Bochum. . Für den Fußball-Zweitligisten VfL Bochum endet die Winterpause mit dem Spiel gegen Aufsteiger VfR Aalen. Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis redet aber bereits ohne Schaumschlägerei von höheren Zielen. Doch bis zur Erstklassigkeit“ ist es noch ein weiter Weg für den Verein.
Alles auf Anfang. Sicher, die Saison ist beileibe nicht mehr jungfräulich, und der VfL Bochum hat sich im alten Jahr reichlich Schrammen und Kratzer eingefangen, doch der an der Castroper Straße spürbare Optimismus erinnert ein wenig an den vergangenen Sommer. Damals wollte man mit frischem und forschem Fußball „Verfolger der Spitzengruppe“ sein, jetzt sind alle rund um den VfL zumindest davon überzeugt, dass die Qualität des Zweitligisten deutlich besser ist als der Tabellenplatz.
Todt hat's nicht leicht in Bochum
Der birgt Risiken und Gefahren. Vor dem ersten ernsthaften Kick der Bochumer in 2013 am Freitag beim Aufsteiger VfR Aalen (18 Uhr/live in unserem Ticker) trennen den VfL bescheidene vier Punkte von Dynamo Dresden und damit vom Relegationsplatz. Und deshalb kommt der Optimismus der Bochumer auch nicht ganz so unbefangen und unbelastet daher, wie das noch vor dem Saisonbeginn der Fall war. „Wir wollen und müssen so schnell wie möglich den Abstand nach unten vergrößern“, sagte Sportvorstand Jens Todt, der ziemlich grantig war nach der 1:2-Niederlage im Testspiel gegen den SC Paderborn. Zwischen der Leistung, die gut und ansehnlich war, und dem unbefriedigenden Ergebnis taten sich nämlich Welten auf. „Im Abstiegskampf“, wetterte Todt, „kannst du dir solche Fehler nicht erlauben“.
Der 43-Jährige hat’s nicht leicht in Bochum, wo man einerseits der eigenen Geschichte wegen zwangsläufig ambitioniert sein muss, andererseits mit jedem weiteren Zweitligajahr und weiter sinkenden Erlösen die volle Härte des Wettbewerbs zu spüren bekommt. Elf Verträge laufen im kommenden Sommer aus, Spieler Nummer zwölf auf dieser Liste, Marc Rzatkowski, hat sich bereits gegen Bochum und für St. Pauli entschieden. Rzatkowski entstammt dem eigenen Nachwuchs, war zum Lernen nach Bielefeld verliehen worden und verabschiedet sich demnächst, nachdem er sich in die gewünschte Richtung entwickelt hat. So etwas tut weh, ist aber wohl unvermeidlicher Teil des Geschäfts.
Dass Todt, dessen Vertrag ebenfalls auf die kommenden Monate begrenzt ist, das Vertrauen des Aufsichtsrates besitzt, sollte den unheilvollen Bochumer Kreislauf des Heuerns und Feuerns in den letzten Jahren beenden oder zumindest unterbrechen. „Jens Todt wird uns noch ohne Zweifel weiterhelfen“, sagte Hans-Peter Villis der WAZ vor wenigen Tagen. Das war schon etwas mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl.
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Der Energie-Manager Villis, seit September 2012 Vorsitzender des Aufsichtsrates, ist derzeit außerordentlich präsent und aktiv und bemüht sein weit gespanntes Netzwerk, um dem VfL auf die Sprünge zu helfen. Persönlich ist er eingesprungen, als es schlecht stand um die Lizenz, künftig will er den Freundes- und Partnerkreis vergrößern. Sein Anspruch, frei von Arroganz und Schaumschlägerei in die Öffentlichkeit transportiert, lautet: „Erstklassigkeit.“
Neitzel weiß so ziemlich alles über Fußball
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg für den VfL Bochum, aber diesen Weg wolle man „gemeinsam gehen“, hieß es vor einiger Zeit. Dabei bleibt’s, auch an den schwierigeren Tagen. Und vielleicht entpuppt es sich noch als Glücksfall, dass Todt zwei so unterschiedliche Typen wie den gescheiterten Andreas Bergmann und dessen einstigen Co-Trainer Karsten Neitzel zusammen gebunden hat. Neitzel, als Junior ein Spross der erfolgreichen Dresdener Nachwuchs-Schmiede, danach Absolvent und Intimkenner der viel gerühmten Freiburger Schule, weiß so ziemlich alles über Fußball und bekommt voraussichtlich in Bochum erstmals die Chance, über den Tag hinaus als Cheftrainer Verantwortung zu übernehmen.
Hält der Februar, was man sich in Bochum von ihm verspricht, dürften die Personalien Todt und Neitzel rasch abgearbeitet werden, alles weitere wird dann folgen. Mit der Arbeit seiner Mannschaft ist Neitzel jedenfalls zufrieden. „Ich wollte sie da haben, wo wir stehen“, sagte er gestern, blieb dabei aber betont nüchtern und sachlich. Die zwei Testspiel-Niederlagen gegen Köln und Paderborn mahnen zu Zurückhaltung. Und der Interimstrainer, der Neitzel noch ist, weiß worum es geht: „Leistung reicht nicht, wir brauchen Punkte.“