Belek/Türkei. . Während Leon Goretzka Klausuren schreiben musste, fand Yusuke Tasaka im Trainingslager in Belek ein wenig Zeit, um über seine Ziele zu sprechen. Der Japaner fühlt sich offenbar richtig wohl beim VfL Bochum - und würde gerne auch länger im Revier bleiben.

Das ist doch mal eine kernige Aussage und fast so etwas wie eine Liebeserklärung. „Bekäme ich nach Ablauf meines Vertrages in Bochum ein Angebot zu verlängern, würde ich wohl bleiben.“

Der das sagt, ist gerade mal ein halbes Jahr im Revier, in einem bis dahin unbekannten Land und nie besuchten Kontinent. Aber Yusuke Tasaka scheint es richtig gut zu gefallen hier, trotz der leichten Anlaufschwierigkeiten, trotz der sportlich schwierigen Lage des Zweitligisten VfL Bochum. Zur Erinnerung: Tasakas Vertrag läuft bis 2015.

„Tasa“, wie er praktischerweise in seiner neuen Umgebung gerufen wird, ist bereits der dritte Spieler, der aus der japanischen J-League den Weg nach Bochum gefunden hat. Kein Wunder, nimmt doch die Zahl der asiatischen Spieler in Europa und speziell in Deutschland rasant zu.

„Die Japaner sind technisch gut und schnell“

„Die Japaner sind technisch gut und schnell“, begründet Tasaka den Asien-Boom. Und außerdem habe die WM in Japan und Südkorea gezeigt, dass die Nationalmannschaften dieser Länder „sehr nahe rangekommen“ seien an die Weltspitze. Und natürlich habe dann auch Shinji Kagawa in Dortmund allerbeste Werbung für Spieler made in Japan betrieben.

Goretzka im Klausurstress

Von den schulischen Pflichten ist Leon Goretzka auch in der Türkei nicht entbunden. Zwei Klausuren hat der Schüler der zwölften Klasse im Trainingslager geschrieben. Während sich seine Mitstreiter vom Training erholten, beschäftigte sich der 17-Jährige mit Mathematik und Spanisch. Per Fax wurden die fertigen Arbeiten zurück nach Bochum geschickt, wo sie benötigt werden. Noch in dieser Woche sind Zeugniskonferenzen.

Eyjjolfsson gewinnt ein Handy

Munter ging es am Montagvormittag beim Training zu, nicht nur, weil ein freier Nachmittag angekündigt war, an dem auch die Sonne wieder rauskam. Seilchenspringen solo oder zu zweit, auch mal mit verbundenen Augen, auf die Zuverlässigkeit des Partners vertrauend, lockerte die Stimmung und sorgte sowohl bei den Spielern als auch bei den mitgereisten Fans für Gelächter. Auch das anschließende Dreier-Turnier mit der jeweils unbeteiligten Mannschaft in der Rolle der Schieds- und Linienrichter kam an. Gesamtsieger des Vormittags wurde Holmar Eyjolfsson, der anschließend ein neues Handy sein Eigen nennen durfte.

21 Fans dabei, aber kein Sponsor

21 Fans, die im gleichen Hotel wohnen wie die Spieler, haben den VfL diesmal in die Türkei begleitet, das sind ein paar weniger als in den vergangenen Jahren. Eine Sponsorenreise ist nicht im Angebot. Das Interesse daran war zu gering. In diesem Punkt sollte sich der VfL etwas einfallen lassen, um die Sponsoren emotional stärker an den Klub zu binden.

Bei sich selbst sieht der Mittelfeld-Akteur noch Luft nach oben. Seine Bestleistung habe er noch nicht zeigen können, weil er „hauptsächlich darauf geachtet“ habe, „für das Team zu spielen“. Er habe sich anfangs darauf „konzentriert, keine Fehler zu machen“ und „nicht so richtig verstanden“, wie der VfL, aber auch der jeweilige Gegner spielt. Dass noch „im November der eine oder andere“ Bochumer Spieler derart verunsichert war, dass er „gar nicht den Ball haben wollte“, kam erschwerend hinzu.

Von Spiel zu Spiel stärker

Andererseits war da die Erfahrung des Japaners gefordert, der dann auch prompt von Spiel zu Spiel stärker und damit sicherer wurde.

Bis ihn eine Innenbandverletzung, erlitten nach einem Press-Schlag im Training, stoppte. Inzwischen aber, sagt er in Belek, habe er nur noch bei maximaler Belastung leichte Beschwerden, trainieren kann er ohne Einschränkungen. Und auch wieder spielen. Am Mittwoch im Testspiel gegen den 1. FC Köln soll Yusuke Tasaka wieder mit von der Partie sein.

Gesundheit und Fitness vorausgesetzt, dürfte er, wenn es denn bald wieder um Punkte geht, ohnehin gesetzt sein – im Mittelfeld auf der Halbposition. Dort, glaubt er, „kann ich das Beste aus mir rausholen“ - in einem Land, dessen Fußball „hart und schnell“ sei und damit exakt so, wie er es „erwartet“ hat.