt ist einer von vielen“. Mit wir sind die Zweitliga-Männer gemeint und ihre Aufstiegsambitionen, die wohl kaum mit diesem Betrag allein zu realisieren sind. Engelbracht spricht deshalb auch nur von einem „Anfang“. Die 150.000 Euro, die der VfL ohne die Frauen und Mädchen einsparen möchte, so der Finanzvorstand, seien „nur ein Puzzlestück“.
Mit Absicht, so Engelbracht, habe man die Entscheidung „so früh wie möglich, auch hinsichtlich der Mitgliederversammlung“ am 20. Oktober kommuniziert: „Wir hätten es auch später tun können.“ Dann hätte niemand die Chance gehabt, die anstehende Trennung zu einem Thema der Versammlung zu machen.
So aber war die Zeit zwar auch knapp für potenzielle Antragsteller, aber es wird sie geben, die Anträge auf Fortführung des Frauen- und Mädchenfußballs am 20. Oktober. Lothar Gräfingholt, Ratsmitglied und stellvertretender Kreisvorsitzender der hiesigen CDU, hat einen Antrag formuliert, Willi Wernick ebenfalls. „Dann haben wir eben das Forum und diskutieren“, sagte Engelbracht, der die Entscheidung aber eigentlich für alternativlos hält. Es gebe auch bereits Termine mit anderen Vereinen, die Interesse an den Bochumer Frauen- und Mädchenmannschaften angemeldet hätten.