München. . So zieht man sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Dem ganz schwachen 0:2 gegen Regensburg ließ der VfL Bochum am Freitag ein erkämpftes und erzittertes 1:0 beim TSV 1860 München folgen, obwohl Holmar Eyjolfsson früh - zu Unrecht - die Rote Karte gesehen hatte.
Carsten Rothenbach hüpfte in die Riesenarme von Andreas Luthe, den „Hexer“, wie Trainer Karsten Neitzel hinterher genüsslich feststellte. Und während die meisten anderen Bochumer zu erschöpft waren zum Jubeltänzchen, umarmte Vorstand Jens Todt seinen Kapitän, drückte den Coach und den Doc, ballte die Faust – und lachte vor Glück. 1:0 hatte der personell gerupfte und ab Minute 17 in Unterzahl spielende VfL Bochum gewonnen - beim hoch favorisierten TSV 1860 München.
Mit Geschick in Halbzeit eins und Glück in Durchgang zwei, vor allem aber mit viel Einsatz. „Maximal verausgabt“, lobte Neitzel, habe sich sein „Restpersonal“, und Todt erklärte: „Jeder hat sich heute zerrissen für den anderen.“ Und deshalb hat man vor dem Revierderby gegen den MSV wieder ein bisschen Luft im Abstiegskampf.
Gelashvili spielte erstmals von Beginn an für den VfL Bochum
Dabei hätte der Tag nicht düsterer beginnen können. Leon Goretzka meldete sich krank ab, ebenso wie Alexander Iashvili - beide klagten über zu starke Erkältungen. Die Liste der Ausfälle summierte sich auf acht Offensive (mit Aydin, Tasaka, Ortega, Dedic, Freier,
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Gündüz), hinzu kommen der verletzte Fabian und der gesperrte Dabrowski. Folge: Eine Startelf, mit der man vor ein paar Wochen noch Millionär geworden wäre, wenn man auf sie hätte wetten dürfen. Faton Toski kam zu seinem ersten Saisoneinsatz nach monatelanger Verletzungsauszeit, Nika Gelashvili durfte erst zum zweiten Mal von Beginn an ran. Toski begann überraschend als zweite Spitze neben Kevin Scheidhauer, dahinter formierte sich eine flache Vier mit Rzatkowski und Gelashvili auf den Außen sowie Lukas Sinkiewicz und Christoph Kramer zentral. Holmar Eyjolfsson durfte neben Marcel Maltritz in die Innenverteidigung.
Das allerletzte Aufgebot des VfL gegen Löwen in Bestbesetzung: 60-Trainer Alexander Schmidt („Mehr Offensiv-Risiko geht nicht“) hatte sogar den als verletzt geltenden Rob Friend aufgestellt, auch Benjamin Lauth verstärkte die Sechziger.
Schiedsrichter Wingenbach zeigte dem falschen VfL-Spieler Rot
Im Mediencenter der Arena ging es da vor dem Anpfiff nur um eine Frage: wie hoch? 4:0? 5:0?
Von wegen. Der VfL begann engagiert, konzentriert, spielstark. Der enorm lauf- und zweikampfstarke Kramer scheiterte noch knapp, eine Minute später aber vollstreckte Scheidhauer nach Lupfer-Pass von Rzatkowski zum 1:0 (10.). Allerdings nahm er die Hand zu Hilfe, der Treffer hätte nicht zählen dürfen. Glück gehabt. Nicht zum letzten Mal ...
Kurz darauf der Rot-Schock: Eyjolfsson flog vom Platz.
Es war die zweite verheerende Fehlentscheidung von Schiedsrichter Markus Wingenbach. Benny Lauth war enteilt, und Maltritz brachte ihn als letzter Mann per Trikotzupfer zu Fall. Wingenbach wertete das als Notbremse – und erwischte den Falschen. „Unglaublich“, stöhnte der Pechvogel, der gerade erst seine Rotsperre aus dem Dresden-Spiel abgesessen hatte. „Wir gehen davon aus, dass er kein weiteres Spiel gesperrt wird“, erwartet Todt einen Freispruch.
Überragender Luthe sicherte dem VfL Bochum in der Schlussphase den Sieg
Der VfL musste erneut, wie in Dresden, wie beim 0:2 gegen Regensburg, lange, diesmal gut 70 Minuten in Unterzahl klar kommen. Und schaffte das bis zur Pause - jetzt mit Sinkiewicz hinten und Toski im Mittelfeld – souverän.
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Nach dem Wechsel kam Jonas Acquistapace für Toski, damit gab es mit ihm und Maltritz die dritte (!) Innenverteidigung in diesem Spiel - Sinkiewicz sollte zurück auf die Sechs. München drückte nun vehement auf den Ausgleich, Andreas Luthe verdiente sich Bestnoten in Serie. Halfars Schlenzer (63.) parierte er ebenso glänzend wie Stahls Kopfball, den anschließenden Fallrückzieher von Friend wehrte Sinkiewicz mit der Hand ab – doch der Pfiff blieb aus. Wieder Glück gehabt (70.). Entlastung gab es nur selten, meist durch den starken Rzatkowski, dem mit einem Freistoß fast das 2:0 geglückt wäre – Kiraly hielt. Sinkiewicz rettete gegen wütende Münchener - diesmal regelkonform - mit dem Kopf vor der Linie, ehe Luthe, die Latte (86. nach Stahl-Schuss) und erneut Luthe den Sieg festhielten.
1:0 – glücklich bei diesen Chancen, bei 30:7 Torschüssen für München. Aber irgendwie, so Neitzel, „auch nicht unverdient“.