Bochum. Nach dem aufwühlenden 3:3 gegen Borussia Mönchengladbach setzt VfL-Trainer Marcel Koller beim Revierhit am Sonntag (17.30 Uhr) vermutlich auf eine nur auf ein, zwei Positionen veränderte Startelf.
Ob er „gefeiert” wurde bei der Trainertagung in Frankfurt, fragte ein Journalist den Marcel Koller, und der VfL-Coach lachte herzhaft. „Nein”, erzählte der Schweizer von der (ansonsten kaum erwähnenswerten) Veranstaltung, aber Jürgen Klopp, der habe sich bei ihm bedankt „für einen schönen Sonntagnachmittag”.
Dieses 3:3 gegen Gladbach, nicht nur für den BVB-Trainer eine tolle Show – wobei der VfL in den ersten 45 Minuten nur die Statistenrolle einnahm. Bei diesem Thema mutiert Koller umgehend vom Gute-Laune-Mann zum energischen Trainer. Man spürte gestern Mittag im „8zehn48, in dem von einer Vorabend-Veranstaltung noch nach reichlich Bierkonsum müffelnden Raum, dass die Gegentore dem Coach einen hartnäckigen Kater beschert hatten. Das 0:1, vor allem das 0:2 und das 0:3 fielen nach Fehlerketten, wie man sie in der Vorbereitung, zuletzt gegen Piräus, oft gesehen hatte. Christoph Dabrowski und Christian Fuchs auf der linken Abwehrseite schauen nur zu, Gladbachs Levels und Arango können in aller Ruhe flanken, in der Defensiv-Zentrale stehen Marcel Maltritz und Anthar Yahia weit weg von ihren Gegenspielern, und Torwart Philipp Heerwagen haut auch nicht dazwischen. „Wenn man den Gegner im Rücken hat, kann man Ball und Gegner auch nicht sehen”, so Koller spitz; vor den Flanken müsse man „draufgehen. Wir waren zu weit weg, in der gesamten Defensiv-Zone.” Am Willen, versichert er, lag es nicht. „Vielleicht war man überpowert. Die Vorbereitung lief gut, man will zeigen, was man kann, und dann klappt es nicht so.” Erster Fehlpass, zweiter Fehlpass, das 0:1: „Dann ist keine Ruhe mehr da, das Selbstvertrauen ist weg.”
Zumal seine Elf auch taktisch schlecht agiert habe: nur „mit kurzen Pässen in den Fuß”, was oft schiefging und Gladbach zu Kontern einlud. Koller: „Wir haben nur gestanden.” Ohne Bewegung könne man eben nicht lang spielen, in den Rücken des Gegners. Dies und vor allem, „energisch dazwischen zu gehen, mit mehr Leidenschaft” forderte er von seinem Team in der Pause ein – nicht tobend, „weil das nichts bringt”, aber deutlich.
Dass all diese Fehler auf Schalke am Sonntag (17.30 Uhr) nicht erneut auftreten – Koller glaubt dran: „Wir haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, dass wir es drauf haben.” An dieser starken Leistung will er sein Team messen – und damit einschwören auf Schalke. Aggressivität, „Mut” und „Selbstvertrauen” erwartet er. Von der gleichen Startelf?
Koller hält sich da naturgemäß bedeckt. Es klingt aber durch, dass es ein, vielleicht zwei Änderungen geben wird. Nicht weniger – nicht mehr: „Nach einem Spiel kann man nicht alles auf den Kopf stellen, nach zwei Spielen auch nicht”, sagt er. Rechtsverteidiger Marc Pfertzel bescheinigte er eine klare Steigerung, seinem Konkurrenten Matias Concha vollen Einsatz – im Training: „Wenn etwas sein sollte, ist er bereit.” Ähnlich äußert er sich zu Mergim Mavraj. Heißt: Sind alle gesund, bleibt hinten alles beim Alten.
Im Mittelfeld überzeugten Daniel Imhof, Joel Epalle und Mimoun Azaouagh in Halbzeit zwei – ebenso wie Slawo Freier. Möglich, dass er rechts spielt und Azaouagh von Beginn an links. Oder bringt Koller eine defensivere Variante mit Doppel-Sechs? „Die Frage ist, ob das nötig ist”, sagt er. Grundsätzlich dürfe man nicht nur hinten drin stehen, „sonst wird man überrannt”.
Man darf also spekulieren, und man meint herauszuhören, dass Koller auch in Schalke auf ein 4-4-2 mit Raute setzt. Vielleicht mit Freier, wahrscheinlich ohne Dabrowski. Der 31-Jährige brauche „sicher noch ein paar Spiele”, um aus seinem Leistungs-Loch herauszufinden, in das er bereits am Ende der Vorsaison gefallen war. Die Frage sei aber, so Koller, ob man bei einem komplett gesunden Kader „die Zeit hat, ihm so viele Spiele zu geben”.
Eine zweite Änderung könnte es im Angriff geben, sollte Koller neben Stanislav Sestak eine zweite schnelle Spitze dem Stoßstürmer Diego Klimowicz vorziehen. Zugang Zlatko Dedic macht im Training einen guten Eindruck, und auch wenn er vom Typ eher ein Ersatz für Sestak wäre, ist er, nun ja: „eine Option”.