Bochum. Nach 20 Jahren ist für Ansgar Schwenken Schluss beim VfL Bochum. Der Finanzvorstand nimmt eine neue Herausforderung an, viel dem Fußball aber erhalten bleiben. Außerdem hofft er auf Transfers von Matthias Ostrzolek und Kevin Vogt.
Bevor er sich im Fußball zu Beginn der neuen Saison anders orientieren wird, lässt Ansgar Schwenken, langjähriger Finanzvorstand an der Castroper Straße, seine Zeit beim VfL Bochum noch einmal Revue passieren. In der ist viel passiert. So hat Schwenken durchaus wirtschaftlich erfolgreiche Tage in Bochum gehabt. Und so kennt er auch die Gründe, warum es im Moment finanziell nicht ganz so gut läuft.
Ansgar Schwenken, wie kamen Sie damals überhaupt zum VfL?
Ansgar Schwenken: Nach meinem Studium habe ich beim VfL ein Praktikum gemacht und bin dann offiziell am 1. April 1996 als Assistent des damaligen Managers, Klaus Hilpert, eingestellt worden. Drei Wochen später musste ich direkt einen Mitarbeiter für den Bereich Merchandising einstellen.
Hand aufs Herz, gab es in den rund 20 Jahren Ihrer Tätigkeit auch mal eine Zeit, in der Sie mit schwarzen Zahlen gearbeitet haben?
Schwenken: Ja, die gab es tatsächlich. Es war zum Ende der Ära Marcel Koller, als wir vier Jahre am Stück wieder in der ersten Liga gespielt haben. Da haben wir für einen kurzen Zeitraum wirklich keine Schulden gehabt.
Aber meistens war Ebbe in der Kasse.
Schwenken: Jedes Jahr war es eine neue große Herausforderung, die Lizenz zu stemmen. Ohne den Background und die wirtschaftlichen Kontakte von Werner Altegoer wäre es nicht möglich gewesen, Profifußball in Bochum sicherzustellen. Später haben uns auch unsere guten Kontakte zur Liga geholfen.
Warum ist es in den letzten drei Jahren so rapide bergab gegangen mit dem Klub?
Schwenken: Der Anfang der längeren Misere war die Änderung der Aufstiegsregelung. Wir sind früher zwei Mal als Dritter aufgestiegen, vor vier Jahren mussten wir als Dritter in die Relegation, haben dort aber gegen eine der zu diesem Zeitpunkt vielleicht stärksten Mannschaften überhaupt gespielt und erstmals den direkten Wiederaufstieg verpasst. Das war der wirtschaftliche Knackpunkt, denn in den Jahren zuvor ist es uns immer gelungen, in Liga zwei mit einem hohen Verlust zu planen und die finanziellen Defizite dann nach dem sofortigen Aufstieg wieder zu stopfen. Nach der verlorenen Relegation hat dieser Plan aber nicht mehr funktioniert und wir befanden uns in einer Negativspirale. Einige Akteure hatten noch Verträge, die zwar ein reduziertes Gehalt in Liga zwei vorsahen, dies aber immer noch so hoch war, dass wir es über mehrere Zweitligajahre nur schwer finanzieren konnten. Hinzu kam, dass wir im TV-Ranking mittlerweile von Platz zwei auf Platz zehn abgestürzt sind, was Mindereinnahmen von über vier Millionen Euro bedeutet.
Nach 20 Jahren trennen Sie sich vom VfL. Warum?
Schwenken: Ich habe eine andere Vorstellung als der derzeitige Aufsichtsrat von der gemeinsamen Arbeitsweise, der Ausrichtung und der Struktur des Vereins. So etwas kommt vor, aber es hat mich darin bestärkt, dass ich den Vertrag nicht verlängern wollte und mich beruflich nun anders orientiere. Ich werde im Fußballgeschäft bleiben, was ich genau mache, ist aber noch nicht spruchreif.
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Wohin führt der Weg des VfL?
Schwenken: Wir sind in der kommenden Saison wieder in der Lage, im Mittelfeld der zweiten Liga ohne Transfereinnahmen einen ausgeglichenen Etat aufzustellen. Eine Weiterentwicklung geht nur schrittweise. Perspektivisch darf man die erste Liga nicht aus den Augen verlieren, ein realistisches Ziel für die nächsten Spielzeiten ist der Aufstieg jedoch nicht.
Gibt es überhaupt noch zusätzliche Einnahmequellen?
Schwenken: Mit 8,5 Millionen Euro Sponsorengeldern liegen wir nicht schlecht. Da ist vielleicht sogar noch Luft nach oben, doch die Voraussetzung ist natürlich der sportliche Erfolg. Der VfL ist wirtschaftlich wesentlich stabiler als noch vor einem Jahr und plant für die nächste Saison leichte Gewinne ein. Vielleicht tut sich ja auch noch was, wenn Kevin Vogt und Matthias Ostrzolek von Augsburg transferiert werden, davon würden wir wirtschaftlich ebenso partizipieren, wie bei einem Weiterverkauf von Leon Goreztka oder Takashi Inui.
Da täten dem VfL die noch ausstehenden zwei Millionen Euro aus dem Sestak-Transfer ganz gut. Was ist damals eigentlich schiefgelaufen?
Schwenken: Nach dem Abstieg hatte Zilina das Recht, Sestak für eine Million Euro zurückzukaufen. Gleichzeitig hatten wir ein Angebot von Ankaragücü über 2,9 Millionen Euro, wovon die Türken 525.000 direkt überwiesen. Eine Bankbürgschaft waren Sie jedoch nicht bereit zu stellen. Aufsichtsrat und Vorstand mussten abwägen, ob man die sichere Million aus Zilina nimmt, oder auf das deutlich höhere Angebot aus der Türkei eingeht. Da ja schon ein Teil der Summe geflossen war, erschien das Risiko von 475.000 Euro überschaubar. Mittlerweile haben wir von der Fifa ein rechtsgültiges Urteil und werden unser Geld, sofern der Klub nicht insolvent geht, bekommen. Zurzeit fließen monatlich 20.000 Euro auf unser Konto.