Bochum. Das junge Gesicht des VfL Bochum bestand den Härtetest bei Dynamo Dresden - und das war auch ein Denkzettel für gestandene Profis wie Ken Ilsö. Trainiert wird nach der Winterpause erstmals am 6. Januar um 15 Uhr. Am Tag darauf gibt es einen Leistungstest.
Die Stimmung nach dem hart erkämpften 0:0 in Dresden war „gut“ im Mannschaftsbus, erzählte Peter Neururer zwei Tage nach dem versöhnlichen Abschluss eines überaus wechselhaften Fußballjahres des VfL Bochum. Getrübt wurde sie von Internet-Attacken auf Florian Jungwirth, den Ex-Dresdner - eine Fan-Reaktion auf die von Neururer als „unverschämt“ gegeißelten Worte von Steffen Menze. Der Dresdner Sportdirektor hatte Jungwirth „Theatralik“ vorgeworfen nach dem Ellbogenschlag von Mohamed Aoudia, der daraufhin Rot sah. Ob Aoudia absichtlich „schlug“ oder nicht, sei dahingestellt - ein Foul mit Folgen war es allemal. Und „ein Schauspieler“ , versicherte Jungwirth, „bin ich nicht“. Eine blutige Lippe sagte eigentlich alles.
VfL Bochum hat nur zwei Punkte Vorsprung
Ein unschönes Nachspiel eines emotional aufgeladenen Abends mit einem Punkt, den man 40 Stunden später erst Recht als Gewinn bezeichnen durfte. „Der Spieltag“, fasste Neururer zusammen, „ist für uns ganz gut gelaufen“. Da die Abstiegskonkurrenz nicht gewann, wird der VfL auf Platz elf überwintern - oder zwölf, falls Ingolstadt heute gegen Kaiserslautern gewinnt.
Allerdings darf die Platzierung nicht über die heikle Situation hinwegtäuschen: Cottbus scheint so gut wie aus dem Rennen zu sein, aber vor dem Vorletzten, der immer noch Dresden heißt, hat Bochum nur zwei Punkte Vorsprung. Schon jetzt hat Neururer da „das erste Endspiel“ im Blick, „was unsere Ziele angeht“: den Jahresauftakt gegen den zwei Zähler zurückliegenden FSV Frankfurt am 7. Februar. Als offizielles Ziel gilt seit Neuestem ja ein Platz zwischen acht und zwölf, „auch wenn das dem ein oder anderen Fan weh tut“, so Neururer. Und natürlich gelte es, „die katastrophalen Ergebnisse in unseren Heimspielen“ Partie für Partie vergessen zu machen: „Gegen Frankfurt muss zuhause ein Neustart her.“
Bis dahin erklärt der Trainer den Konkurrenzkampf für neu eröffnet, wie es ja jeder Trainer vor einer Vorbereitung tut. Auch wenn Neururer einschränkt, dass es Verdienste gibt aus der bisherigen Saison und man deshalb „nicht bei Null“ anfange, würden „einige Karten neu gemischt und verteilt“.
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Los ging das Sich-Anbieten-Können ja bereits in Dresden. Nur teils wegen der Verletzungsnot setzte Neururer auf die mit 24,7 Durchchnitts-Jahren jüngste Startelf des VfL in dieser Saison. Mit Fabian Holthaus, dem eingewechselten Jan Gyamerah (beide 18) und Onur Bulut (19) spielte sogar ein Teenager-Trio. „Ich wollte sehen, wie die Jungs unter Druck reagieren, ob man sich auf sie verlassen kann“, sagte Neuruer.
So erklärte er auch, dass er dem hochbegabten und monatelang verletzt ausgefallenen Rechtsverteidiger Gyamerah zu seinem Zweitliga-Debüt verhalf - und nicht den auf der Bank schmorenden Routinier Christian Tiffert brachte. Neururers allgemeines Fazit: „Alle haben diesen Belastungstest bestanden. Wir haben auch den nachrückenden Jungs wie Henrik Gulden, Daniel Heber oder Lukas Klostermann gezeigt, dass man beim VfL eine echte Chance hat.“
VfL ist ein Talenteförderverein mit Perspektive
Der VfL als Talenteförderverein mit Perspektive: Auch wenn die Verletzungen von Maltritz, Freier und Co. die „Jugendspiele“ von Dresden teils provozierten, soll das der Weg sein in eine auch sportlich bessere Zukunft. Ein Denkzettel jedenfalls war die Elf in Sachsen schon - vor allem für Ken Ilsö, so Neururer. Der Däne habe sich nach seiner Einwechslung gegen Union „taktisch“ und „läuferisch“ nicht an die Vorgaben gehalten: „Und dann spielt man bei uns nicht.“ Dies galt eigentlich auch für Mirkan Aydin, der aber mangels echter Sturm-Alternative trotzdem ran durfte - und seit langem mal wieder eine ordentliche Leistung ablieferte. Was auch für Verteidiger Holmar Eyjolfsson galt, dessen Vertrag im Sommer ebenfalls endet. Es war eine erste Empfehlung für einen neuen Kontrakt, der aber weitere folgen müssen.