Bochum. Der VfL Bochum jubelt. Richard Sukuta-Pasu erzielt gegen den 1. FC Köln das Tor des Tages. Die erste Saisonniederlage für den 1. FC Köln. Peter Neururer erklärt die Nachspielzeit zu den längsten vier Minuten seines Lebens. Schiedsrichter Manuel Gräfe beendet die Partie erst nach 94 Minuten.
Vier Minuten Nachspielzeit will Schiedsrichter Manuel Gräfe sehen. Vier Minuten, die Peter Neururer später als die längsten vier Minuten seines Lebens erklärt. „Ich dachte, das ist der An- und Abpfiff zum Sechs-Tage-Rennen“, scherzt Neururer.
Es sind auf jeden Fall vier Minuten, die partout nicht enden wollen. Vier Minuten, in denen die Kölner ganz schön Radau machen und auf den Ausgleich drängen. Erst spät zeigt die Mannschaft von Peter Stöger, warum sie an der Tabellenspitze steht. Diese verrückte Nachspielzeit. Irgendwo zwischen Himmel und Kölle.
Peter Neururer schaut mehrfach auf seine Uhr, auch den Vierten Offiziellen fordert Neururer dazu auf. Es folgt ein Pläuschchen mit dem Vereinsarzt, dann eine klare Ansage an Andreas Luthe. Der Torwart soll den Abschlag bloß weit in die Kölner Hälfte schlagen. Der Ball klatscht aufs Dach der Bochumer Ersatzbank. Schluss. Endlich.
Der VfL Bochum hat den bis Sonntagnachmittag noch ungeschlagenen Spitzenreiter mit 1:0 besiegt. Neururer geht in die Siegerpose, streckt die Zeigefinger nach oben, dann wird Co-Trainer Funny Heinemann gebührend geherzt. Dieser Sieg tut gut, dieser Sieg ist immens wichtig für den VfL. Und sogar verdient.
Es sind die Bochumer, die vor 27555 Zuschauern mehr investieren, besser in die Zweikämpfe kommen und in 90 Minuten 17 Schüsse abgeben – fast doppelt so viele wie der 1. FC Köln.
Das Tor des Tages in der 64. Minute erzählt die Geschichte dieses sicher nicht immer guten, aber stets packenden Zweitligaspiels. Der Siegtreffer ist nämlich ein Tor des Willens. Außenverteidiger Jonas Acquistapace macht auf der linken Außenbahn ein ganz langes Bein gegen Marcel Risse, zieht in Richtung Grundlinie und flankt maßgenau in den Strafraum. Hier lauert Richard Sukuta-Pasu, der höher als zwei Kölner Verteidiger springt und den Ball mit dem Hinterkopf vorbei an Schlussmann Timo Horn ins Netz drückt.
Ausgerechnet Richard Sukuta-Pasu. Filigran ist sicher etwas anderes, aber endlich ist der 23-Jährige effektiv. Gegen Köln ackert er 90 Minuten. Im zweiten Durchgang läuft fast jede Offensivaktion des VfL über „Richie“, den Mann des Spiels. Die Ostkurve honoriert das mit Sprechchören.
Marcel Maltritz und Patrick Fabian gehören ebenfalls zu den besten Bochumern. „Unsere Felsen in der Brandung“, sagt Neururer über seine Innenverteidiger und ergänzt: „Aber das sind ja auch Spiele, die Innenverteidigern Spaß machen.“ Wie auch immer: Patrick Helmes, Kölns Toptorjäger Marcel Risse und der eingewechselte Anthony Ujah haben zumindest weitaus weniger Spaß. Bei Duellen in der Luft sind die FC-Stürmer gegen Maltritz und Fabian sowieso chancenlos. Am Boden meistens auch.
Bei einem satten Schuss aus kürzester Distanz von Kacper Przybylko hält Fabian den Kopf hin. Das tut weh, unterstreicht aber den unbändigen Siegeswillen. Zwei Minuten später haben die Bochumer Glück, dass Ujahs Kopfball den Pfosten trifft und Luthe den Ball zu fassen kriegt. Knapp vor der Linie.
Neururers taktisches Konzept geht auf. Die Kölner haben mehr Ballbesitz, die Bochumer besetzen die Räume in der Tiefe. 90 Minuten lang. Und in den längsten vier Minuten des Lebens von Peter Neururer.
Bochum siegt gegen Köln