Bochum. Seit vier Monaten steht er dem Aufsichtsrat des VfL Bochum vor. Hans-Peter Villis (54), bis vor kurzem einer der einflussreichsten Energie-Manager Deutschlands, soll und will den VfL aus seiner momentan schwierigen Lage in eine bessere Zukunft führen. Der gebürtige Castroper im Interview.
Herr Villis, man hört wenig von Ihnen, seit Sie im September des letzten Jahres den Vorsitz des Aufsichtsrates übernommen haben. Meiden Sie die Öffentlichkeit?
Hans-Peter Villis: Nein, ich finde viel mehr in der Öffentlichkeit statt als vorher, bei Wirtschaftsveranstaltungen, Empfängen, natürlich auch bei den Heimspielen. Aber ich möchte nicht, dass der Verein auf eine Person reduziert wird. Ich bin keiner, der die große Bühne braucht.
Sie stehen jetzt seit vier Monaten in der Verantwortung und haben den Klub inzwischen auch von innen näher kennen gelernt. Wie erleben Sie den VfL?
Villis: Ich bin zurzeit relativ oft hier und muss zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, als Ehrenamtlicher so eingebunden zu sein. Das Geschäft ist nicht neu für mich, aber anders. Wenn man näher dran ist, dann sieht man erst, wie komplex der Verein ist. Und es ist egal, ob ein Unternehmen 30 Millionen umsetzt oder 19 Milliarden, Sie müssen Verantwortung übernehmen. Es war jedenfalls keine Fehlentscheidung, das zu machen und den Vorsitz zu übernehmen. Mein persönlicher Anspruch ist es, erstklassig zu sein - auch was das Führen des Vereins angeht.
Was kann man denn aus Ihrer Sicht verbessern?
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Villis: Wir haben sehr angenehme Partner, erst vor ein paar Tagen haben einige von ihnen signalisiert, dass Sie uns nicht nur treu bleiben, sondern sogar etwas mehr tun wollen. Dennoch glaube ich, dass wir noch näher an unsere Partner ‘ran müssen. Wenn man uns mit Dortmund und Schalke vergleicht, sind wir ja eher ein Familienunternehmen. Das Wir-Gefühl spielt bei uns eine große Rolle. Das ist ein Wert an sich.
Apropos Dortmund. Die Klubs konkurrieren nicht nur um Spieler. Kürzlich hat der BVB eine Marketing-Mitarbeiterin des VfL abgeworben.
Villis: Es herrscht natürlich auf allen Ebenen freier Wettbewerb. Wenn jemand gut ist, wird er halt angesprochen.
Stichwort Wettbewerb. Der VfL hat in seiner dritten Zweitligasaison nicht nur sportliche, sondern auch wirtschaftliche Probleme. Die Rede ist von einer Unterdeckung in Höhe von zwei Millionen Euro, jenseits der 6,8 Millionen Schulden. Was macht die Nachlizenzierung?
Villis: Die Lizenz werden wir kriegen, das ist uns signalisiert worden. In dieser Saison brauchen wir uns keine finanziellen Sorgen mehr zu machen, in Abhängigkeit von der Tabellensituation können wir sogar noch ein positives Ergebnis erreichen - eine schwarze Null.
Wie man hört, haben einige Freunde des Vereins, auch Sie, Geld in die Hand genommen und unterstützend eingegriffen.
Villis: Es gibt tatsächlich eine so genannte VfL-Förderanlage, die im direkten Kontakt mit ein paar Leuten zustande gekommen ist, sozusagen
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bilateral. Das ist eher ein privates Darlehen, läuft über drei Jahre und wird bei Steigerungsraten, die von einer erfolgreichen Nachwuchsarbeit abhängig sind, mit 3,5 Prozent basisverzinst. Ähnliches haben schon viele Vereine gemacht. Wir wollen das künftig intensivieren, um uns breiter aufzustellen. Es gibt durchaus Leute, die gewillt sind, etwas für den VfL zu tun, aber die kommen nicht von selbst. Wir wollen und werden ein Netzwerk schaffen. Und wir wollen noch mehr Freunde gewinnen.
Andere Baustelle. Im Sommer steht ein Umbruch bevor, neben vielen Spielerverträgen sind auch die Positionen des Sportvorstands und des Trainers noch nicht geregelt. Um eine verlässliche Personalpolitik betreiben zu können, müssten Sie doch diese Besetzung zuerst klären.
Villis: Das stimmt, wir haben eine Riesenaufgabe vor uns und werden das mit dem Trainer und dem Vorstand zeitnah diskutieren, vor allem die Personalie Jens Todt. Da wollen wir frühzeitig Signale setzen.
Jetzt hat Todt bei einem Teil der Fans keine guten Karten, weil er Erwartungen geweckt hat, die die von ihm zusammen gestellte Mannschaft bislang nicht erfüllen konnte. Beeinflusst Sie das in Ihrer Entscheidung?
Villis: Nein, man muss einfach einen geraden Rücken machen. Man kann auch nicht nur einem ans Bein pinkeln. Wir haben gemeinsam gesagt, dass wir diesen Weg gehen. Jens Todt wird uns weiterhelfen, daran gibt es gar keinen Zweifel. Wir haben dieses Thema unter anderem am Dienstag in der Aufsichtsratssitzung auf der Tagesordnung, lassen uns terminlich aber nicht unter Druck setzen.