Belek/Türkei. . Bochums Angreifer Kevin Scheidhauer hat in Wolfsburg unter Felix Magath gelitten, beim VfL fühlt sich der 20-Jährige wieder wohl. Auch die Verantwortlichen des Zweitligisten sehen in ihm einen Hoffnungsträger. Ein Porträt.

20 ist er erst, doch schon lange daran gewöhnt, mehr oder weniger selbstständig zu leben. Mit 15 bereits kam Kevin Scheidhauer aus Leipzig nach Wolfsburg, lebte dort zunächst im Internat und seinen Profitraum. Als er dort nicht weiterkam, wechselte er nach Bochum – leihweise. Jetzt hat er das erste halbe „richtige Profijahr“ hinter sich, denn die Zeit in Wolfsburg nach Unterzeichnung des ersten Vertrages, sagt er, „zähle ich nicht“.

Es war in Wolfsburg auch noch die Zeit des Meistermachers Felix Magath, entsprechend, so Scheidhauer, gestaltete sich die Kommunikation. Eine Zeit der Stille, der Machtdemonstrationen und Einschüchterungsversuche. Der Nachwuchsspieler Scheidhauer jedenfalls hat Magath als „noch schlimmer“ in Erinnerung als der häufig geschildert wird.

Kevin Scheidhauer muss damit nicht von sich ablenken – nach einem verschenkten Jahr. Der junge Stürmer kam nahezu ohne Wettkampfpraxis nach Bochum und fühlte sich in den ersten Trainingseinheiten „wie ein Kreisliga-Spieler“, weil er „keinen Zweikampf gewann“. Ein halbes Jahr später ist die Sicherheit zurück und damit auch die „Ruhe am Ball“.

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Scheidhauer, der mit Freundin und Hund in Bochum lebt, gilt bei den Verantwortlichen des VfL als Hoffnungsträger. Trainer Karsten Neitzel hat ihn kürzlich mit Daniel Ginczek verglichen, der ja ebenfalls ausgeliehen war, allerdings nur für eine Saison. Im Fall des Leipzigers könnte der VfL, so denn die Entwicklung weitergeht, etwas länger mit einem Perspektiv-Spieler planen – sein Kontrakt läuft über zwei Jahre.

„Ich hoffe, es wird noch besser“

Natürlich sagt Kevin Scheidhauer das, was man erwarten darf. Dass er „zufrieden“ ist mit der Entwicklung in Bochum, weil er Einsatzzeiten bekommen hat und zwei Tore geschossen hat in der Liga. Und klar, er hofft darauf, dass es so weiter geht oder „noch ein bisschen besser wird“.

Manches indes erschließt sich ihm nicht auf Anhieb. Seine Nichtberücksichtigung nach einem guten Auftritt in Braunschweig etwa. Zu den für einen Spieler in seinem Alter nicht ungewöhnlichen Leistungsschwankungen sagt er: „Jeder versucht das Bestmögliche aus sich herauszuholen, ob es immer gelingt, ist eine andere Sache.“

Jedenfalls glaubt er nicht, dass die auch sportlich schwierige Lage des VfL Bochum seine Situation verkompliziert oder die Entwicklung gar behindert: „Wir haben uns nicht runterziehen lassen und uns auch nicht gegenseitig angemacht, weil wir wussten, dass wir besser sind als es der Tabellenplatz ausdrückt.“

Gelassen und abgeklärt

Klingt alles schon sehr gelassen und abgeklärt. Vielleicht ja deshalb, weil er doch etwas Wesentliches „unter Magath gelernt“ hat – nämlich, „dass Fußball ein Tagesgeschäft ist: Heute bist du der Arsch, morgen der gefeierte Held“.