Bochum. Der VfL Bochum trennt sich von seiner Frauen- und Mädchenfußballabteilung. Fehlende Sensibilität meint man sich in Politik und Wirtschaft immer dann erlauben zu können, wenn es Gruppen trifft, die sich nicht richtig wehren können. Das scheint auch hier der Fall zu sein. Ein Kommentar.

Man hätte ahnen können, was passieren würde, als sich der Aufsichtsrat des VfL Bochum in diesem Sommer von Ansgar Schwenken trennte und Wilken Engelbracht als Finanzvorstand installierte. Nun, Engelbrachts Suche nach Einsparpotenzialen war nicht sonderlich zeitaufwändig. Denn: Wer aus der Führungsetage des VfL interessiert sich schon wirklich für die kickenden Frauen, die seit 2010 unfreiwillig, weil weitgehend gemieden, einen Klub im Klub bilden? Kurz gesagt: niemand.

Dass wegen 120000 Euro jährlich, wenn der kolportierte Betrag denn stimmt, sich bald mehr als 100 in der Mehrzahl so talentierte wie junge Spielerinnen eine neue sportliche Heimat suchen müssen, klingt angesichts der Summen, die im Fußball an der Tagesordnung sind, absurd. Ist dieser in der Spitze so hochkarätig besetzte Klub nicht in der Lage, Sponsoren zu finden, die einen derartigen Betrag abzudecken vermögen? Und: Nimmt man den nun einsetzenden Imageverlust bei den großen Verbänden und in der Frauen-Szene einfach so in Kauf, um einen kleinen, sechsstelligen Betrag zu sparen?

Außerdem: Von der grundsätzlichen Frage - Trennung oder nicht Trennung - mal abgesehen: Wie geht man beim VfL eigentlich mit Menschen um? Muss das sein, dass noch sehr junge Mädchen, die gerade voller Stolz, Ehrgeiz und Eifer das VfL-Trikot tragen, bei einem Turnier von ihrem bevorstehenden Rausschmiss erfahren?

Fehlende Sensibilität meint man sich in Politik und Wirtschaft immer dann erlauben zu können, wenn es Gruppen trifft, die sich nicht richtig wehren können. Das scheint auch hier der Fall zu sein. Leider.