Bochum. Die Enttäuschung war riesig nach der 0:4-Heimschlappe des VfL Bochum gegen Union Berlin. Danach wird die letzte Partie des Jahres für die Bochumer zur Nagelprobe. Verzichten müssen sie in Dresden wegen eines Muskelfaserrisses auf Patrick Fabian.
Nach Auftritten wie dem des VfL Bochum gegen Union Berlin gibt es in der Regel für die Verantwortlichen nichts zu relativieren, nichts zu erklären oder gar zu entschuldigen. Deshalb ist dann, weil man ja doch seine Enttäuschung auch in Worte kleiden möchte, oft von dem berühmten „Schuss vor den Bug“ die Rede, von einem Wachmacher, der die offenbar gerade verschütteten Sinne schärfen soll für die Notwendigkeiten des Geschäfts und die Basis des Erfolgs. „Wir waren von der ersten Minute an nicht scharf“, brachte VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter das Geschehen bei der 0:4-Pleite des VfL auf den Punkt.
Aber warum war man am Samstag nicht „scharf“, nicht bissig genug und nicht genug fokussiert auf dieses Spiel? Dass sich die Mannschaft Lässig- oder gar Nachlässigkeit nicht leisten kann, dürften die Spieler inzwischen in ihrem mühseligen Tun Woche für Woche mitbekommen haben, auch der Tabellenstand zwingt zu einer ernsthaften Herangehensweise ans Thema. Dennoch hat man sich von personell und mental angeschlagenen Berlinern alle Trümpfe aus der Hand nehmen und von einem Team dominieren lassen, das sich schließlich sogar erlauben durfte, den zwei Nachwuchs-Spielern Pascal Wedemann und David Hollwitz zu ihrem Zweitliga-Debüt zu verhelfen.
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Das ist bitter, weil man seinen Fans ja doch endlich wieder etwas völlig anderes präsentieren möchte in Bochum als Laschheit. Und dann so etwas.
"Das erste Mal, dass sie sich so gezeigt hat“
Christian Hochstätter vergaß allerdings bei allem Ärger nicht, darauf hinzuweisen, dass sich die Mannschaft in Sachen Engagement bislang nichts hatte zuschulden kommen lassen: „Es ist das erste Mal, dass sie sich so gezeigt hat.“ Unausgesprochen blieb die Hoffnung, dass es bei diesem Ausrutscher bleiben wird.
Bereits der erste Union-Treffer war exemplarisch für diese Partie. Einen langen Ball aus der eigenen Abwehr lässt Damir Kreilach prallen, Martin Dausch steckt durch auf Christopher Quiring, der vollendet. Die beiden Bochumer Innenverteidiger sehen beim Ein-Kontakt-Spiel der Berliner nicht gut aus, haben aber kaum noch eine Chance, einzugreifen. Vorher hätten die Bochumer diesen Spielzug unterbinden müssen, doch Florian Jungwirth, der für seine Verhältnisse einen sehr schlechten Tag erwischt hatte, Yusuke Tasake, Piotr Cwielong und Danny Latza bekamen nicht nur in dieser Szene keinen Zugriff auf die Berliner, antizipierten schlecht, gingen nicht rechtzeitig in den Zweikampf, waren insgesamt zu passiv und zu weit weg von ihren Gegnern.
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Und nach vorne? Richard Sukuta-Pasu, der wegen einer Steißbein-Prellung zur Pause in der Kabine blieb, muss offenbar seiner aufwändigen Spielweise allmählich Tribut zollen. „Supa“ fehlte aber auch diesmal wieder ein echter Partner. Christian Tiffert kann das in dieser Verfassung nicht sein. Tiffert fehlt das nötige Tempo und auch die Dynamik, allein mit Routine geht es nicht.
Stellt sich die Frage, mit wem Peter Neururer das letzte Spiel des Jahres in Dresden bestreiten wird? Die Abwehr muss Neururer sicher umbauen, denn Patrick Fabian steht wegen eines Muskelfaserrisses nicht mehr zur Verfügung. Mit Sukuta-Pasu darf man zwar momentan noch rechnen, aber wer soll ihn diesmal in vorderster Linie unterstützen? Aufdrängen tut sich derzeit niemand. Auf der Reservebank wird zu wenig Druck entwickelt. Ein Problem, das man in der Winterpause wird lösen müssen.
Zuvor wird Dresden zur Nagelprobe. Besteht die Mannschaft dort nicht, dürften unbeschwerte Weihnachtstage ein unerfüllter Traum bleiben.
Bochum ohne Chance