Bochum. Mit breiter Brust tritt der VfL Bochum am Freitag beim noch punktlosen FSV Frankfurt an. VfL-Trainer Peter Neururer setzt auf die gleiche Elf wie in Bahlingen und gegen Dresden. Auch das System bleibt gleich, Neururer nennt es ein 4-3-3.
Von einer „Tiefschlafphase“ spricht Peter Neururer, wenn er an seine erste Niederlage als Trainer des VfL Bochum in der Rettungs-Missions-Ära 2013 denkt. Am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison war das, als es am Bornheimer Hang ein 1:2 setzte. Und doch, sagt der 58-Jährige heute wie gestern, „war das die einzige Niederlage, die mich hinterher praktisch nicht mehr geärgert hat“. Weil der VfL dennoch den Klassenerhalt feiern durfte, weil mit Neururer die Wende gelungen war - und der Trainer selbst dann bleiben durfte.
Längst hat seine zweite Mission, wenn man so will, begonnen, die des Neuaufbaus, die er mit Vorstand Christian Hochstätter vorantreiben soll bis zum Aufstieg.
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Und Träume, dass man schon in dieser Saison oben mitmischen könnte, sollen befeuert werden mit einer guten Leistung, einem Sieg in Frankfurt, wo ja die meisten „Tiefschläfer“ der ersten Halbzeit vom Mai gar nicht mehr dabei sind (18.30 Uhr, live in unserem Ticker). Und vielleicht kann Neururer sogar seine zweite VfL-Niederlage der Neuzeit bereits wettmachen: Am letzten Spieltag der Vorsaison gab es ja ein 1:2 gegen Union Berlin, zum Auftakt dieser ein 2:1 in Berlin.
Klingt scharf nach 2:1. Für Bochum. „Wäre schön“, sagt Neururer lachend, „wenn wir alle Spiele kippen könnten. Dann hätten wir ja einen neuen Aufstiegsfavoriten....“
Fehlstart macht Frankfurt Druck
Forsch sind sie am Bornheimer Hang. „Schicht im Schacht!“ titelt die Stadionzeitung nun. „Das ist unser Revier“. Im Mai hatten sie noch plakatiert: „Auch mit Peter fehlt euch ein Meter.“
Für wen Schicht im Schacht ist am Freitag, wird sich naturgemäß nach gut 90 Minuten zeigen. Die Vorzeichen jedenfalls sind andere, der VfL reist als Vierter mit vier Punkten an, der FSV hat zweimal durch späte Tore verloren: 0:1 gegen Aufsteiger Karlsruher SC, 1:2 beim TSV 1860 München. Zuletzt gab es ein mühsames 3:1 nach Verlängerung beim Regionalligisten Rathenow im Pokal. „Das hat hoffentlich einen Schub gegeben“, sagt Trainer Benno Möhlmann, der Routinier unter den Liga-Coaches mit 436 Zweitliga-Partien (Neururer: 302). Allerdings musste der FSV drei Leistungsträger der famosen Vorsaison, als man bis zum Schluss um den Aufstieg kämpfte und sensatinoell Vierter wurde, abgeben an finanzstärkere Klubs: Der überragende Mittelfeldmotor Yannick Stark kickt jetzt für 1860, Flügelmann Marcel Gaus für Kaiserslautern und Torjäger John Verhoek für St. Pauli. Von den sieben Neuen, überwiegend Drittliga- und Nachwuchskräfte, schafften es nur der offensive Außen Denis Epstein (zurück aus Athen) und Innenverteidiger Joan Oumari (RW Erfurt) in die im 4-4-2 angeordnete Startelf mit Kapllani und Leckie im Angriff. Mittelfeldmann Nestor Djengoue (Chievo Verona) fehlt noch die Spielgenehmigung, Tim Heubach und Zafer Yelen fallen weiterhin verletzt aus.
Vor der vergangenen Saison übrigens, als auch das Hinspiel mit 1:3 böse in die Hose ging gegen den FSV, zählten die Frankfurter vom Bornheimer Hang zu den Lieblingsgegnern des VfL, gab es in fünf Pflichtspielen fünf Bochumer Siege. Daran anknüpfen soll die gleiche Elf wie in Bahlingen und gegen Dresden, die im Abschluss-Training gestern gegen eine B-Elf antrat, die die Schwächen des FSV, etwa beim Einrücken, nachspielen sollte. Auch das System bleibt gleich, Neururer nennt es ein 4-3-3. Je nach Situation kann man es aber auch als 4-2-3-1 oder sogar 4-1-4-1 bezeichnen. Bei eigenem Ballbesitz wird es rein zahlentechnisch kompliziert: „Sechser“ Florian Jungwirth lässt sich fallen, verteilt im Zentrum einer Dreierkette den Ball, die Innenverteidiger rücken nach außen, die Außenverteidiger nach vorne, stehen sehr hoch.
Linksverteidiger Chaftar komplettiert den Kader
Klar ist: Es ist ein flexibles System, das defensiv die Räume eng machen soll und offensiv viele Varianten bietet; und bisher hat der VfL es schon erstaundlich gut umgesetzt in der Kürze der Zeit.
Der Kader wird komplettiert von Mounir Chaftar, der Fabian Holthaus auf links im Laufe der zweiten Halbzeit ablösen könnte. Wenn der 19-Jährige die Konzentrations-Schwächen zeigt wie bei seinen ersten Pflichtspielen von Beginn an, als er stets gut loslegte und dann abbaute. Zudem sitzt Sven Kreyer auf der Bank statt Joel Reinholz.