Sinsheim. Nach der deprimierenden 0:3-Niederlage in Hoffenheim drohen nicht unerhebliche Teile der Anhängerschaft künftig dem Klub so leise wie konsequent den Rücken zu kehren, während andere schon Protest-Plakate malen.

„Andere haben Trophäen - wir haben Euch.” Wenn man sich da mal nicht gewaltig irrt in den Büros des VfL Bochum. Der im Stadtgebiet großflächig plakatierte Slogan, im Kern eher eine flehentliche Bitte um Beistand als Zustandsbeschreibung, konterkariert die grausame Realität. Kaum einmal in den letzten Jahren waren die Fans des Bundesligisten dermaßen aufgebracht wie jetzt. Die Lunte brennt - an beiden Enden. Nach der deprimierenden 0:3-Niederlage in Hoffenheim drohen nicht unerhebliche Teile der Anhängerschaft künftig dem Klub so leise wie konsequent den Rücken zu kehren, während andere schon Protest-Plakate malen.

Am Pranger

Am Pranger stehen Trainer Marcel Koller, die Mannschaft, der Vorstand und, nicht zuletzt, der Aufsichtsrats-Vorsitzende Werner Altegoer. Das wurde kürzlich während der Mitgliederversammlung deutlich, als auch das durchweg ordentliche Zahlenwerk die Gemüter nicht beruhigen konnte. Und die Zahl der Enttäuschten und Frustrierten wächst mit jedem weiteren Tag, mit jeder weiteren derben Auswärtsniederlage.

Abwechselnd emotions- und hilflos hat Kollers Mannschaft sich auf Schalke, in Leverkusen und nun in Hoffenheim präsentiert, die von den Verantwortlichen stets relativierend ins Feld geführten und auf wirtschaftlichen Gegebenheiten beruhenden Qualitätsunterschiede entpuppen sich immer mehr als Klassenunterschied. Und dass Ralf Rangnick den so fulminanten wie leichtfüßigen Auftritt seiner in jeder Beziehung überlegenen Mannschaft als „ersten Schritt und Annäherung an das, was wir können”, bezeichnete, war zum Abschied ein böser verbaler Tritt in den Allerwertesten des konsternierten Gegners.

Mentale Schläfrigkeit

Variabler Hochgeschwindigkeits-Fußball trifft auf systemische Starre und mentale Schläfrigkeit, der die Vokabel Antizipation fremd ist - dementsprechend gut bedient waren die Bochumer, deren Füße ja nicht einmal den Strafraum der Hausherren zu zertrampeln vermochten, mit den zwangsläufigen Treffern von Demba Ba, Chinedu Obasi und Marvin Compper.

„Ein Endspiel ist das noch nicht”, sagte anschließend Bochums Sportvorstand Thomas Ernst in der Vorausschau auf den kommenden Samstag. Stimmt wohl auch nicht so ganz, jedenfalls was den Trainer betrifft. Für Marcel Koller dürfte die Partie vor dem gründlich vergrätzten Bochumer Publikum gegen den fleißig punktenden Aufsteiger Mainz durchaus ein Endspiel sein. Stellt sich eigentlich nur die Frage, ob es auch das letzte sein wird.