Aue. Am 11. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga hat der VfL Bochum auswärts 1:2 (1:0) gegen Erzgebirge Aue verloren. Das Team von Trainer Peter Neururer steckt damit immer tiefer im Abstiegskampf drin. Es war die fünfte Niederlage in Serie. keine gute Ausgangslage für die Jahreshauptversammlung am Montag.
Florian Jungwirth tritt wütend vor eine Bande, einmal, zweimal. Richard Sukuta-Pasu steht enttäuscht auf dem Rasen. Aue feiert. Wie immer gegen Bochum. Der Angstgegner aus dem Erzgebirge hat den VfL wieder besiegt, diesmal mit 2:1 (0:1). Und Bochum rutscht nach der vierten Liga-Niederlage in Folge immer tiefer in die Krise, Platz 16 mit elf Punkten sind keine gute Basis vor der Jahreshauptversammlung am Montag, zu der auch Trainer Peter Neururer und das Team kommen.
Dass der Coach weiter vorangeht, daran ließ Sportvorstand Christian Hochstätter auch nach dem Abpfiff keinen Zweifel, nachdem er Neururer schon vorab den Rücken gestärkt hatte mit einer Job-Garantie auch bei einer Niederlage in Aue. „Ich ändere meine Meinung nicht ständig“, sagte Hochstätter: „Wir haben ein gemeinsames Ziel, an das wir glauben, das wir gemeinsam erreichen wollen.“
Hochstätter will einige Dinge ändern
Wobei klar ist, dass die Niederlagen-Serie bald gestoppt werden muss. Am besten gegen Kaiserslautern, dem nächsten Gegner am Montag, 28. Oktober: „Ich weiß nicht, wann eine Krise beginnt oder zu Ende ist“, sagte Hochstätter. „Fakt ist: Wir müssen auch dieses Spiel analysieren, einige Dinge ändern. Wir müssen wieder aufstehen, die Ärmel aufkrempeln und weitermachen. Und sehen, dass wir es gegen Kaiserslautern besser machen.“
Dabei begann die Partie in Aue so, wie man es sich nur wünschen kann. Neururer setzte auf die von ihm selbst angekündigte Elf, im Vergleich zum 0:1 gegen Ingolstadt nahm er vier Wechsel vor: Hinten links feierte Mounir Chaftar sein Saisondebüt für Jonas Acquistapace, auf die Flügel kehrten Piotr Cwielong und Yusuke Tasaka zurück, und als Stoßstürmer im 4-2-3-1 mit einem flexibel agierenden Christian Tiffert im Zentrum durfte sich Sukuta-Pasu beweisen.
Sukuta-Pasu trifft endlich
Von den Spielern, die vor fast genau einem Jahr im Erzgebirge auseinandergefallen waren, standen nur noch Torwart Esser, Maltritz, Freier und Chaftar auf dem Platz. Und auch das Wetter war ja diesmal ein krasser Gegensatz zum Schneefall 2012: Herrliche Herbstsonne ließ den Wald rings ums Erzgebirgsstadion erstrahlen.
Und die Stimmung der Gäste sollte sich früh weiter aufhellen. Elf Gegentore hatten die Sachsen schon in der ersten Halbzeit kassiert, fast so viel wie der VfL insgesamt (12). Die Null sollte stehen, „zu Beginn müssen wir konzentrierter sein“, sagte Trainer Falko Götz vorab. Doch schon nach gut zwei Minuten war das Dutzend voll, nachdem Bochum erst noch Glück hatte, dass es keinen Elfmeterpfiff von Bibiana Steinhaus gab (2.). Tasaka flankte von rechts, Tiffert legte im Sechzehner quer, Sukuta-Pasu drehte sich und zog ab aus fünf Metern. Drin. Welch eine Erleichterung für den VfL und seinen schwer in die Kritik geratenen Stürmer. Das so wichtige 1:0 war Sukuta-Pasus erster Saisontreffer im elften Anlauf, gut 900 Minuten ohne Torerfolg in dieser Pflichtspielzeit waren Geschichte.
Verunsicherte Gastgeber machen Bochum stark
Doch die nötige Sicherheit gab das Bochum nicht. Man stand defensiv gut und kompakt, es fehlte jedoch der Zug zum Tor, das Nachrücken, das energische Wollen, es gab zu viele Fehler. Bochum gewann gegen total verunsicherte Gastgeber etliche Bälle, machte daraus aber viel zu wenig, die Konter versandeten oder wurden abgebrochen. Chancen gab es praktisch nicht. „In der ersten Halbzeit“, monierte Hochstätter treffend, „hätten wir nachlegen müssen.“
Denn Aue war noch verunsicherter als Bochum, produzierte Fehler in Serie, das Publikum wurde sehr schnell unruhig: Schon nach 20 Minuten gab es Pfiffe, zur Pause stimmte auch der harte Kern ein. Bochum nutzte diese Lage viel zu wenig aus. Und dennoch hätte bei allen Unzulänglichkeiten in einer Partie auf schwachem Niveau der FCE sogar den Ausgleich machen müssen: Kocer war auf der linken Seite durchgebrochen, legte quer, doch der völlig freistehende Zlatko Janjic traf das leere Tor aus fünf Metern nicht (7.). Reagieren musste indes Neururer, der Gelb-Rot-gefährdete Cwielong wurde durch Onur Bulut ersetzt.
Bochum lässt sich trotz Führung auskontern
Die Langeweile endete mit dem Anpfiff der zweiten Halbzeit – wahnsinnige drei Minuten drehten die Partie. Erst köpfte Sukuta-Pasu den Ball nach einer Tiffert-Flanke an den Pfosten, das war Pech. Den Nachschuss verpasste Tasaka. Fast im Gegenzug ließ sich der VfL auskontern trotz eigener Führung, Chaftar ließ die Flanke zu, innen rutschte Slawo Freier aus, Guido Kocer zimmerte den Ball freistehend volley in den rechten Winkel. 1:1. Und nur zwei Minuten später verliert der VfL wieder den Ball, ist geschlossen zu weit aufgerückt. Kocer läuft allein übers halbe Spielfeld, Freier hechelt hinterher, auch sonst ist kein Bochumer zu entdecken in der entscheidenden Hälfte. Der 25-Jährige trifft von halblinks hoch ins kurze Eck, noch ein Hammer. 2:1.
Bochum plötzlich am Boden. „Das Fehlverhalten, das in zwei Minuten zu den zwei Toren führte, darf uns nicht passieren“, schimpfte Neururer, der danach auch die „blanke Angst“ entdeckte in einer zerbröselnden Defensivarbeit, ja: in der gesamten Struktur des VfL. „Dass wir nach zuvor drei Niederlagen nach den Gegentoren nicht wieder richtig aufstehen, ist von der Psyche her normal“, sagte er, ohne die schwache Leistung in der zweiten Halbzeit zu beschönigen: „Das war teilweise blanke Angst.“
Aue hat die besseren Chancen
Natürlich war auch die Stimmung im Rund plötzlich eine ganz andere und Aue obenauf. Bochum, ab der 64. Minute mit Stürmer Sven Kreyer für den ebenfalls mit Gelb belasteten Latza, hatte eine halbe Chance durch Sukuta-Pasu und eine durch Kreyer, die er vergab. Die besseren Möglichkeiten besaß der nun zielstrebigere, vom VfL ja selbst wieder aufgebaute FC Erzgebirge.
Rico Benatelli und Jakub Sylvestr, nach bösem Patzer von Maltritz, scheiterten an Esser, Schröders Schuss strich über die Latte. Schröder musste dann verletzt raus. Da Trainer Götz schon dreimal gewechselt hatte, durfte der VfL gut zehn Minuten in Überzahl spielen. Und hatte noch einmal Riesenpech: Chaftars Klasse-Freistoß springt von der Unterkante der Latte zurück ins Feld (86.) - und Bochum bleibt tief im Keller.